Malory
gewesen.«
Gabrielle zögerte einen Augenblick, dann aber breitete sich ein grimmiges Lächeln über ihr Gesicht. »Ich kenne eins.
Es ist zwar nicht zu kaufen, aber es sticht morgen früh in See.«
Kapitel 21
Die Rolle einer Piratin anzunehmen, war ziemlich unfein, dachte Gabrielle, nachdem sie den Männern ihres Vaters ihren Plan auseinandergesetzt hatte. Noch vor drei Jahren wäre sie niemals auf die Idee gekommen, etwas zu stehlen, geschweige denn ein ganzes Schiff. Doch jetzt hatten die Angst um ihren Vater und die Wut auf Drew Anderson sie auf genau diesen Gedanken gebracht. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Drew derart leichtsinnig ihren Ruf ruiniert und ihre Aussichten auf eine gute Partie zerstört hatte! Also würde sie nicht nur sein Schiff stehlen und Piratin werden, wie er es ihr stets vorgeworfen hatte, sie würde ihn auch in ihre Gewalt bringen. Er verdiente es nicht anders. So einfach war das. Eine andere Gelegenheit, sich an ihm zu rächen, würde sich nicht bieten
– nicht, wenn er abreiste. Erst verwickelte er sie in einen Skandal und dann segelte er sorglos davon? Das würde sie nicht zulassen.
Ihr Plan war brillant. Er löste das augenblickliche Problem
– wie sie die Befreiung ihres Vaters bewerkstelligen sollten –
und versetzte sie gleichzeitig in die Lage, mit dem Mann, der sie ruiniert hatte, abzurechnen. Dann wurde Gabrielle jedoch bewusst, dass sie das Schiff zu viert nicht segeln konnten.
»Wir werden mehr Männer brauchen«, erklärte sie.
»Dafür sorge ich schon«, meinte Ohr.
»Wo willst du so kurzfristig Männer hernehmen, die bereit sind, ein ganzes Schiff zu kapern?«
Ohr lachte. »Diese Stadt hat Seiten, die einer wohlerzoge-nen jungen Dame unbekannt sein dürften. Überlass das mir, ich werde genügend Männer finden.«
Nur Richard kam auf die Idee, Gabrielle könnte bei der Sache nicht ganz wohl sein. »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte sie lächelnd. »Aber man entschließt sich nicht alle Tage, Piratin zu werden.«
Richard lachte. Er fand das natürlich lustig, denn er war schon lange in diesem Geschäft. Trotzdem kam er noch einmal auf die Bedenken zurück, die Gabrielle haben mochte.
»Weißt du, du musst eigentlich nicht mitkommen«, sagte er zu ihr. »Wir könnten eine Frau suchen, die dir ähnlich sieht.
Solange Pierre glaubt, dass du es bist ...«
»Nein«, unterbrach ihn Gabrielle. »Falls er mich aus irgendeinem Grund sprechen will, ehe er deinem Schiff erlaubt, näher an die Festung heranzukommen, muss ich vor Ort sein.
Ich werde das Leben meines Vaters nicht aufs Spiel setzen.
Wenn ich dabei bin, haben wir mehr Möglichkeiten, uns einen Plan auszudenken, wie wir meinen Vater befreien können.«
»Und wir unseren Kapitän«, sagte Richard mit ernstem Gesicht. »Du hast deine Treue zu ihm schon bewiesen, indem du uns befohlen hast, das Schiff dieses Amerikaners zu kapern.«
»Ich habe es nicht befohlen«, berichtigte Gabrielle ihn,
»ich habe es bloß vorgeschlagen.«
Richard grinste, weil er nur einen Scherz gemacht hatte.
»Das weiß ich doch, und es ist die perfekte Lösung. Wenn alles vorbei ist, können wir dem Mann das Schiff sogar zurückgeben. Ich möchte nämlich nicht Malory auf den Fersen haben, falls er es persönlich nimmt, dass wir seinem Schwager das Schiff geklaut haben. Bist du sicher, dass du ihn nicht lieber um Hilfe bitten willst?«
Gabrielle zögerte mit der Antwort. Beide Malorys waren sehr freundlich und großzügig zu ihr gewesen. Ihrer Meinung nach hatte James seine Schuld bei ihrem Vater vollständig ab-getragen. Es war nicht sein Fehler, dass sie mit ihrer Aufgabe, einen Ehemann zu finden, gescheitert war. Das war Drew zuzuschreiben.
»Nein, James Malory hat schon genug für mich getan. Ich werde ihn nicht noch einmal um Hilfe bitten.«
»Ich meinte Anderson.«
Gabrielle schnaubte verächtlich. »Kommt nicht infrage. Er würde es ohnehin ablehnen. Er mag mich nicht und ich verab-scheue ihn.«
Das sagte sie so hastig, dass Richard erstaunt eine Braue hob. »Wie kommt denn das?«
»Es liegt wohl an seiner Abneigung gegen Piraten. Jedenfalls hat er dafür gesorgt, dass alle Welt weiß, welchen Beruf Nathan hat.«
Richard sog scharf die Luft ein. Gabrielle war mehr denn je davon überzeugt, dass er Engländer war, ob er es nun zugab oder nicht, denn er schien genau zu verstehen, was das bedeutete. Ohr wollte es deutlicher erklärt haben und fragte: »Ist das der
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