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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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angerufen? Eben hast du uns erzählt, wie sehr du ihn hasst, und das schienen mir sehr einleuchtende Gründe zu sein.«
    »Ähm …« Harpa wand sich, und Magnus wartete. Er hatte das Gefühl, als versuchte sie, sich an etwas zu erinnern, nicht etwas zu ersinnen. Es wirkte, als sei es für Harpa wichtiger, das vorher Gesagte zu wiederholen, anstatt mit der Wahrheit herauszurücken.
    »Wahrscheinlich liebte ich ihn trotz allem noch.«
    »Ach, ich bitte dich!«, rief Magnus. »Er hat sich dir gegenüber unmöglich verhalten.«

    »Stimmt«, sagte Harpa. »Aber ich war leicht betrunken, war seit Gabríel Örn mit keinem anderen Mann mehr zusammen gewesen, ich wurde nervös, hatte vielleicht sogar Angst. Ich bekam Schuldgefühle.«
    Magnus schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir kein einziges Wort.«
    »Es ist mir egal, was du glaubst!«, rief Harpa. »Ich weiß auch nicht mehr, was ich glaube. Nach Gabríels Tod änderte sich alles. Ich weiß nicht mehr, warum ich ihn liebte, ich weiß nicht mehr, was ich damals für ihn empfand. Der Mann, den ich liebte, brachte sich um! Ja, ich hasse ihn. Und manchmal liebe ich ihn auch. Manchmal fühle ich mich schuldig. Keine Ahnung, warum, ist halt so.« Sie kämpfte um Haltung. »Ich habe keinen blassen Schimmer mehr, warum ich ihn anrief. Ich war damals ein anderer Mensch.«
    Das konnte Magnus ihr eher abnehmen. Es war schwer vorstellbar, wie sich eine normale Frau fühlte, wenn sich ihr ehemaliger Freund umbrachte, ganz egal wie gemein er zu ihr gewesen war. Magnus wusste, dass Gefühle nicht unbedingt logisch oder einleuchtend waren.
    Doch alle hier gingen von einer Annahme aus, mit der Magnus nicht so recht glücklich war.
    »Harpa«, er beugte sich vor und sah ihr über den Küchentisch ins Gesicht. »Besteht deiner Meinung nach die Möglichkeit, dass Gabríel Örns Tod kein Selbstmord war?«
    »Nein«, sagte Harpa. »Nie und nimmer. Es war Selbstmord. Muss es gewesen sein. Ihr habt den Fall doch untersucht.«
    »Hatte Gabríel Örn Feinde?«, fragte Magnus. »Mal abgesehen von dir?«
    »Was willst du damit andeuten?«
    »Ich stelle nur eine Frage.«
    »Es gab viele Menschen, die Gabríel Örn nicht mochten. Letzten Endes war er Abschaum.«
    »Und ohne ihn ist die Welt besser dran?«

    »Nein!«, rief Harpa, jetzt den Tränen nahe. »Nein! Das stimmt nicht! Du drehst mir das Wort im Munde um. Sein Tod war grauenhaft, genauso wie der von Óskar. Wieso macht ihr euch nicht auf die Socken und findet heraus, wer sie umgebracht hat?«
    »Sie?«, fragte Magnus mit angedeutetem Grinsen.
    »Ihn, verdammt noch mal! Óskar! Hör auf, mich aufs Glatteis zu führen, das beweist gar nichts. Und jetzt geht bitte.«

    »Dein Gefühl war richtig, Árni«, sagte Magnus, als sie zurück ins Zentrum fuhren. »Kein Wunder, dass sie ihren Vater nicht dabeihaben wollte. Sie sagt uns nicht die Wahrheit.«
    »Dachte ich auch. Meinst du, wir hätten ihn dabehalten sollen?«
    »Nein, dann hätte sie komplett dichtgemacht«, sagte Magnus. »Árni, du musst dir genauere Notizen machen. Was du dir zu der Befragung im Januar notiert hast, ist nicht zu gebrauchen. Du musst die Einzelheiten aufschreiben. Wenn sich die Leute bei den Details vertun, bekommt man sie zu packen.«
    »Das kam mir damals nicht wichtig vor«, sagte Árni. »Wir haben das ganz mechanisch abgewickelt. Der Große Lachs war überzeugt, dass es Selbstmord war und nichts anderes.« Der Große Lachs war der Spitzname von Snorri Guðmundsson, dem Nationalen Polizeichef. »Außerdem war ich müde. Ich war auch auf der Demo gewesen, und mir wurde der Joghurt ins Gesicht geworfen. Alle wurden eingesetzt, selbst die Kollegen von der Mordkommission, wir schoben Sechzehnstundenschichten zum Schutz des Parlamentsgebäudes. Ich glaube, ich hatte schon zwölf Stunden Dienst auf dem Buckel, als mir gesagt wurde, ich sollte in dem Fall ermitteln.«
    Magnus überflog Árnis Aufzeichnungen zum Gespräch mit Björn Helgason und brummte. Auch die waren knapp.
    »Hat Björn Harpas Aussage bestätigt?«
    »Ja«, sagte Árni. »Und er war deutlich überzeugender. Du willst doch nicht sagen, dass wir ihn in Grundarfjörður befragen sollen,
oder? Das sind mindestens zwei Stunden Fahrt. Hin und zurück sind wir einen ganzen Tag unterwegs.«
    Magnus wusste, dass es eigentlich richtig wäre. In Harpas Geschichte klaffte eine Lücke, und es wäre logisch, mit der Überprüfung bei Björn anzufangen. Aber Grundarfjörður lag ziemlich weit entfernt auf der

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