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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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den Gasthof gekommen war. Das hätte er sich allerdings denken können. Das Mädchen hatte sich zu einer wahren Schönheit entwickelt, genau wie ihre Mutter.
    Und der feine Herr, der bei ihr war, konnte die Finger gar nicht von ihr lassen.
    Aber irgendwann mussten sie doch schlafen! Tyrus bezweifelte, dass sie mitten in der Nacht dorthin zurückfahren würden, wo sie hergekommen waren. Also wartete er und wartete. Ungefähr alle zehn Minuten öffnete er seine Tür gerade so weit, dass er sehen konnte, ob das Licht noch unter ihrer Tür hindurchschien.
    Zu dumm aber auch, dass die Kleine mit einem Malory zusammen war. Diese Familie war so berühmt-berüchtigt, dass sogar er schon von ihr gehört hatte. Das Problem dabei war nicht, dass sie alle verdammte Lords waren, sondern vielmehr, dass man sich mit ihnen besser nicht anlegte. Ausgezeichnete Schützen seien sie, hatte er sich sagen lassen, Meister im Duellieren wie auch im Boxkampf – und Meister darin, offene Rechnungen zu begleichen. Er würde also versuchen, den Kerl nicht ernsthaft zu verletzen, ihm nur einen Schlag zu versetzen, durch den er das Bewusstsein verlor.
    Bei dem Pech, das ihn verfolgte, würde er Malory wo-möglich ebenfalls umlegen. Aber nicht, wenn er zuerst das Mädchen um die Ecke brachte. Sobald sie tot war, würde ihm das Glück wieder hold sein.
    In jener Nacht hatte Danny wieder ihren schrecklichen Traum. Das war seltsam. Er hatte sie stets nur gequält, wenn sie aus irgendeinem Grund nervös war, Angst hatte oder einfach unruhig war. Nichts davon war am Abend der Fall gewesen. Dennoch erwachte sie – wie ge-wöhnlich – aus dem Traum, als der Knüppel auf ihren Kopf zusauste.
    Nachdem sie sich kurz geschüttelt hatte, um den Traum zu verscheuchen, wandte sie sich Jeremy zu, um sich enger an ihn zu schmiegen. Ausnahmsweise hatte sie einmal jemanden, der ihr Trost spenden konnte.
    Nicht dass sie überlegt hätte, ihn zu wecken. In seiner Nähe zu sein, ihn zu berühren, war beruhigend genug.
    Doch Danny war nun so wach, dass sie ohne Schwierigkeiten das leise Klopfen an der Tür vernahm und die Frauenstimme, die fragte: »Jeremy, bist du da?«
    Sie erstarrte. Die verschiedensten Vorstellungen schossen ihr durch den Kopf, und keine davon war angenehm. Daher rüttelte sie Jeremy nicht gerade sanft wach, um ihm die Meinung zu sagen.
    »Was?« Jeremy setzte sich abrupt auf.
    »Vor der Tür steht ein Weibsbild und ruft nach dir.«
    Danny fauchte geradezu.
    »Was für ein Unsinn. Hast du geträumt?«
    Dann wieder vor der Tür: »Jeremy, ich höre dich da drin. Bist du so weit angezogen, dass ich reinkommen kann?«
    »Ach du lieber Gott«, rief Jeremy nun überrascht.
    »Amy?«
    »Du kennst sie also doch, was?«
    Danny klang so aufgebracht, dass Jeremy ihre Gedanken erriet. »Es ist nicht, wie du denkst. Das ist meine Cousine.«
    »Klar, ganz bestimmt«, entgegnete Danny, während sie beide Füße gegen seinen Allerwertesten stemmte und ihn aus dem Bett stieß.
    »Verflucht noch mal«, schimpfte Jeremy, fand jedoch das Gleichgewicht wieder, bevor er auf dem Boden landete. »Das ist sie wirklich.«
    Er riss ein Streichholz an, um die Lampe neben dem Bett wieder anzuzünden. Dannys erschrockener Aufschrei zog seinen Blick wieder auf sie – und dann auf den Mann, den sie anstarrte. Er schien mittleren Alters zu sein, obwohl sein Haar bereits völlig grau und dazu so lang war, dass er es mit einem Strohhalm zurückgebunden hatte.
    Mit einem Strohhalm? Er war groß, drahtig und wie ein Bettler in abgetragene, zerlöcherte Lumpen gekleidet.
    Beim Aufflammen des Streichholzes war der Mann wie angewurzelt stehen geblieben, kaum mehr als einen Meter von Dannys Seite des Bettes entfernt, und er sah ebenso erstaunt aus wie sie und Jeremy. In einer Hand hielt er einen Knüppel, in der anderen einen Kissenbezug, in den er vermutlich ihre Habseligkeiten hatte hinein-stopfen wollen. Er hatte eine gehörige Alkoholfahne, ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr klar denken konnte.
    »Amy!«, rief Jeremy laut. »Geh von der Tür weg; ich werde nämlich gleich etwas hindurchwerfen. Wenn du allerdings eine Pistole hast, kannst du reinkommen und sie benutzen.«
    »Ich trage keine Pistolen bei mir«, erwiderte die Frauenstimme. »Aber Warren hat welche. Er bringt gerade unsere Pferde in den Stall. Eigentlich müsste er jeden Augenblick kommen.«
    Jeremy umrundete bereits das Fußende des Bettes, um auf den Eindringling loszugehen. Da von »Pistolen« die Rede gewesen

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