Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer
Ohren«, stimmte James ihm zu.
»Liebst du sie?«, wollte Anthony wissen.
Boyd war, als könne er sich die Haare ausreißen. »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Dieses überstarke Verlangen, das von mir Besitz ergreift, wenn wir zusammen sind, lässt keinen Raum für weitere Gefühle zu.«
»Wie genau sehen denn nun deine Absichten aus?«, bohrte Anthony mit leicht gerunzelter Stirn weiter. »Ich würde fuchsteufelswild werden, wenn das Mädchen verletzt würde, egal ob von dir oder jemand anderem. Ich mag die Kleine nämlich.«
»Da gebe ich dir ausnahmsweise recht«, sagte James. »Es gibt vieles an ihr, dass es wert ist, bewundert zu werden. Nicht viele hätten wie sie gehandelt und Judy gerettet. Die meisten, vor allem vom schönen Geschlecht, hätten die Situation ignoriert oder einfach nur Hilfe geholt, aber dann hätten die Aussagen zweier Erwachsener gegen die eines Kindes gestanden, und jeder weiß, dass dem Kind nicht viel Glauben geschenkt würde.«
»Und wie die meine Kleine misshandelt haben«, sagte Anthony, der kurz davor war, sich wieder maßlos aufzuregen. »Diese Bastarde haben ihr nicht einmal etwas zu essen gegeben! Aber Katey Tyler hat gesehen, wie ein Kind gefesselt auf dem Boden kauerte, und hat es nicht anderen überlassen, es zu retten. Sie hat Judy da herausgeholt, hat nicht lange darüber nachgedacht, sondern sofort gehandelt.«
»Was mein Bruder damit sagen möchte, ist, dass du dich nicht von deinem Verlangen leiten lassen darfst. Mag sein, dass sie die ganze Welt bereisen möchte, aber manchmal habe ich fast den Eindruck, als käme sie von einem völlig anderen Planeten.«
Boyd seufzte. »Ihr irrt beide. Ich spiele schon seit längerem mit dem Gedanken, mich häuslich niederzulassen, Heirat eingeschlossen.«
»In Connecticut, hoffe ich«, sagte James schnell.
Boyd schnaubte. »Warum sollte ich, wenn meine Familie den Großteil ihrer Zeit hier verbringt? Nein, ich dachte vielmehr daran, das Skylark-Büro hier in London zu leiten.«
James stöhnte, und Anthony gluckste. Boyd ignorierte die theatralischen Gesten und fuhr fort: »Könnte ich jetzt bitte einen Tipp bekommen, wie ich die Kleine für mich gewinne?«
Anthony sah hinter sich, dann zu James und rief schließlich aus: »Du fragst uns ? «
Dieses Mal war es James, der lachen musste, und er sagte an seinen Bruder gewandt: »Komm schon, Bruderherz, an wen sollte er sich sonst wenden, wenn nicht an uns? Es ist ja nicht so, als wollte er von uns adoptiert werden. Er weiß besser als jeder andere, dass wir keinen weiteren Anderson in der Familie haben möchten. Ich kann mir sogar vorstellen, dass er irgendwann mal einen ganz passablen Ehemann abgibt. Genau wie Warren – von dem hätte es doch auch niemand erwartet, oder?«
Anthony zuckte die Achseln. »Na gut, alter Mann, in dem Fall will ich mal nicht so sein.« Und an Boyd gerichtet, sagte er: »Am besten fangen wir am Anfang an. Hat sie dir je Anlass zur Annahme gegeben, dass sie dich mag? Immer, wenn ich euch beide zusammen gesehen habe, hat sie Reißaus genommen.«
»Sie errötet oft, wenn sie in meiner Nähe ist«, antwortete Boyd. »Ich dachte immer, das wäre ein sicheres Zeichen für die Zuneigung einer Frau, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
Anthony lachte. »Das ist kein verlässlicher Indikator. Es ist durchaus denkbar, dass du sie mit deinem Verlangen in Verlegenheit bringst.«
»Mach mal halblang, Kleiner, und hilf dem Burschen«, riet James seinem Bruder.
»Es liegt doch auf der Hand, oder?«, fuhr Anthony fort. »Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sie zu verführen.«
»Genau das habe ich mir auch gedacht«, stimmte James zu.
»Das klingt … hinterlistig«, meinte Boyd.
»Mag sein, dass du nur die direkte Herangehensweise kennst, aber dir leuchtet doch sicher ein, dass du bei diesem besonderen Exemplar Frauenzimmer schon tief genug in der Kreide stehst, nicht wahr?«, sagte Anthony.
»Du musst dich an ihre Gefühle heranschmeicheln, mein lieber Junge. Musst sie dir schnappen, wenn sie nicht auf der Hut ist«, fügte James hinzu.
Anthony fuhr seinen Bruder an: »So musstest du vorgehen, alter Mann. Ich bevorzuge Charme. Hat bisher immer hervorragend funktioniert.«
»Ich glaube nicht, dass Barbaren über Charme verfügen«, warf James ein.
»So kommen wir keinen Schritt weiter«, schalt Anthony ihn.
James seufzte. »Recht hast du. Macht der Gewohnheit, fürchte ich.« Und dann an Boyd gewandt, fügte er hinzu: »Tut mir
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