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Maigret und Pietr der Lette

Maigret und Pietr der Lette

Titel: Maigret und Pietr der Lette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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gehüllt. Sie schien geschwächt zu sein, denn ihr Mann stützte sie leicht mit seiner Hand. Das Auto fuhr geräuschlos ab.
    Maigret, der nicht wußte, daß im ›Gymnase‹ eine Premiere stattfand, wäre beinahe nicht hineingelassen worden. Stadtgendarmen waren vor der Markise aufgereiht. Trotz des Regens schauten Neugierige zu, wie die Gäste aus ihren Wagen stiegen.
    Der Kommissar mußte sich an den Direktor wenden, durch die Wandelgänge gehen, wo er unangenehm auffiel, denn er war der einzige, der hier ein einfaches Sakko trug.
    Der Direktor war aufgeregt. Er rang die Hände.
    »Ich würde es ja mit dem größten Vergnügen tun! Aber Sie sind der Zwanzigste, der mich um ein ›Plätzchen‹ bittet. Es sind keine Plätze mehr frei! Und Sie sind noch nicht einmal im Abendanzug! …«
    Man rief von allen Seiten nach ihm.
    »Sie sehen doch! Versetzen Sie sich in meine Lage! …«
    Maigret blieb schließlich an eine Tür gelehnt zwischen den Logenschließerinnen und Programmverkäuferinnen stehen.
    Die Mortimer-Levingstons hatten eine Loge. Sechs Personen saßen darin, darunter eine Prinzessin und ein Minister. Leute kamen und gingen. Hände wurden geküßt, Lächeln ausgetauscht.
    Der Vorhang hob sich über einem sonnigen Garten. »Psst«-Laute. Geflüster. Füßescharren. Endlich die Stimme des Schauspielers, unsicher erst, dann fester, Atmosphäre schaffend.
    Aber immer noch kamen Nachzügler. Und wieder: »Psst!« Irgendwo lachte eine Frau leise auf.
    Mortimer war mehr denn je Grandseigneur. In seinem Frack sah er glänzend aus. Die weiße Hemdbrust betonte noch den Elfenbeinton seiner Haut.
    Sah er Maigret? Oder sah er ihn nicht? Eine Logenschließerin brachte dem Kommissar einen Hocker, den er mit einer dicken, schwarzseidenen Dame, der Mutter einer Schauspielerin, teilen mußte.
    Erste, dann zweite Pause. In den Logen ein Kommen und Gehen. Künstliche Begeisterung. Grüße flogen vom Parkett zum Balkon. In den Wandelgängen, im Foyer und selbst in der Vorhalle summte es wie in einem aufgescheuchten Bienenstock. Geflüsterte Namen, Namen von Maharadschas, Bankiers, Staatsmännern, Künstlern.
    Mortimer verließ dreimal seine Loge, erschien in einer Proszeniumsloge, dann im Parkett und unterhielt sich mit einem ehemaligen Ministerpräsidenten, dessen sonores Lachen man noch zwanzig Reihen weiter hörte.
    Ende des dritten Aktes. Blumen auf der Bühne. Rasender Beifall für eine etwas schmächtige Schauspielerin. Der Lärm der hochklappenden Sitze. Das aufwogende Geräusch der Schuhe auf dem Parkett.
    Als sich Maigret zur Loge der Amerikaner umdrehte, war Mortimer-Levingston verschwunden.
     
    Kurz vor dem vierten und letzten Akt. Das war der Augenblick, in dem diejenigen, die es sich aus irgendeinem Grund erlauben konnten, hinter die Kulissen und in die Garderoben der Schauspieler eilten. Andere kümmerten sich bereits um ihre Mäntel. Autos und Taxis wurden bestellt.
    Maigret verlor zehn kostbare Minuten damit, im Inneren des Theaters zu suchen. Dann mußte er sich ohne Hut und Mantel draußen erkundigen, die Stadtgendarmen, den Ordnungsdienst, die Polizisten befragen.
    Schließlich erfuhr er, daß der olivgrüne Wagen Mortimers gerade abgefahren war. Man zeigte ihm den Platz, wo er geparkt hatte. Vor einem Bistro, in dem Verkäufer von Pausenbillets verkehrten.
    Das Auto hatte sich in Richtung Porte Saint-Martin entfernt. Der Amerikaner hatte seine Garderobe nicht abgeholt.
    Zuschauergruppen standen draußen und schöpften an regengeschützten Stellen frische Luft.
    Die Hände in den Taschen, rauchte Maigret mit mürrischem Gesicht eine Pfeife. Das Klingelzeichen ertönte. Die Leute strömten zu ihren Plätzen zurück. Auch die Gendarmen verschwanden, um dem letzten Akt beizuwohnen.
    Auf den Straßen herrschte wieder die entspannte Elf-Uhr-Abend-Atmosphäre. Die Regenstreifen vor den Lichtern wurden dünner. Ein Kino spie seine Besucher aus, löschte seine Lampen und schloß die Türen, nachdem die Reklametafeln hereingeholt waren.
    Unter einer Laterne mit grüner Markierung warteten Leute auf einen Omnibus. Als er ankam, gab es Diskussionen, weil keine Aufrufnummern mehr da waren. Ein Schutzmann griff ein und stritt sich noch lange, nachdem der Bus abgefahren war, mit einem korpulenten, aufgebrachten Mann herum.
    Endlich glitt eine Limousine auf dem Asphalt heran. Der Wagenschlag öffnete sich, als sie zu bremsen begann. Mortimer-Levingston sprang im Frack und ohne Kopfbedeckung leichtfüßig die Stufen der

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