Malory
zögern all seine Anstrengungen zunichte gemacht, nicht wahr? Nur so zum Spaß. Nein, warte, was hast du noch gesagt? Aus Jux!«
Drew zuckte leicht zusammen und sagte dann seufzend:
»Wenn du Wert darauf legst, es zu hören: Das war nicht meine Absicht, also nehme ich an, dass eine Entschuldigung angebracht ist.«
»Du nimmst an?«, höhnte Gabrielle. »Nun, ich nehme an, es wird dich nicht wundern, dass ich deine Entschuldigung nicht akzeptiere. Nichts kann das, was du getan hast, wieder gutmachen, es sei denn, du hilfst mir, meinen Vater zu retten.
Dann könnte es sein – es ist unwahrscheinlich, aber möglich –, dass ich dir vergebe.«
»Einverstanden«, sagte Drew ohne zu zögern. »Doch das
›unwahrscheinlich‹ akzeptiere ich nicht. Wenn er frei ist, sind wir quitt.«
Kapitel 41
Gabrielle stand beinah unter Schock, als sie sich in jener Nacht auf ihren Decken schlafen legte. Aus Angst, dass Drew seine Meinung wieder ändern könnte, hatte sie nicht weiter mit ihm gesprochen. Sie hatte gar nicht erwartet, mit der Drohung, ihm nur zu verzeihen, wenn er ihr bei der Rettung ihres Vaters half, Erfolg zu haben. Sie war sich nicht einmal sicher, wie sie überhaupt darauf gekommen war. Schließlich hatte er sich den ganzen Abend so arrogant benommen, dass sie eigentlich davon ausgehen musste, dass er nichts darauf geben würde.
Aber, oh Wunder, er hatte tatsächlich Hilfe zugesagt.
Als der Schreck nachließ, musste Gabrielle sich eingestehen, dass sein Schuldgefühl wohl doch größer war, als er ihr gegenüber zugegeben hatte. Vielleicht glaubte er aber auch nicht, dass es gefährlich werden könnte. Sie sollte ihn darauf hinweisen, dass er unter Umständen sein Leben und sein Schiff riskierte. Immerhin war Pierre ein echter Pirat, nicht nur ein Gelegenheitsräuber wie ihr Vater, der im Grunde eigentlich Schatzsucher war. Doch falls sie Drew warnte, änderte er womöglich seine Meinung.
Es gab nicht viel zu überlegen. Sie musste es ihm sagen. Es war unanständig, es nicht zu tun. Doch zunächst wollte sie abwarten, mit welchen Ideen Drew an die Rettung herangehen würde – nur für den Fall, dass er nicht mehr mitmachen wollte, nachdem sie ihm näher erläutert hatte, auf was er sich einließ. Außer dem Hilfsangebot hielt Drew aber noch andere Überraschungen bereit. Am nächsten Morgen, als er schon auf dem Weg zur Tür war, sagte er zu ihr: »Da wir ein Abkommen haben, vertraue ich auf dein Ehrgefühl, falls du eins hast, und bitte dich, dem Frachtraum fernzubleiben. Deine Mannschaft wird beizeiten freikommen. In dieser Hinsicht brauchst du al-so nichts zu unternehmen.«
All das machte aber erst Sinn für Gabrielle, als Drew durch die Tür ging – und sie offen ließ. Sie durfte sich frei auf dem Schiff bewegen? Unglaublich! Doch ehe sie vor Freude in die Luft sprang, dachte sie darüber nach, was er eben gesagt hatte.
Er würde ihre Leute freilassen, aber aus welchem Grund? Um sie ins nächste Gefängnis schaffen zu lassen? Oder damit sie bei der Rettung halfen?
Bevor sie ihn fragen konnte, war er bereits fort, und wenn sie ehrlich war, wollte sie gern eine kleine Weile ihren Triumph auskosten, ehe sie herausfand, ob sie noch weitere Rettungs-aktionen planen musste. Aber Drew wäre wirklich dumm, wenn er ihre Männer nicht einsetzte, nachdem er ihr nun seine Hilfe zugesagt hatte. Sicher begriff er wenigstens das.
Gabrielle machte sich nicht die Mühe, sich umzuziehen, bevor sie aus der Kabine trat, in der sie ihre kurze Haft verbracht hatte. Sie trug noch das Kleid, das man ihr gestern Abend für das Essen gebracht hatte. Sie war so verstört gewesen, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, es zum Schlafen auszuziehen. Drews Männer warfen ihr neugierige Blicke zu.
Offenbar hatte Drew ihnen noch nicht gesagt, dass einige der Piraten nicht länger hinter Schloss und Riegel saßen. Allerdings versuchte niemand, sie aufzuhalten, und nachdem sie in Drews Sichtweite angelangt war, kamen die Männer wohl zu dem Schluss, dass er ihr die Erlaubnis gegeben hatte, sich frei zu bewegen.
Gabrielle wusste immer noch nichts mit ihrer Zeit anzufangen, obwohl sie sich fragte, ob Drew tatsächlich etwas dagegen haben würde, wenn sie einfach anfing, auf dem Schiff auszuhelfen. Sie wollte es später noch einmal probieren, doch zunächst genoss sie einfach die Sonne und die frische Luft, die ihr mehrere Tage gefehlt hatten. Ihr Blick fiel auf das Achterdeck, auf dem Drew am Steuer stand. Was für ein
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