Malloreon 5 - Seherin von Kell
Gefangene.« Er zog an seiner langen spitzen Nase. »Ich kenne Belgarion jedoch gut genug, zu wissen, daß er nicht lange gefangen bleiben wird. Aber Zakath weiß vermutlich, wo er ist. Oskatat, besteht die Möglichkeit, einen Dagash in Mal Zeth einzuschleusen?«
»Versuchen könnten wir es, Urgit, aber viel Hoffnung habe ich da nicht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß ein Dagash bis zum Kaiser vordringen könnte. Zakath hat seine Sorgen mit einem Bürgerkrieg, also dürfte er ziemlich beschäftigt sein.«
»Hm, das stimmt wohl.« Urgit trommelte mit den Fingerspitzen auf die Armlehnen seines Thrones. »Aber er hält sich bestimmt noch auf dem laufenden, was sich hier in Cthol Murgos tut, meinst du nicht?« »Zweifellos.«
»Dann lassen wir ihn doch unsere Botschaft an Belgarion weiterleiten.«
»Ich fürchte, ich verstehe dich nicht ganz, Urgit«, gestand Oskatat. »Welches ist die nächste von den Malloreanern besetzte Stadt?«
»Sie haben immer noch eine unterbesetzte Garnison in Rak Cthaka. Wir könnten sie innerhalb weniger Stunden in unsere Hand bringen, aber wir wollten Zakath keinen Grund geben, mit größeren Streitkräften nach Cthol Murgos zurückzukehren.«
Urgit schauderte. »Das ist in der Tat keine angenehme Vorstellung, da stimme ich dir bei. Aber ich schulde Belgarion mehr als einen Gefallen, außerdem möchte ich meinen Bruder beschützen, so gut ich es kann. Ich sag dir, was du tun kannst, Oskatat. Nimm drei Armeecorps und marschier hinunter nach Rak Cthaka. Die Malloreaner der Gegend werden nach Rak Hagga eilen, und von dort wird man Kal Zakath melden, daß wir anfangen, seine Städte anzugreifen. Das sollte ihm einige Aufmerksamkeit wert sein. Dann treibt euch eine Zeitlang um die Stadt herum und umzingelt sie. Fordere eine Unterhandlung mit dem Standortkommandanten. Erklär ihm die Situation. Ich verfasse ein Schreiben an Kal Zakath und weise ihn auf einige gemeinsame Interessen in dieser Sache hin. Ich bin sicher, daß er Agachak ebensowenig in Mallorea haben möchte wie ich den alten Hexer hier. Ich werde ihm dringend vorschlagen, die Kunde an Belgarion weiterzuleiten. Die Nachricht, die er dann zweifellos bereits von unserem scheinbar feindlichen Vorgehen hier erhalten hat, wird zumindest garantieren, daß er mein Schreiben liest. Dann setzt er sich mit Belgarion in Verbindung, und wir zwei können uns zurücklehnen und es dem Gottbezwinger überlassen, unser Problem für uns zu lösen.« Er grinste plötzlich. »Wer weiß? Vielleicht ist das sogar der erste Schritt zu einer Versöhnung zwischen seiner Kaiserlichen Unerbittlichkeit und mir. Ich finde, es ist wahrhaftig an der Zeit, daß Angarakaner aufhören, sich gegenseitig umzubringen.«
»Kannst du nicht ein bißchen mehr Geschwindigkeit aus ihr herausholen?« fragte König Anheg seinen Freund Kapitän Greldik. »Natürlich, Anheg«, knurrte Greldik. »Ich könnte mehr Segel heißen, dann wären wir schnell wie ein Pfeil – wenigstens fünf Minuten lang. Danach würden die Masten knicken, und wir dürften wieder rudern. Welche Schicht willst du übernehmen?«
»Greldik, du hast wohl noch nie was von ›lesemajeste‹ gehört?«
»Du weist oft genug darauf hin. Aber du solltest mal einen Blick in das Schiffahrtsgesetz werfen. Wenn ich an Bord dieses Schiffes und auf See bin, habe ich mehr absolute Befehlsgewalt als selbst du in Val Alorn. Wenn ich dir sage, daß du rudern sollst, dann ruderst du – oder schwimmst!«
Herzhafte Verwünschungen vor sich hinmurmelnd, stapfte Anheg davon.
»Habt Ihr etwas erreicht?« fragte Kaiser Varana, als der alornische König zum Bug kam.
»Er hat gesagt, ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern«, brummte Anheg. »Dann hat er mir angeboten, ich solle selber rudern, wenn ich in einer solchen Eile bin.« »Habt Ihr schon einmal gerudert?«
»Einmal. Chereker sind ein Seefahrervolk, und mein Vater hielt es für lehrreich für mich, wenn ich eine Reise als Schiffsjunge mitmache. Daß ich mich an den Riemen plagen mußte, hat mir nicht soviel ausgemacht. Aber vom Auspeitschen war ich nicht erbaut.« »Sie haben den Kronprinzen ausgepeitscht?« fragte Varana ungläubig.
»Es ist ziemlich schwierig, das Gesicht eines Ruderers von hinten zu sehen.« Anheg zuckte mit den Schultern. »Der Rudermeister versuchte mehr Geschwindigkeit aus uns herauszuholen. Wir verfolgten damals einen tolnedrischen Kauffahrer und wollten nicht, daß er sich in tolnedrischem Hoheitsgewässer in
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