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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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barbarischen Backenknochen der Mutter. Sicher sei er seinem Vater durchgebrannt. Osmans älterem Bruder Sarujati Sawedschi. Denn erlaubt habe Sarujati es dem Sohn gewiß nicht, mit dem jungen Onkel zu streifen, dem Vordränger und Streuner. Daß
    Osmans Alpe dabeiseien, brauche freilich niemanden zu verwundern; aber die beiden Alten gaben ihr zu denken. Keine Gleichgültigen seien Akdscha Chodscha mit dem grünen Turban der Mekkapilger und Abdorrahmanghasi - nicht Osman, sondern Ertoghruls Alpe seien sie aus dessen engstem Freundeskreis. Daß diese angesehenen Männer es nicht verschmähten, einem so jungen Führer zu folgen, mache Osman fast schon zum Häuptling und die Ertoghruler zu Osmanen.
    Ob Malchatun diese Entwicklung nun ablehne oder billige, ließ sie in keiner Weise erkennen. Schließlich waren sie und Edebali selbst eine Macht, die sie als Ertoghruls Gäste dem Stamme zubrachten, und Vater und Tochter schienen nicht sehr überrascht zu sein, daß ein Anwärter auf künftige Stammesherrschaft sich auch um ihr Wohlmeinen bemühe. Außerdem war es noch nicht entschieden, wessen Gefangener Köse Michael nun eigentlich sei: Osmans oder Malchatuns? Und sich hierüber zu verständigen - das gab dem Besuch, den Osman als abgewiesener Freier sonst nicht mit Ehren hätte abstatten können, den Vorwand.
    Die Jugend hatte geringere Sorgen und ließ sich auf ihre Art gehen. »Ich bedauere Osman«, sagte, indem er die geleerte Milchschüssel zurückschob, der derbe Aighudalp, »immer mit den Knatterbärten zusammenzuhocken - mir wär’s genug!«
    »Und Malchatun?« knurrte Konur.
    »Ist die auch ein Knatterbart?« blieb Torghud nicht dahinten.
    Auch er wollte vor den Knaben Baichodscha und Mohammed Tschendereli gern mit einer Ungebundenheit prahlen, die sich im Ernstfall schnell im Respekt vor Alter und Würde verwandelt hätte. Je weiter die kleinen Jungen Mund und Augen aufsperrten, desto großartiger fühlten sich Osmans grüne Krieger.
    »Malchatun - freilich - die Hanum«, erwies sich Aighudalp jetzt auf Damen weniger eingerichtet, »so geradezu angeschaut hab’ ich sie noch nicht, und wenn ihr’s gleich genau wissen
    t
    wollt: das Maul aufreißen darfst bei der auch nicht, da traust dich einfach nicht. Die wird den Osman aufmuntern.«
    So ging es noch eine Weile über Osman, die würdigen alten Männer und Malchatun, indes die fünf selbst sich in der Verschwiegenheit eines inneren Gemaches berieten. Edebali und die beiden Alpe Ertoghruls kreuzten ihre Beine auf den Polstern des wandlangen Diwans, während Osman und Malchatun sich vor ihnen auf dem Teppich niedergelassen hatten.
    Von dem Matthäos Botoniates, dem Einbein auf Ainegöl, war die Rede.
    Natürlich! dachte Malchatun, die Männer müssen ja immer raufen, und das gehe weder sie noch Edebali etwas an. Sie dachte es, weil sie es denken wollte und obwohl sie fühlte, daß sie Osman damit unrecht tue.
    Es war jedoch keineswegs nur von ärgerlichen Eingriffen in den Viehbestand der Ertoghruler und vom Verderb mehr als eines guten Wasserplatzes die Rede, sondern auch vom Burgflecken Koladscha am Südhang des Olymps. Köse Michael machte Anspruch auf ihn, doch Botoniates gab ihn nicht heraus. Dem Kir Michael galt darum ebenfalls das Gespräch.
    »Michael wird schon wissen, was wir erfahren möchten, und er soll es mir sagen!« drohte Osman, »und wenn ich ihn . . .«
    »Nichts wirst du meinem Gefangenen tun«, überraschte ihn Malchatun, »ich widersetze mich.«
    »Hast du vergessen, was er dir zuzufügen bereit war?«
    »Ich vergaß es nicht. In einer bösen Stunde sagte ich es und bedrohte ihn, wie du ihm jetzt drohst. Da aber erkannte ich, daß er nicht zu jenen Christen gehört, die durch ihnen erwiesene Guttaten nur schlechter werden. Michael Tagaris hat Schlechtes getan, weil er Worten wie >Bündnis< und >Treue< verfiel, ohne zu bedenken, was hinter diesen Worten stand. Jetzt weiß er es, und er weiß noch mehr. Zwischen dem christlichen Edrenos und dem Ainegöl des Botoniates liegt Michaels Chirmendschik. Michael freilich ist zu schwach; aber für jeden der beiden andern bedeutet der Besitz von Chirmendschik die
    Herrschaft über den westlichen Olymp. Um beiden die Hände zu binden, hat er sich zum Wortführer der christlichen Sache aufgeworfen. Was hat es ihm schon genützt? Hat ihm Botoniates auch nur Koladscha zurückgegeben? Das Einbein denkt gar nicht daran und haust in dem ihm bestrittenen Sitz wie ein Feind . . .«
    »Sagt Michael das?« rief

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