Malory
und Georginas völlige Angstfreiheit. Jede Frau, die mit ihrem Ehemann so reden konnte, wie Georgina Malory es mit James tat, wusste, dass sie geliebt wurde und erwiderte dieses Gefühl.
Doch Gabrielle merkte, dass ihr Freund es ernst zu meinen schien, daher erwiderte sie vorsichtig: »Man sollte meinen, dass sie von einem Mann, der anderen so leicht Furcht einflößt, eingeschüchtert wäre, nicht wahr? Aber diesen Eindruck habe ich bei ihr nie gehabt, eigentlich sogar eher das Gegenteil. Und ich habe mich des Öfteren privat mit ihr unterhalten. Vielleicht ist sie unzufrieden mit der augenblicklichen Situation, die ich ihr aufgezwungen habe. Schließlich hatte sie ganz andere Pläne. Aber sie hat es sich nie anmerken lassen, dass ich ihr Umstände bereitet habe, und ansonsten scheint sie recht glücklich zu sein. Du jedoch gründest deine Meinung ausschließlich darauf, wen sie geheiratet hat, richtig?«
Statt zu antworten sagte Richard: »Ich sollte mit ihr reden.«
Gabrielle wurde plötzlich bewusst, dass er Georgina, seit sie in den Garten gekommen waren, nicht aus den Augen gelassen hatte. Daher versuchte sie, die Frau so zu sehen, wie ein Mann es tun würde. Georgina Malory war in der Tat wunderschön. Die Schwangerschaften hatten ihrer Figur nichts anha-ben können, sie war immer noch schlank und an den richtigen Stellen wohlgerundet.
Gabrielle wurde etwas unruhig. »Sei vernünftig, Richard.
Du hast es doch selbst gesagt. Schau, mit wem sie verheiratet ist. Willst du wirklich diesen Mann auf den Fersen haben?«
»Er braucht doch nichts davon zu erfahren.«
»Richard!«
»Und ich will sie ihm auch gar nicht wegnehmen. Mit einem Techtelmechtel wäre ich schon zufrieden.«
Diese Bemerkung machte sie wütend. Typisch Mann, nur ans eigene Vergnügen zu denken und an die Frau keinen weiteren Gedanken zu verschwenden. Richard war entschlossen, sein Glück zu versuchen.
Gabrielle beobachtete, wie er schnell durch den Garten ging, um sich Malorys Frau zu nähern. Sie hätte ihn aufhalten sollen, doch sie war überzeugt, dass er einen Korb bekommen würde. Daher war es sicher besser für ihn, ihn sich selbst abzuholen und sich die Dame aus dem Kopf zu schlagen. Schließ-
lich hatte er keine Zeit, lange um den heißen Brei zu reden, da Gabrielle nur noch wenige Wochen im Haus sein würde und er nicht jeden Tag vorbeikommen konnte, ohne James’ Aufmerksamkeit zu erregen. Daher musste er alle Feinheiten beiseite lassen und direkt auf den Punkt kommen.
Richard setzte sich neben Georgina. Die beiden unterhielten sich eine ganze Weile. Gabrielle bemerkte sogar, dass Georgina lachte. Na ja, Richard war recht attraktiv und konnte sehr unterhaltsam sein. Doch sie hatte recht gehabt. Nach einem kurzen Vorgeplänkel war ihr Freund offenbar gleich zur Sache gekommen.
Selbst wenn sie es nicht gesehen hätte, die Ohrfeige, die Georgina Richard verpasste, war so kräftig, dass es durch den ganzen Garten schallte. Gabrielle zuckte stellvertretend für ihren Freund zusammen. Aber überrascht war sie nicht. Sie hoffte nur, dass er nicht zu enttäuscht sein würde. So wie sie ihn kannte, würde er es vielleicht sogar noch einmal versuchen. Sie war jedoch sicher, dass er sich wieder einen Korb ein-handeln würde. Georgina Malory war nicht einfach nur verheiratet, sie war zufällig auch glücklich verheiratet und liebte ihren Mann.
»Ich nehme an, ich sollte mich bei Ihnen entschuldigen.«
Gabrielle zuckte erschrocken zusammen. Sie stöhnte innerlich auf, ehe sie sich zu James Malory umdrehte, der leise neben sie getreten war. »Entschuldigen, wofür?«
»Dafür, dass ich Ihrem Freund wehtun muss«, erklärte James.
Sie hatte befürchtet, dass er so etwas sagen würde. Allerdings klang er gar nicht ernstlich aufgebracht und sah auch nicht so aus. Sie kannte ihn nur noch nicht gut genug, um zu wissen, dass man seine wahren Gefühle nie an seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte.
»Müssen Sie das?«, fragte sie. »In Wahrheit ist er harmlos.
Und Georgina hat ihm seine Hoffnungen bereits genommen.«
»Er hat sich zu viel erlaubt. Das kann ich leider nicht dulden.«
Richard kam gerade mit enttäuschtem Gesicht zu Gabrielle zurückgeschlendert. Als er jedoch James neben ihr stehen sah, nahm er in entgegengesetzter Richtung Reißaus. Es war fast lustig mitanzusehen, wie hastig er über die hohe Mauer kletterte, die den Garten vom Besitz des Nachbarn trennte.
»Sehr schlau von ihm«, kommentierte James. »Ich klettere
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