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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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sage ich in schneidendem Ton.
    Ich bin froh, sie zurechtgewiesen zu haben. Die Art, wie sie die Falvine ohne ein Wort gehen ließ, hat mir nicht gefallen.
     Die Falvine ist immerhin ihre jüngere Cousine. Was soll dieses Schikanieren? Auch mir gegenüber, finde ich, nimmt sie sich
     zuviel heraus. Die Tatsache, daß sie mich als einen Herrn und Gebieter von göttlichem Wesen betrachtet, hindert sie nicht,
     unablässig an mir herumzunörgeln, wie sie es beim Onkel gemacht hat. Wenn sie zu Gott selbst betet, kann sie sich vermutlich
     auch nicht enthalten, ihn anzurempeln.
    »Mit dieser Form bin ich einverstanden«, sagt Meyssonnier.
    Sie sind alle einverstanden. Auch mit dem Anschnauzer für die Menou, ich lese es ihnen von den Augen ab.
    Wir diskutieren über die Dauer der Strafe, die wir Jacquet auferlegen wollen. Die Ausmaße sind abgestuft. Am strengsten ist
     Thomas, weil er Angst um mich ausgestanden hat: zehn Jahre. Am nachsichtigsten Peyssou: ein Jahr.
    »Kommt nicht teuer zu stehn, dein Schädel«, sagt Colin mit seinem einstigen Lächeln.
    Er schlägt fünf Jahre und die Einziehung seiner gesamten Habe vor. Wir stimmen ab. Angenommen. Morgen werde ich die Aufgabe
     haben, Jacquet seine Strafe zu verkünden.
    Ich komme auf das Problem der Sicherheit zu sprechen. Wir wissen nicht, ob es nicht noch andere Gruppen von Überlebenden gibt,
     die mit aggressiven Absichten durch die Gegend streifen. Von nun an müssen wir uns vorsehen. Tagsüber nur bewaffnet ausgehen.
     Nachts außer der Menou und Momo zwei Mann im Torbau unterbringen. Im zweiten Stock des Torbaus ist ein ungenutzter Raum mit
     einem Kamin vorhanden. Ich schlage vor, daß umschichtig zwei Mann Wache halten. Meine Gefährten akzeptieren das Prinzip, diskutieren
     aber angeregt die |211| Häufigkeit der Ablösung und die Zusammensetzung der Doppelposten. Nach zwanzig Minuten herrscht Übereinstimmung: Colin – Peyssou
     sollen an den geraden, Meyssonnier –Thomas an den ungeraden Kalendertagen Dienst im Torbau haben. Colin schlägt vor, und alle
     sind damit einverstanden, daß ich den Bergfried nicht verlasse und die Verteidigungskraft am zweiten Burgwall für den Fall
     verstärke, daß der erste durch einen Überraschungsangriff genommen wird.
    Ich erinnere daran, daß ein Zimmer im Bergfried frei wird, sobald ständig zwei von uns im Torbau schlafen. Ich schlage vor,
     das an das Badezimmer anschließende Zimmer im ersten Stock Miette zu überlassen.
    Beim Namen Miette gerät das angeregte Gespräch ins Stocken, und Schweigen tritt ein. Dieses Zimmer, nur Thomas weiß das nicht,
     ist der ehemalige Treffpunkt des Zirkels. Ohne daß es je dazu kam, hatten wir damals über die Annehmlichkeiten geplaudert,
     ein Mädchen bei uns zu haben, das für uns kocht und »unsere Begierden befriedigt«. (Dieser Ausdruck stammte von mir, ich hatte
     ihn in einem Roman gefunden, und er machte großen Eindruck, weil keiner richtig wußte, was »Be gierde « bedeutet.)
    »Und die beiden anderen?« fragt Meyssonnier schließlich.
    »Die könnten bleiben, wo sie sind.«
    Schweigen. Alle begreifen, daß in Malevil der Status von Miette nicht der gleiche wie der von Falvine oder Jacquet sein kann.
     Doch über diesen Status selbst ist nichts gesagt. Und niemand ist gewillt, ihn zu definieren.
    Da das Schweigen andauert, entschließe ich mich zu sprechen.
    »Gut«, sage ich. »Wir wollen über Miette offen reden. Unter der Bedingung selbstverständlich, daß alles, was wir sagen, unter
     uns bleibt.«
    Ich sehe sie an. Zustimmung. Da aber die Menou unbeteiligt weiterstrickt, setze ich hinzu: »Auch du, Menou, wirst zur Geheimhaltung
     verpflichtet sein.«
    Sie steckt die Nadeln in ihr Strickzeug, wickelt es zu einem Ballen zusammen und steht auf.
    »Ich gehe schlafen«, sagt sie grimmig.
    »Ich habe dich nicht aufgefordert zu gehen.«
    »Ich gehe aber schlafen.«
    |212| »Na hör mal, Menou, ärgere dich doch nicht!«
    »Ich ärgere mich nicht«, sagt sie, kehrt mir den Rücken und brummelt, während sie vor der Feuerstelle hockt und ihr Lämpchen
     anzündet, unverständliche Worte, die, nach ihrem Ton zu urteilen, nicht allzu freundlich für mich sein können.
    Ich schweige.
    »Du kannst bleiben, Menou«, sagt Peyssou, liebenswürdig wie immer. »Wir haben Vertrauen zu dir.«
    Mit einem Blick gebe ich ihm zu verstehen, daß ich nicht unzufrieden wäre, wenn sie ginge. Sie fährt ihrerseits mit dem undeutlichen
     Gebrummel fort. Ich kann die Worte »Stolz« und

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