Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
Jared. Langsam kommt er auf mich zu. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, Jeans und Turnschuhe. Seine Augen hat er zum Glück hinter einer Sonnenbrille versteckt.
„Nein, ich finde nur, er sieht am Straßenrand mit offener Motorhaube unglaublich dekorativ aus.“
Damit verschränke ich die Arme vor der Brust, weil ich nicht zugeben will, wie sehr ich mich freue, dass ausgerechnet er hier auftaucht. Trotzdem huscht ein Lächeln über mein Gesicht, das Jared natürlich auffällt. Wie sehr mich sein Anblick an meinen Traum erinnert. Meine Wangen glühen alleine bei der Erinnerung an die Details …
„Soll ich mal einen Blick riskieren?”
„Wenn du willst.“
Vermutlich mustern mich seine Augen genau, aber wegen der verspiegelten Pilotenbrille kann ich das nicht erkennen. Es macht mich nervös, dass er mich beobachtet, aber nicht zu wissen, welchen Körperteil er in den Fokus nimmt. Meine nackten Beine, die in Jeansshorts stecken, fühlen sich plötzlich noch nackter an.
„Okay.“
Er geht um den Wagen rum und beugt sich über den Motor. Nicht auf seinen Hintern starren! Nicht auf seinen … verdammt heißen Hintern starren. Mist! Kurz flackert die Vorstellung seiner Zunge auf meinem Körper auf. Wie er zwischen meine Beine gleitet, wissend was er tun muss, um mich …
„Der muss in die Werkstatt.“
Er wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu und schließt dann, ohne ein weiteres Wort, die Motorhaube.
„So schlimm wird es schon nicht sein. Ich warte auf den Pannendienst und dann …“
„Ein Kumpel von mir hat eine Werkstatt. Ich könnte ihn anrufen.“
„Das ist nicht nötig ...“
„Ryan ist der Beste, wenn es um Autos geht. Vertrau mir, der macht ihn dir wieder flott.“
Kann ich es wirklich zulassen, dass Jared mir zum zweiten Mal einen Gefallen tut? Mir hilft? Was wird er als Gegenleistung verlangen? Ich beobachte sein Gesicht genauer, bemerke die aufgeplatzte Lippe und verstehe auch, wieso er die Brille noch immer auf der Nase hat. Nach der Schlägerei gestern wird er heute nicht besonders tageslichttauglich aussehen.
„Morgen ist der Wagen wie neu.“
„Morgen? Das ist zu spät. Ich brauche ihn heute!“
„Hast du einen Termin oder so was?“
Ja verdammt, aber das geht ihn nichts an, und ich will es auch nicht erklären müssen. Es ist schon schlimm genug, dass er jetzt wieder hier ist. Wie der Ritter auf dem weißen Pferd taucht er mit seinem Auto hier als Helfer auf, ungeplant und ungewollt. Nein, zu viele Zufälle. Zu viele glückliche Zufälle. Für solche Dinge zahlt man einen hohen Preis. Vertrauen. Wahrheit. Verletzlichkeit …
„Ja. Einen Termin.“
„Ich kann dich fahren.“
„Nein. Ich muss nach Oceanside.“
Zu viele Infos, die ich fast freiwillig einfach so erzähle und nicht darüber nachdenke, wie verletzbar ich mich damit mache. Jared nimmt die Sonnenbrille ab – und wieder trifft mich die Klarheit seiner Augen überraschend. Allerdings hat sich die Platzwunde über dem Auge über Nacht zu einer Art Auberginenplantage entwickelt, die den Bereich um seine Augen bläulich färbt. Das Verlangen, ihn in den Arm zu nehmen, wird immer größer. Die Schlägerei mit Trevor ist, mehr oder weniger, nur durch mich entstanden. Wenn ich nicht …
„Oceanside?“
Ich nicke, gefangen von seinem Blick und meinen Gefühlen. Jared schenkt mir ein kurzes Lächeln.
„Genau meine Richtung.“
Ich sitze neben ihm in seinem Mustang, spüre den Sommerwind durch das geöffnete Fenster und halte die Augen geschlossen. Jared telefoniert mit seinem Kumpel, der sich um meinen Wagen kümmern soll. Was mache ich hier eigentlich? Jared darf mich nicht nach Oceanside fahren. Weil dort so Vieles auf mich wartet und so Vieles ungeklärt ist. Weil zu viele Fragen auftauchen werden und die Wahrheit sich nicht leugnen lässt. Außerdem wollte er niemals in diese Richtung fahren. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ich sitze neben ihm im Auto und wir fahren nach Oceanside.
„Du erkennst ihn sofort. Das älteste Modell, das du dir vorstellen kannst.“
Es missfällt mir, wie er über meinen geliebten Wagen spricht, aber ich meine, sein Lächeln hören zu können.
„Alles klar, Ryan, vielen Dank. Wir holen ihn morgen bei dir ab.“
Wir? Das werde ich bei Gelegenheit noch richtigstellen. Denn wir werden morgen rein gar nichts zusammen tun. Er lässt das Handy geräuschvoll in die Mittelkonsole fallen, aber ich halte die Augen noch immer tapfer geschlossen. Dumm nur,
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