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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Es ist, als hätte es gestern Abend nicht gegeben, ja?«
    Vigdís warf Magnus einen kurzen Blick zu. »Já.«
    »Wo ist Árni?«, fragte Magnus.
    »Er hat das Wochenende frei«, erklärte Vigdís.
    »Bilde ich mir das nur ein, oder wurde mein Sohn gestern Abend verhaftet?«, fragte Sharon.
    »Ich glaube, du liegst richtig«, sagte Magnus.
    Sharon zuckte zusammen. »Weiß noch einer, auf welcher Polizeiwache er war? Habe ich das gesagt?«
    Magnus schüttelte den Kopf.
    »Toot«, sagte Vigdís.
    »Tooting? Was hatte er denn in Tooting zu suchen?«
    Baldur erschien in der Tür. »Sergeant Sharon? Magnus? Bitte in mein Büro!«

    Baldur war der Meinung, dass Sharon in Island alles gefunden hatte, was es für sie zu finden gab, und die britische Polizistin konnte schlecht widersprechen. Daher erklärte sich Magnus einverstanden, sie zurück zu ihrem Hotel zu bringen und einige Stunden später zum Flughafen zu fahren.
    Baldur nahm Magnus beiseite und teilte ihm mit, er solle am Montagmorgen an die Polizeiakademie zurückkehren, falls nichts Neues aus London dazwischenkäme. Vigdís könne die restliche
Arbeit an Sharon Pipers Liste übernehmen und Óskars Kontaktleute prüfen. Magnus protestierte erfolglos.
    Vom Polizeipräsidium zum Hotel Reykjavík war es nicht weit; Sharon hätte ohne weiteres zu Fuß gehen können. Als Magnus vor dem Hotel parkte, fasste er einen Entschluss.
    »Sharon, pack deine Sachen und bring sie runter. Wir brechen früher zum Flughafen auf. Ich möchte dir gern noch jemanden vorstellen.«
    »Gut«, sagte Sharon. Ihre Neugier war geweckt. »Ich brauche zehn Minuten. Ich muss meinen Mann anrufen, um sicherzugehen, dass mit Charlie alles in Ordnung ist.«
    Eine Viertelstunde später fuhr Magnus über die Umgehungsstraße in Richtung Seltjarnarnes. Er erzählte Sharon alles über Harpa und Gabríel Örn und von seinem Verdacht bezüglich Gabríel Örns Tod. Außerdem berichtete er ihr von Harpas Affäre mit Óskar in London.
    »Warum hast du davon bisher nichts gesagt?«, fragte Sharon. Sie klang beleidigt, weil Magnus ihr nicht vertraut hatte.
    »Baldur wollte es nicht«, sagte Magnus. »Seiner Ansicht nach besteht da keine Verbindung. Oder er will verhindern, dass es eine gibt. Gabríel Örn Bergssons Tod soll unter Selbstmord abgehakt bleiben. Das ist Politik. Selbst in diesem Land hat die Politik Einfluss auf die Polizeiarbeit.«
    Er erklärte Sharon den Hintergrund, die friedliche Revolution, die Angst vor einem Ausbruch der Gewalt, die Erleichterung, dass alles ruhig geblieben war, die Unwilligkeit, die Geschichte umzuschreiben oder zuzugeben, dass es doch anders gelaufen war.
    »Verstehe«, sagte Sharon. »Dann muss die Frage wohl lauten: Warum erzählt du mir das alles trotzdem?«
    »Vielleicht steckt ja nichts dahinter«, sagte Magnus. »In dem Fall kannst du es einfach vergessen. Aber wenn es doch eine Verbindung gibt, dann ist es wichtig, dass du darüber Bescheid weißt, falls du in London auf etwas Entsprechendes stößt. Ich will denjenigen dingfest machen, der Óskar auf dem Gewissen hat.«

    »Okay«, sagte Sharon. »Fahren wir zu Harpa.«
    Die Bäckerei, in der Harpa arbeitete, lag an der Nordurströnd, der Straße, die am Meer entlangführte. Der Wind vom Vortag war abgeflaut, aber in der Luft lag eine gewisse Kälte. Umso einladender wirkte die Wärme der Bäckerei. Harpa war eine der beiden Frauen hinter der Verkaufstheke, die rote Schürzen trugen und das Haar unter weiße Kappen gesteckt hatten.
    Als Magnus hereinkam, erstarrte die Frau mit den dunklen Locken.
    »Hast du einen Moment Zeit, Harpa?«, fragte Magnus.
    »Ich habe zu tun«, sagte sie mit einem Seitenblick auf ihre Chefin. »Du siehst doch, dass ich arbeite!«
    »Soll ich vielleicht mit deiner Kollegin reden?«, gab Magnus zurück.
    Harpa wandte sich an die andere Frau. »Dísa? Ist es in Ordnung, wenn ich kurz mit diesen beiden Leuten spreche? Es dauert nicht lange.« Bei den letzten Worten sah sie Magnus fragend an.
    Er nickte.
    »Mach nur«, sagte die Frau namens Dísa, deren Neugier nun geweckt war.
    Harpa führte Magnus und Sharon an einen Tisch in der hinteren Ecke der Bäckerei.
    »Stört es dich, wenn wir uns auf Englisch unterhalten?«, fragte Magnus. »Das hier ist Detective Sergeant Piper von Scotland Yard.« Er nahm an, dass Sharons Dienststelle nicht tatsächlich am Scotland Yard lag, aber es klang gut.
    »Nein, kein Problem«, sagte Harpa. Magnus wunderte sich, ein leichtes Nachlassen der Spannung in

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