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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Albatros einen eigenartigen Schrei aus, einen Schrei, der beinah triumphierend klang. Der riesige, perlweiße Vogel senkte kurz die Schwingen, dann segelte er mit fast reglosen Flügeln auf Korim zu.

19
    O skatat, der Seneschall, eilte entschlossen durch die Korridore des Drojimpalasts zum Thronsaal Urgits, des Großkönigs von Cthol Murgos. Oskatats narbiges Gesicht wirkte düster. Er war besorgt. Vor der streng bewachten Tür zum Thronsaal hielt er an. »Ich möchte mit Seiner Majestät sprechen«, sagte er.
    Die Gardisten öffneten ihm hastig die Tür. Obwohl er in gegenseitigem Einverständnis mit König Urgit nur den Titel Seneschall trug, wußten die Gardisten, wie überhaupt alle im Palast, daß er nach dem König der zweithöchste Mann in Cthol Murgos und der stellvertretende Herrscher war.
    Er fand seinen rattengesichtigen Monarchen beim Geplauder mit Königin Prala und Königinmutter Tamazin, Oskatats Gemahlin. »Ah, da bist du ja, Oskatat«, begrüßte ihn Urgit. »Jetzt ist meine kleine Familie komplett. Wir haben uns über eine vollständige Renovierung des Drojimpalasts unterhalten. All diese Edelsteine und die Tonnen von Gold an den Decken verraten schrecklich unfeinen Geschmack, findest du nicht auch? Außerdem brauche ich das Geld, das ich für diesen Trödel bekommen werde, für den Krieg.« »Ich habe wichtige Neuigkeiten, Urgit«, sagte Oskatat. Auf königlichen Befehl duzte und nannte er seinen König, der auch sein Stiefsohn war, privat beim Vornamen.
    »Oje«, sagte Urgit und räkelte sich tiefer in die Kissen seines Thrones. Taur Urgas, Urgits vermeintlicher Vater, hatte verächtlich Bequemlichkeiten wie Kissen abgelehnt und es vorgezogen, ein Beispiel murgosischer Robustheit zu geben, indem er sich stundenlang auf kalten Stein setzte. Das einzige, was dieser törichte Einfall dem wahnsinnigen König eingebracht hatte, waren Hämorrhoiden, die in den letzten Jahren seines Lebens sehr zu seiner Reizbarkeit beitrugen.
    »Sitz gerade, Urgit«, rügte Lady Tamazin, die Mutter des Königs, abwesend.
    »Ja, Mutter.« Urgit richtete sich in seinem Thron auf. »Sprich, Oskatat«, bat er. »Aber bitte, bring es mir schonend bei. In letzter Zeit haben sich ›wichtige Neuigkeiten‹ gewöhnlich als Katastrophen erwiesen.«
    »Ich stehe in Verbindung mit Jaharb, dem Ältesten der Dagashi«, erklärte Oskatat. »Auf meine Bitte hat er versucht, den Aufenthaltsort des Hierarchen Agachak herauszufinden. Wir haben ihn schließlich aufgespürt – oder zumindest den Hafen, von dem aus er Cthol Murgos verlassen hat.«
    »Erstaunlich!« Urgit grinste breit. »Du hast mir ja ausnahmsweise einmal eine gute Neuigkeit gebracht. Also hat Agachak Cthol Murgos verlassen. Hoffen wir, daß er beabsichtigt, über den Rand der Welt zu segeln. Ich bin froh, daß du mir das mitgeteilt hast, Oskatat.
    Ich werde viel besser schlafen, nun, da dieser wandelnde Leichnam das, was von meinem Königreich übrig ist, nicht länger verseucht. Konnten Jaharbs Spione herausfinden, wohin er wollte?«
    »Nach Mallorea, Urgit. Allem Anschein nach vermutet er den Sardion dort. Er begab sich nach Thull Mardu und bedrängte König Nathel solange, bis ihn dieser begleitete.«
    Urgit lachte plötzlich schallend. »Er hat es wahrhaftig getan!« jubelte er. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ich schlug ihm einmal vor, daß er statt meiner Nathel nehmen soll, wenn er sich auf die Suche nach dem Sardion begibt. Jetzt hat er also wahrhaftig diesen Schwachsinnigen mitgenommen. Ich gäbe viel, wenn ich ihre Gespräche mitanhören könnte. Wenn sie Erfolg haben sollten, will er Nathel, der nicht einmal seine eigenen Schuhe schnüren kann, zum Kaiser von Angarak machen.«
    »Du glaubst doch nicht wirklich, daß es Agachak gelingen wird?« Königin Prala runzelte die makellose Stirn. Die junge Königin trug seit einigen Monaten ein Kind unter dem Herzen und neigte seither dazu, sich um alles Sorgen zu machen.
    Urgit schnaubte. »Er hat keine Chance. Dazu müßte er zuerst an Belgarion vorbei – ganz zu schweigen von Belgarath und Polgara. Sie werden ihm einheizen.« Er lächelte. »Es ist schön, mächtige Freunde zu haben.« Plötzlich zog auch er die Stirn in Falten. »Aber wir sollten Belgarion warnen – und Kheldar«, fügte er hinzu. »Das letzte, was wir hörten, war, daß Belgarion und seine Freunde Rak Hagga mit Kal Zakath verlassen hatten. Wir konnten daraus nur schließen, daß sie sich nach Mal Zeth begaben, entweder als Gäste oder als

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