Malory
den Randbezirken Londons näherten, sagte Amy plötzlich: »Wir werden verfolgt.«
Sofort hielt Jeremy die Kutsche an. Also hatte er doch die ganze Zeit zugehört, obwohl Danny nichts erzählt hatte, das ihm nicht bereits bekannt gewesen wäre.
»Von wem?«, fragte er seine Cousine, doch da ihm sofort klar wurde, dass sie das nicht wissen konnte, erkundigte er sich stattdessen: »Haben sie es auf uns abgesehen?«
Danny wollte gerade darauf hinweisen, dass Amy auch das nicht wissen konnte, als diese erwiderte: »Ohne jeden Zweifel.«
Danny wurde es ziemlich mulmig zumute, als Warren davonritt, um zu sehen, ob er hinter ihnen oder in einem Versteck am Straßenrand jemanden aufstöbern konnte.
Sie selbst hatte ebenfalls eine Ahnung gehabt, dass ihnen jemand folgte, doch sie hatte nicht weiter darauf ge-achtet, denn seit sie ins Londoner Villenviertel gezogen war, hatte sie dieses Gefühl schon öfters gehabt, ohne dass danach jemals etwas passiert war. Da es Amy nun allerdings ebenso ging wie ihr, und da ihre Angehörigen keinen Zweifel an ihren Vorahnungen hatten, fragte Danny sich, ob sie erwähnen sollte, dass dies nicht das erste Mal war.
Sie hielt den Mund. Das eine konnte einfach nichts mit dem anderen zu tun haben. Dass sie in der Stadt zweimal das Gefühl gehabt hatte, verfolgt zu werden, war ganz bestimmt darauf zurückzuführen, dass Lucy ihr von dem Schurken erzählt hatte, der versucht hatte, sie zu finden. Wer immer ihnen jetzt auf den Fersen war, hatte sicherlich nichts mit ihr zu tun. Vermutlich war es nur ein Wegelagerer, der es versäumt hatte, sie anzuhalten, bevor sie zu nahe an der Stadt waren.
Und tatsächlich schüttelte Warren den Kopf, als er zu-rückkehrte, da er niemanden gefunden hatte. Auch Amy entspannte sich wieder und verkündete: »Die Gefahr ist vorüber. Ich glaube, du hast die Kerle verjagt, Warren, wer immer sie auch waren.«
Sie setzten ihren Weg fort, als wäre überhaupt nichts Außergewöhnliches geschehen. Amüsiert stellte Danny fest, dass Amys Prophezeiungen für die beiden Männer wie das Evangelium waren. Wenn sie sagte, sie seien nicht länger in Gefahr, verschwendeten sie keinen Gedanken mehr an die Sache.
Jeremy setzte Danny lediglich zu Hause ab, bevor er Amy heimbrachte. Er erwähnte beiläufig, dass er wahrscheinlich spät zurückkommen werde, da er einige geschäftliche Dinge zu regeln habe. Es ging darum, für eines der Besitztümer seines Onkels, das renovierungsbedürftig war, Zimmermänner zu engagieren.
Danny kehrte sofort zu ihren täglichen Pflichten zu-rück, als hätte sie nicht gerade mit dem Hausherrn die Nacht auswärts verbracht. Da sich in ihrer Abwesenheit nicht viel Staub angesammelt hatte, war sie bereits vor dem Abendessen mit der Arbeit fertig. Um diese Zeit kam auch Jeremy und unterbrach sie beim Essen, indem er sie ins Speisezimmer bat, wo er seine Mahlzeit einnahm.
»Setz dich, Liebes. Hast du schon gegessen?«
»Ich war gerade dabei.«
»Dann hol deinen Teller und leiste mir Gesellschaft.«
Danny setzte sich neben ihn und machte keine Anstalten, sich wieder zu erheben. »Du weißt, dass sich das nicht schickt.«
Jeremy seufzte. »Dann will ich dich nicht aufhalten.
Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich übers Wochenende nicht da bin.«
Nun seufzte Danny. »Du weißt, dass du mich nicht über deine Pläne auf dem Laufenden halten musst.«
»Warum baust du wieder eine Mauer zwischen uns auf?
Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir Freunde sind.
Und Freunde erzählen einander, was sie vorhaben.«
Danny schaute zu Boden, um seinem Blick auszuweichen. Stimmte das wirklich? Versuchte sie, die Distanz zwischen ihnen wieder zu vergrößern, um ihren Abschied vorzubereiten? Wahrscheinlich. Es würde nicht leicht sein, Jeremy Malory zu verlassen. Doch je eher sie es tat, desto weniger würde es wehtun. Um diesen unan-genehmen Gedanken zu verdrängen, sagte sie: »Also gut, was hast du denn vor?«
»Abgesehen von der Wochenendgesellschaft bei Lord Crandle bin ich zu allem bereit, was du möchtest.«
»Lord Crandle? Hat sich dort nicht Percy schröpfen lassen?«
Jeremy gab keine Antwort. Er stand auf, stellte sich hinter Dannys Stuhl und zog sie ebenfalls auf die Füße.
Und bevor sie wusste, was er wollte, küsste er sie so leidenschaftlich, dass ihr die Knie weich wurden. Sie hätte nicht sagen können, wie lange das dauerte, denn sie vermochte keinen klaren Gedanken mehr zu fassen, wie immer, wenn sie Jeremy auf den
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