Malloreon 2 - König der Murgos
Edlen gibt die Unruhe unter den Leibeigenen zu denken.«
Garion erinnerte sich an die armseligen Hütten in den Dörfern, durch die sie in den vergangenen Tagen gekommen waren, und an die Hoffnungslosigkeit in den Gesichtern ihrer Bewohner. »Sie haben auch Grund genug für Unzufriedenheit, meint Ihr nicht?« fragte er.
»Da kann ich Euch nur zustimmen, Eure Majestät, und es kommt auch nicht zum ersten Mal vor. Diesmal jedoch ist es etwas Ernsteres. Die Behörden haben Waffenlager aufgedeckt – mit guten Waffen. Ein Leibeigener mit einer Mistgabel kann sich mit einem mimbratischen Ritter nicht messen. Hat er jedoch eine Armbrust, ist das schon eine andere Sache. Es hat ein paar Zwischenfälle gegeben – und Vergeltungsmaßnahmen.«
»Wie kommen Leibeigene an diese Art von Waffen?« fragte Garion. »Gewöhnlich haben sie ja nicht einmal genug zu essen! Wie können sie sich da Armbrüste leisten?«
»Sie kommen aus dem Ausland«, erklärte Delvor ihm. »Wir konnten leider noch nicht feststellen, von woher genau. Aber offensichtlich will jemand sichergehen, daß der arendische Adel zu Hause zu sehr beschäftigt ist, sich außerhalb einzumischen.«
»Kal Zakath vielleicht?« meinte Silk.
»Durchaus möglich«, bestätigte Delvor. »Es besteht kein Zweifel daran, daß der malloreanische Kaiser weltweite Ambitionen hegt. Aufruhr in den Königreichen des Westens wäre sein bester Verbündeter, wenn er seine Streitkräfte nordwärts führt, nachdem er König Urgit getötet hat.«
Garion stöhnte. »Das hat mir gerade noch gefehlt!«
Als die anderen sich ihnen im Hauptpavillon anschlossen, servierten Delvors Diener ein reichhaltiges Frühstück. Es gab Platten voll Eier, Würste und Speck in großen Mengen und Tabletts um Tabletts mit Früchten und Gebäck.
»Also das nenne ich Frühstück!« rief Silk begeistert.
Polgara blickte ihn kühl an. »Nur heraus damit, Kheldar. Ich bin sicher, dir liegen eine Menge interessante Bemerkungen auf der Zunge.«
»Ich würde doch gar nicht auf den Gedanken kommen, etwas über deinen ausgezeichneten Haferbrei zu sagen, den du uns jeden Morgen vorsetzt«, entgegnete er mit Unschuldsmiene.
»Nicht, wenn dir etwas an deinem Wohlbefinden liegt«, warf Ce'Nedra süß ein.
Ein Diener betrat naserümpfend das Zelt. »Draußen steht ein anrüchiger, schmutziger Buckliger, Delvor«, meldete er. »Er bedient sich der anstößigsten Sprache, die mir je untergekommen ist, und er verlangt, eingelassen zu werden! Sollen wir ihn wegjagen?«
»Oh, das muß Beldin sein!« rief Polgara.
»Ihr kennt ihn?« fragte Delvor sichtlich überrascht.
»Seit ich in der Wiege lag«, erwiderte sie. »Er ist nicht wirklich so abstoßend, wie es den Anschein hat – wenn man sich an ihn gewöhnt hat.« Sie kräuselte die Stirn. »Ihr solltet ihn lieber einlassen«, riet sie. »Er kann sehr unangenehm werden, wenn er gereizt wird.«
»Belgarath«, knurrte Beldin, der sich an dem protestierenden Diener vorbeidrängte. »Seid ihr immer noch nicht weiter? Ich dachte, ihr wärt inzwischen in Tol Honeth.«
»Wir mußten erst nach Prolgu zum Gorim«, antwortete Belgarath sanft.
»Staatsbesuch, Dummkopf!« knurrte Beldin gereizt. Wie immer starrte der kleine Bucklige vor Schmutz. Die nassen Lumpen, die er als Kleidung trug, hielt er da und dort mit verrottenden Schnüren zusammen. In seinem verfilzten Haar steckten Strohhalme sowie Zweigstücke. Sein häßliches Gesicht war finster, als er auf den kurzen, krummen Beinen zum Tisch stapfte und nach einer Wurst griff.
»Bitte, benimm dich, Ohm«, mahnte Polgara.
»Warum?« Er deutete auf ein kleines Gefäß auf dem Tisch.
»Was ist da drin?«
»Marmelade«, antwortete Delvor leicht eingeschüchtert.
»Interessant.« Beldin steckte die schmutzigen Finger hinein und stopfte Marmelade in den Mund. »Nicht schlecht«, brummte er und leckte die Finger ab.
»Da drüben ist Brot, Ohm.« Polgara deutete.
»Ich mag kein Brot.« Jetzt wischte er die Hand an seiner Kleidung ab.
»Konntest du Harakan einholen?«, fragte ihn Belgarath.
Beldin antwortete mit Verwünschungen, die Ce'Nedra erblassen ließen. »Er ist mir wieder entkommen. Aber ich kann meine Zeit nicht damit vergeuden, ihn zu jagen. Also muß ich wohl auf das Vergnügen verzichten, ihn zu vierteilen.« Wieder tauchte er die Finger in die Marmelade.
»Wenn wir ihm begegnen, sorge ich dafür«, erbot sich Silk.
»Er ist ein Zauberer, Kheldar. Wenn du ihm in den Weg kommst, hängt er deine Gedärme
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