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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Schließlich kenne ich Warren am besten.«
    »Wenn du dir anhören willst, daß es völlig sinnlos ist.«
    »Es ist völlig sinnlos, Tante George, wenn du jetzt auch noch auf mich einredest«, sagte Amy am nächsten Nachmittag beim Tee.
    Georgina lehnte sich im Sofa zurück, auf das James sie getragen hatte, bevor er sie mit dieser unangenehmen Aufgabe allein ließ. In Anbetracht der Tatsache, daß sie Amy heute schon viermal gesehen hatte, ohne irgendeine Anspielung auf ihr Dilemma zu machen, verwirrte es sie, als Amy lediglich fragte: »Willst du mir eine Moralpredigt halten?«
    »Kannst du jetzt schon Gedanken lesen?«
    Amy lachte. »Gedankenlesen? Kristallkugeln? Zauberstäbe?
    Man scheint mir neuerdings magische Fähigkeiten zuzutrauen.«
    »Wie bitte?«
    »Man braucht wirklich kein Hellseher zu sein, um zu wissen, was du denkst, so sonderbar, wie du mich seit heute morgen anschaust, von deiner merkwürdigen Zerstreutheit ganz zu schweigen. Es liegt doch wohl auf der Hand, daß Onkel James reinen Tisch gemacht und dich beauftragt hat, mir die Leviten zu lesen. Sehe ich das richtig?«
    »Tut mir leid, Amy«, sagte Georgina leicht errötend. »Ich wußte nicht, daß ich dich komisch angeschaut habe.«
    »Ach, fand ich nicht weiter schlimm. Nur Boyd war ein wenig überrascht, als du ihn auf die Nase geküßt und ›bis morgen‹ gesagt hast.«
    »Das habe ich nicht!« sagte Georgina atemlos. »Habe ich das?«
    »Am köstlichsten fand ich, daß er dreimal versucht hat, dich daran zu erinnern, daß er morgen auf hoher See sein wird, aber du hast gar nicht zugehört. Als er ging, hörte ich ihn etwas von diesem Klima murmeln, das die Leute verblöden läßt.«
    »Hör auf, Amy!« Georgina mußte lachen. »Jetzt schwin-delst du aber.«
    »Ich schwör’s bei Gott und allen Teufeln. Zum Glück hat Warren ihn nicht gehört, denn sonst hätte er am Ende noch ihre Schiffe zur Umkehr gezwungen, um zu beweisen, daß nicht das Klima schuld ist, sondern dein Ehemann.«
    Georgina fand das gar nicht so amüsant. »Ist das deine Art, mir verständlich zu machen, daß du ihn besser zu kennen glaubst als ich?«
    »Nein, aber sein Verhalten ist so berechenbar, wenn es um seine positiven Seiten geht, und die Sorge um dich ist eine davon. Werden dir deine Brüder fehlen?« Zwei der drei Schiffe, mit denen sie nach England gekommen waren, befanden sich inzwischen schon auf hoher See.
    »Natürlich werden sie das, doch sie kommen ja in wenigen Monaten wieder mit dem Geschäftsführer des Londoner Büros.«
    »Du konntest sie nicht davon überzeugen, einen englischen Geschäftsführer zu suchen?«
    »Nein.«
    »Nun, Warren wird dieser Idee zugänglicher sein, nur um England schneller verlassen zu können.«
    »Er gehört nicht zu denen, die es nicht länger als eine Woche an Land aushalten«, sagte Georgina.
    »Schön zu hören, aber ich dachte eigentlich mehr an seinen Vorsatz, mir unter allen Umständen aus dem Wege zu gehen.«
    Georginas Miene wurde ernst. »Ich möchte dich nicht unglücklich sehen.«
    »Wirst du auch nicht. Meine Verliebtheit wird ein glückliches Ende nehmen, genauso wie deine.«
    »Mit einem Ehemann und einem Bruder, die sich am liebsten an die Gurgel springen würden, ist meine Situation nicht gerade mit einem Rosenbeet zu vergleichen.«
    »Doch, aber eben mit ein paar Dornen darin«, lachte Amy.
    »Ich selbst ziehe Narzissen vor.«
    »Und was du kriegen wirst, sind Löwenmäuler«, sagte Georgina voraus, freilich nicht mit der Absicht, Amy in schallendes Gelächter ausbrechen zu sehen. »Das war ernst gemeint.«
    »Klar«, sagte Amy, noch immer lächelnd. »Aber weißt du, er wird zahm sein wie ein Kätzchen, wenn ich ihn so weit habe, oder soll ich sagen: wie ein Weidenkätzchen?«
    Georgina rollte mit den Augen. »Es liegt wirklich in der Familie.«
    »Ich versuche nur, deine Stimmung zu heben, Tante George.
    Du solltest dir wegen all dem keine Sorgen machen. Dein Bruder ist ein erwachsener Mann, er kann sich schon um sich selbst kümmern.«
    »Du bist es, um die ich mir Sorgen mache, das weißt du genau. Amy, Liebes, ich kenne meinen Bruder. Er wird dich nicht heiraten.«
    »Nicht einmal, wenn er mich liebt?«
    »Also ... nein ... Ich meine das wäre natürlich etwas anderes, aber ...«
    »Sag nicht, daß es nicht geschehen wird Tante George«, fiel ihr Amy ins Wort. »Dafür habe ich nämlich eine Kristallkugel, die mir sagt, daß alles möglich ist und daß Warren mir sein Herz öffnen wird. Starrköpfig,

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