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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gingen die isländischen Banken bankrott, und die Krone fiel in den Keller, Björns Kredit dagegen blähte sich zu einer Größe auf, die er nie im Leben würde zurückzahlen können.
    Von einer großen Firma aus Akureyri im Norden bekam er ein gutes Angebot für seine Quote und sein Schiff. Björn griff zu und bezahlte der Bank so viel wie möglich zurück. Und nun bettelte er jeden um Arbeit an, der ihn mitnehmen wollte. Er hatte einen hervorragenden Ruf als Fischer, aber es fiel ihm schwer, den Mund zu halten und Befehle entgegenzunehmen, da er seine eigene Meinung hatte, wo der Fisch war und wie man ihn fing, so dass einige Kapitäne wie Gústi in Björn eine Bedrohung sahen. Dennoch gelang es ihm, so gerade eben seinen Lebensunterhalt zu verdienen und weiter hinaus aufs Meer zu fahren.
    Er hatte sein Schiff und seine Träume verloren. Seit er ein kleiner Junge war, hatte er nur eines gewollt: ein Fischerboot haben und Fische fangen. Und jetzt sollte es nicht mehr sein.
    Als Björn einen Monat nach Zusammenbruch der Banken Símon
an einem Freitagabend in Reykjavík traf, staunte der über Björns Unglück. Símon hatte im vergangenen Frühjahr seine Geschäfte abgewickelt und war ausgestiegen. Sein Fonds hatte Millionen eingefahren.
    Dieses Schwein.
    Seitdem hatte Björn Símon nicht mehr gesehen.
    Jetzt redeten die Politiker davon, der Europäischen Union beizutreten. Sie versprachen, der isländische Fisch würde den isländischen Fischern vorbehalten bleiben, aber Björn wusste, dass innerhalb von zehn Jahren die Spanier, die Franzosen und die Briten sich an den sorgfältig bewirtschafteten Vorkommen seines Landes bedienen und den Isländern nichts übrig lassen würden.
    Und das alles war von einigen Spekulanten ausgelöst worden, die in überheizten Büros auf ihren fetten Ärschen hockten und sich Geld liehen, das sie nicht hatten, um Sachen zu kaufen, von denen sie nichts verstanden.
    Schweine.
    Björns Vater, ein Postbote und überzeugter Kommunist, hatte doch recht gehabt. Es waren alles Schweine.
    Der Wind frischte auf. Kleine Wolken huschten über den blauen Himmel, und selbst im geschützten Hafen hüpften die kleinen Fischerboote, ächzten und rasselten. Björn ging am Ufer zurück zum Kaffivagninn, dem Café der Fischer. Es war fast leer. Er sah sich um, suchte Einar, der hier oft herumsaß und wartete, dass er jemandem sein Seemannsgarn erzählen konnte, doch er konnte ihn nicht entdecken. Björn holte sich einen Kaffee und ein kleina , setzte sich an einen Fenstertisch und dachte an Harpa.
    Er war froh, am Vorabend hergekommen zu sein. Es lag auf der Hand, dass sie ihn brauchte. Er war gut zu ihr. Anders als Gabríel Örn. Manchmal sprach Harpa nachts im Traum von ihm. Dieser Mann war Abschaum gewesen. Er hatte Harpa für selbstverständlich gehalten und sie schlecht behandelt, was Björn niemals tun würde.
    Er machte sich Sorgen, wie Harpa weitere Befragungen der Polizei
überstehen würde. Es dürfte sie sehr unter Druck setzen, besonders da sie beide geglaubt hatten, mit der Sache im Januar davongekommen zu sein. Bei der Vertuschung des Todes von Gabríel Örn waren ihnen einige Fehler unterlaufen. Einer war gewesen, eine Selbstmord-SMS von Gabríel Örns Handy abzuschicken. Björn hatte es bereut, kaum dass er auf »Senden« gedrückt hatte. Sie lenkte die Aufmerksamkeit unnötig stark auf Harpa.
    Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um ihr Mut zuzusprechen, ihren Glauben an sich zu stärken. Björn gab den anderen die Schuld: Sindri, dem Studenten, dem Jungen. Die hatten Gabríel Örn unbedingt angreifen wollen. Sie hatten Harpa ausgenutzt, hatten sie manipuliert, damit sie einen Banker herholte, den sie misshandeln konnten. Es war nicht Harpas Schuld.
    Bei der ersten polizeilichen Ermittlung hatte ihre Geschichte gehalten: Es gab keinen Grund, warum das jetzt anders sein sollte. Ihr Glück durfte sie einfach nicht verlassen, und Harpa durfte ihren Mut nicht verlieren.

    Magnus, Vigdís und Árni befanden sich im kleinen Besprechungszimmer der Abteilung Gewaltverbrechen. Vor ihnen auf dem Tisch waren die Unterlagen der Akte Gabríel Örn Bergsson ausgebreitet. Árni war bei der ersten Ermittlung dabei gewesen, Vigdís jedoch nicht, und Magnus wusste ihre unabhängige Sicht zu schätzen.
    »Und, was meinst du?«, fragte er sie.
    »Das mit dem Bett gefällt mir nicht«, sagte Vigdís. »Als wir am nächsten Tag in Gabríel Örns Wohnung nachsahen, war es nicht gemacht. Er hatte schon

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