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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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wollte ihm die Hand reichen.
    Doch der Comandante tat, als bemerke er die Geste nicht, und antwortete abweisend: »Na, da bin ich mal gespannt.«
    Obwohl er bereits ahnte, was die beiden von ihm wollten, konnte es er sich nicht verkneifen, noch einen Seitenhieb auszuteilen. »Werde ich von Ihnen observiert?« Er lächelte gezwungen, nahm seine Tasche und schloss sich den Geheimdienstoffizieren an.
    »Ich bitte Sie!«, entgegnete Casagrande pathetisch. »Wir hätten Sie hier nicht überfallen, wenn es nicht dringend wäre.«
    »Lassen Sie doch die Spielchen! Wie wollten Sie denn sonst wissen, dass ich im Flugzeug nach Bologna unterwegs war!«
    Fessoni lächelte vielsagend. »Das ist unser Job. Sie kennen das ja.«
    D’Aventura ließ sich nicht anmerken, was er dachte. Eigentlich hätte er seinem ersten Impuls folgend die Begleitung in die Stadt dankend ablehnen sollen. Doch ebenso spontan änderte er seine Meinung. Wenn zwei Agenten mit ihm über den Grund seiner Reise nach Bologna reden wollten, könnte es durchaus spannend werden, wobei er sich die Frage stellte, woher sie den Anlass seines Besuches in der Stadt kannten. Die drei stiegen in das Fahrzeug ein, das mit laufendem Motor direkt vor dem Ausgang gewartet hatte. Zügig ging es vom Flughafen in die Innenstadt.
    Dem hageren und harten Gesicht des Geheimdienstoffiziers Gianni Fessoni konnte man Befehlsgewohnheit und Autorität ansehen. Er wirkte stolz und selbstbewusst, trug sein Haar militärisch kurz, sein feiner Anzug saß soldatisch korrekt. Für d’Aventuras Geschmack war der Zwirn des Colonnello ein wenig zu fein. An dessen Schläfen zeigte sich erstes Grau, was auf Frauen sicher sehr anziehend wirkte. Die schwarzbraunen Augen mit den gelben Einsprengseln erinnerten an einen Wolf und standen in seltsamem Kontrast zu seinem empfindlich hellen Teint. Auf eine unangenehme Weise strahlten sie selbstgefällige Arroganz und aufgesetzte Souveränität aus. Mit einem Blick auf Casagrande konstatierte d’Aventura, dass er beide nicht mochte. Ebenso wenig gefiel ihm der Eiertanz, den die beiden bei der Wahl unverfänglicher Themen veranstalteten, während sie sich durchs Verkehrsgewühl schlängelten. Der militärische Geheimdienst war weder für die Aufklärungsarbeit in Sachen Mafia noch für Terrorbekämpfung zuständig.
    »Wie schätzen Sie das derzeitige Gefahrenpotenzial der Mafia in Palermo ein, Signor d’Aventura?«, fragte Maggiore Casagrande, ein drahtiger Mann in mittleren Jahren. »Wenn ich richtig informiert bin, befassen Sie sich gerade mit einem brisanten Fall.« Sein durchdringender Blick, die verlebten und die tiefen Falten vermittelten den Eindruck, als läge der Mann ständig auf der Lauer.
    »Was geht SISMI meine Ermittlungsarbeit an?«, antwortete d’Aventura brüsk und überlegte, ob er sich diesen kindischen Smalltalk aufdrängen lassen sollte oder nicht. »Sie erwarten doch von mir nicht etwa einen Ermittlungsbericht? Einmal davon abgesehen, dass Sie sich um Angelegenheiten kümmern, die Sie nichts angehen.«
    »Ich will es einmal so formulieren«, sagte Fessoni gedehnt. »Es gibt gewisse Überschneidungen, was den Mordfall Cardone angeht.«
    »Weshalb reden Sie dann nicht mit Oberst Pallardo vom Inlandsdienst? Von ihm erhalten Sie die Informationen sozusagen aus erster Hand.« D’Aventuras Misstrauen wuchs von Sekunde zu Sekunde, und er ließ Fessoni nicht aus den Augen. »Sofern der SISDE Ihnen überhaupt Informationen gibt«, fügte er grinsend hinzu. »Wie man weiß, belauern sich die beiden Dienste gegenseitig und gönnen sich nicht das Schwarze unter dem Nagel. Kurz gesagt: Ihr geht euch gegenseitig gewaltig auf den Sack, nicht wahr?«
    Unter gesenkten Augenlidern beobachtete er den neben ihm sitzenden Casagrande, während er mit Fessoni sprach, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Beide zeigten ein Pokergesicht.
    »Sie sind der Chef der Sondereinheit Mafiabekämpfung und verantwortlich für die Aufklärung der Mordsache Cardone. Sie arbeiten an vorderster Front, Signor d’Aventura«, erwiderte Fessoni jovial. »Von wem also sollten wir eine authentischere Situationsbeschreibung erhalten als von Ihnen?«
    »Stimmt«, antwortete der Comandante lapidar. »Und deshalb habe ich soeben beschlossen, dass meine Arbeit
Sie
nichts angeht. Sollten Sie allerdings
mir
etwas Interessantes zu berichten haben, bin ich ganz Ohr. Sollten Sie aber von Problemen übergeordneter Natur gequält werden, habe ich einen Chef mit dem schönen

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