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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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erwiderte er auf geradezu jugendlich-schwärmerische Weise. »Die Hotelanlage liegt direkt am Wasser, und wir haben von der Terrasse einen eigenen Einstieg in die Coco Bay. Besonders neugierig bin ich auf die Menschen auf der Insel. Wir sollten in jedem Falle ein paar Ausflüge ins Landesinnere unternehmen. Was meinst du?«
    Rosannas Miene war skeptisch. »Was sollen wir dort? Außer ein paar schmutzige Einheimische, die dir irgendetwas andrehen wollen, und einer miserablen Küche wirst du nichts Aufregendes finden.«
    »Ich denke, du warst noch nie in Antigua?«
    »Stimmt!«, antwortete sie. »Vermutlich muss man dort auch nicht zwingend gewesen sein. Es sei denn, sie haben Spitzenhotels!«
    »Reisen ist tödlich für Vorurteile«, bemerkte Cardone ein wenig pikiert. »Wenn dich das Land nicht interessiert, kannst du in der Hotelanlage bleiben. Dort wird alles geboten, was sich ein Luxusweib nur wünschen kann. Steht jedenfalls so im Prospekt.«
    »Sicher ganz wundervoll«, antwortete sie und bedachte Cardone mit einem amüsierten Blick. »Und dann wollte ich dir noch etwas sagen: Auch wenn ich dich enttäusche, ich bestehe erst einmal auf einem eigenen Zimmer. Ich brauche zu allem etwas mehr Zeit als du.«
    Cardone sah sie betroffen an. »Ist das dein Ernst?«
    »Natürlich! In diesen Dingen mache ich keine Witze. Es hätte auch keinen Sinn, mich zu bedrängen. Das funktioniert bei mir nicht. Lass mich auf dich zukommen! Wenn du mich wirklich so magst, wie du betonst, dann hast du dafür Verständnis.« Wieder schenkte sie ihm ein betörendes Lächeln.
    »Die Suite hat zwei Zimmer, und es gibt sogar eine Tür, die wir zumachen können. Ich habe mich extra erkundigt.«
    »Alle Achtung …!«, bemerkte sie süffisant, wurde aber sofort wieder ernst.

    Die Boeing 747 setzte um zwei Uhr Ortszeit des nächsten Tages zum Landeanflug auf Saint John’s an. Schwere Gewitterwolken lagen über der Bucht, Wetterleuchten zuckte über den Himmel. Cardone blickte aus dem Fenster und hielt den Atem an. In einer weiten Schleife hatte der Jumbo Kurs auf das Rollfeld genommen, das weit in die Bay hineinragte. Cardone befürchtete für einen Augenblick, dass die Maschine im Wasser aufsetzen würde. Böige Winde warfen sie hin und her, bis sie hart auf dem nassen Asphalt von Antigua VC Bird International Airport aufsetzte. Die Triebwerke heulten auf, als die Schubumkehr einsetzte und den Jumbo auf Rollgeschwindigkeit abbremste.
    Unterwegs hatte der Flugkapitän die Passagiere informiert, dass Antigua möglicherweise von einem Hurrikan heimgesucht werde und er die Möglichkeit in Betracht ziehe, einen Ausweichflughafen anzusteuern. Doch die Lage hatte sich entspannt, was ein allgemeines Aufatmen in der Kabine auslöste. Und nun hatten die Passagiere ihr Ziel erreicht. Cardone und Rosanna erhoben sich erschöpft aus ihren Sesseln.
    »Dio mio«,
stöhnte er. »Ich brauche dringend ein Bett. Ich bin fix und fertig.«
    Rosanna versuchte, sich ein Lächeln abzuquälen und nickte. »Und eine Dusche«, fügte sie hinzu und strich ihre zerknitterte Jacke glatt. »Ich fühle mich, als hätte ich drei Tage in diesem Hosenanzug verbracht.«
    Die Schwüle nahm ihnen beinahe den Atem. Cardone rann der Schweiß von der Stirn, als er den Jet verlassen hatte. Vor ihnen lag der langgezogene, pinkfarbene Flughafenkomplex. Der Wind fegte in starken Böen über den Platz, und im Hintergrund beugten sich die Palmen. Schweigend ließen die beiden die Zollformalitäten über sich ergehen. Kaum hatte Cardone den Beamten passiert, fingerte er in der Hosentasche nach seinen Zigaretten.
    »Trinken wir einen Espresso, bevor wir uns ein Taxi nehmen?«, fragte Cardone. »Ich muss die Adresse heraussuchen, damit ich dem Taxifahrer sagen kann, wohin wir müssen!«
    Sie nickte nur.
    Während des langen Flugs hatte er mit Rosanna nur mehr wenig gesprochen. Meist war er mit seinen Gedanken beschäftigt und mit Enricos Vermächtnis. Rosanna hatte seine Zurückhaltung nicht gestört, und fast schien es ihm, als sei sie ihm dankbar dafür gewesen. Während er den Koffer hinter sich herzog und eine Bar ansteuerte, betrachtete er Rosanna von der Seite. Ihr Gesicht war makellos, und die Spuren der anstrengenden Reise waren ihm kaum anzusehen. Lediglich ihre Laune hatte gelitten, denn sie war jetzt noch wortkarger, und das ihn stets animierende Lächeln war aus ihren Zügen verschwunden.
    Eine halbe Stunde trennte sie noch vom »Coco Bay Beach Ressort«, schätzte Cardone, als

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