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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Brötchen vertilgt.
    Draußen auf dem Hauptdeck weht nur noch ein sanfter Wind, und im Westen sind zwischen den Wolken blaue Stellen zu sehen. Dorrin steht auf der linken Seite der Ryessa und sieht dem Wind zu, der die Gischt von den Kämmen der dunkelgrünen Wellen spritzen lässt. Die Ryessa ist kein Schiff, das elegant durch die Wellen gleitet. Ihre Bewegungen wirken eher unbeholfen und eckig.
    Dorrin wischt sich die Gischt von der Stirn. Wie soll er sich jemals entscheiden, was er tun soll? Lortren, Gelisel und sein Vater haben ihm gesagt, alles sei völlig klar und Maschinen wären die Werkzeuge des Chaos. Aber sind sie das wirklich? Eine kleine Stimme in Dorrin wehrt sich gegen diese Beurteilung.
    Wieder stürzt die Ryessa in ein Wellental, und Dorrin steht in einem Schauer von Salzwasser.
    »Darf ich dir Gesellschaft leisten?«
    Dorrin fährt herum.
    Kadara steht dicht neben ihm.
    »Wo ist Brede?« fragt Dorrin.
    »Du bist so gerade heraus wie eh und je«, sagt sie. »Er isst noch, aber ich denke, er wird gleich hier sein.«
    »Wie schön.«
    »Dorrin …« Kadara spricht leise, aber ihre Stimme klingt dennoch ein wenig gereizt.
    Dorrin hält ein Seufzen zurück. Will er wirklich mit ihr reden? »Entschuldige.«
    »Brede kann doch nichts dafür, dass er mit dem Schwert gut umgehen kann.«
    Oder mit dir, denkt Dorrin. Aber er sagt: »Das stimmt wohl.«
    »Weißt du, dass ich dies alles hier nur dir zu verdanken habe?«
    »Das hast du mir mehr als einmal unter die Nase gerieben.«
    Der Westwind frischt auf. Er riecht nach Salz und lässt die kurzen roten Haare um Kadaras Gesicht wehen.
    »Darf ich mich zu euch gesellen?«
    Dorrin sieht sich über die Schulter um. Der große, kräftige Bursche mit den blonden Haaren hat sein Frühstück beendet. »Geht es dir jetzt besser, Brede?«
    »Ich hatte Hunger.« Der blonde Mann lächelt, es ist ein warmes, gewinnendes Lächeln. Er trägt eine graue Hose und ein hellblaues langärmliges Hemd. Ohne das Langschwert, das er sonst meist auf dem Rücken trägt, erinnert er sehr an den Bauernsohn aus dem Tal des Feyn, der er war, bevor er unter Lortrens Anleitung im Laufe eines halben Jahres zu einem guten Schwertkämpfer wurde.
    »Wie lange noch bis Tyrhavven?« fragt Kadara.
    »Mindestens noch ein Tag«, antwortet Brede.
    Dorrin zuckt die Achseln und dreht sich gerade rechtzeitig zum Bug der Ryessa herum, um die nächste Ladung salzige Gischt in die Augen zu bekommen.
    »Es ist ein weiter Weg von Landende«, meint Kadara nachdenklich.
    Schweigen und das Rauschen des Meeres sind besser als peinliche Diskussionen. Dorrin blickt wieder auf das Wasser. Brede runzelt die Stirn, dann richtet er sich auf und geht zum Heck. Wieder sprüht Gischt hoch und benetzt das Deck.
    »Du machst es einem wirklich nicht leicht, wenn man sich mit dir unterhalten will«, sagt Kadara leise.
    Dorrin kann sie im Rauschen der Wellen und im Knarren des Schiffes kaum verstehen. »Was gibt es denn zu bereden?«
    »Genau das meine ich. Du redest überhaupt nicht mehr mit mir. Es ist, als wären wir Fremde, obwohl wir doch als Nachbarn aufgewachsen sind.«
    Du hast Brede, will Dorrin sie anfauchen. Aber er schweigt und zuckt nur mit den Achseln.
    Die Ryessa macht einen Satz, und Dorrin bekommt einen Schwall Wasser ab. Mit nassen Beinen hält er sich an der Reling fest.
    Als er sich wieder umdreht, ist Kadara fort.

 
XVII
     
    D orrin läuft über das Deck und vertieft sich in die Konstruktion des Schiffs. Er erforscht das Zusammenspiel der Bauteile, die Kräfte, die Spannungen, und vor allem interessiert er sich für die einfachen Maschinen.
    Über ihm setzen die Matrosen gerade die Segel neu. Nicht alle, sondern nur die Hauptsegel. Im Süden verläuft neben dem Hafen eine graubraune Linie am Horizont. Dorrin blickt hinauf zum hinteren Hauptmast, an dem eine riesige suthyanische Flagge weht. Die Wolken, die das Schiff am frühen Morgen mit Regen eingedeckt haben, sind inzwischen verschwunden, aber der Himmel ist immer noch grau.
    Die Ryessa macht trotz des Gegenwindes gute Fahrt und schiebt sich schräg in eine Lücke zwischen den niedrigen dunklen Hügeln. Hinter dem Küstengebirge türmt sich eine neue Front niedrig hängender Wolken. Dorrin sieht noch einmal hin, forscht aber dieses Mal auch mit seinen Sinnen und erkennt, dass es keine Wolken sind, sondern eine zweite, höhere Hügelkette, die mit Schnee bedeckt ist. In Recluce und Tyrhavven hat der Frühling längst begonnen, aber hier, in den

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