Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
die Lieferanten, der andere für die Angestellten. Das Gebäude selbst war von einem fünf Meter hohen Zaun umgeben. Fred fragte sich, wer wohl auf die hirnrissige Idee kommen sollte, hier einzudringen. Über dem Hauptgebäude prangte das Logo der Düngemittelfabrik, ein weißes Oval, das die Form eines C hatte.
Um den Funktionsstörungen in seiner Rohrleitung auf die Spur zu kommen, hatte Fred Geduld, ja sogar Zuversicht bewiesen und sich auch neugierig gezeigt; alles Eigenschaften, die er nie bei sich vermutet hätte. Nach dem unglücklichen Besuch des Klempners Didier Fourcade war er gezwungen gewesen, das Geheimnis des schmutzigen Wassers selbst zu lösen. Wenn Giovanni Manzoni in der Vergangenheit nach Antworten gesucht hatte, musste er nicht notgedrungen auf Gewalt zurückgreifen. Es gab viele andere Methoden, die Wahrheit zu erfahren, nur das Ergebnis zählte. Wie ertrug nun jemand, der als Mafioso absoluter Geheimnisträger gewesen war, dass man etwas vor ihm verheimlichte? Jemand, der wusste, wie das FBI im Verborgenen agierte und funktionierte, den der Staat als seinen vielleicht wichtigsten Kronzeugen schützte und der selbst in der geschlossenen Welt des Weißen Hauses für Unruhe sorgte? Und so jemand wusste nicht, warum diese braune Soße Tag für Tag aus seinem Wasserhahn lief? Fred hatte sich bei seinen Nachbarn umgehört; die behaupteten, dass sie erst nach der Eröffnung von Carteix Probleme mit ihrem Wasser bekommen hätten. Fred hatte diesem Gerücht zunächst Glauben geschenkt. Maggie war aufs Bürgermeisteramt gegangen, man hatte ihnen ein paar neue Klempner ins Haus geschickt, die zwar um das Problem wussten – mehr aber nicht. Schließlich hatte Maggie Quintiliani gebeten, Informationen über das Abwassersystem der Stadt einzuholen, doch auch das ergab nichts: Es war brandneu und auf dem modernsten Stand der Technik. Fred war am Rand der Verzweiflung. Nichts bewegte sich. Wenn er schon keinen Schuldigen finden konnte, dann wollte er zumindest eine logische Erklärung. Aber jedes Mal, wenn er die Behörden um eine bat, hatte er das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Die Ämter schwiegen oder schoben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Dieser hohle Verwaltungsapparat, der jedem, der etwas von ihm wollte, empfahl, sich zum Teufel zu scheren, machte Fred rasend.
Die Bewohner seines Viertels, denen es genauso ergangen war, gaben Fred eine detaillierte Berichterstattung der bislang erfolglosen Schritte, die sie unternommen hatten: Schlimmer noch als das Wasser, das manchmal die Farbe und den Geruch von Gülle hatte, waren auftretende Gesundheitsprobleme wie Migräne und Magenbeschwerden. Eine Bürgerinitiative war gegründet worden. Nach mehreren Petitionen, eine ging an das Umweltministerium, hatten sie schließlich nach vielen Monaten, in denen sie immer am Ball geblieben waren, die Erlaubnis erhalten, das Wasser im Labor des Departements untersuchen zu lassen. Der Bericht diagnostizierte »ein hohes Maß an coliformen Bakterien«, »starke bakterielle Belastung« und »bakteriologisch nicht konformes Trinkwasser«. Daraufhin sah sich der Bürgermeister zum Handeln gezwungen. Aber anstatt eine seriöse Untersuchung anzuordnen, mit der man das Übel an der Wurzel packen konnte, bat er das Wasserwerk, dem Wasser Chlor beizumischen. Die Folge: Die nächste Analyse erklärte das Wasser für »konform«. Für den Bürgermeister war der Fall damit erledigt. Für die Anwohner aber nicht. Mit großer Hartnäckigkeit waren sie schließlich zu folgender These gelangt, der einzig plausiblen: Carteix mischte natürlichen und chemischen Dünger in Tanks. Danach wurden diese Tanks mit Wasser gereinigt, das man der Avre entnahm. Dieses Reinigungswasser wurde in Behältern unter der Erde gesammelt. Die Behälter aber waren nicht dicht, sodass das verdorbene Wasser in das Grundwasser gelangen konnte, aus dem Cholong sein Trinkwasser bezog.
Trotz der Beschwerden und der Androhung von Gerichtsverfahren hatten die Bewohner des Viertels keinen Erfolg. Ein Rechtsstreit lief seit nunmehr zwei Jahren, der niemanden beunruhigte. Weder den Bürgermeister noch die Geschäftsleute von Carteix noch die Leute vom Gesundheitsamt, die behaupteten, in der Sache ohnehin nichts unternehmen zu können. Der Clairon de Cholong , des ewigen Streits müde, hatte sich anderen Themen zugewandt, und die Bewohner selbst wurden mutlos und bescherten den Anbietern von Mineralwasser satte Einnahmen.
Fred aber, der noch genügend
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