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Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Titel: Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Birgit;Lolosoli Virnich
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eine Kette fertig.« Nanyimoi umarmte mich. »Wir werden sie morgen zur Post bringen und zusammen mit den anderen, die wir aus Umoja mitgebracht haben, nach Amerika schicken.« So langsam kehrte für mich wieder so etwas wie Normalität ein. Es war merkwürdig, aber hier im Slum, in Kibera, fühlte ich mich erstmals heimisch, seit ich nach Nairobi geflüchtet war. Endlich spürte ich wieder Leben um mich herum. Trotz der Armut da draußen genoss ich das Stimmengewirr schreiender Händler, singender selbst ernannter Prediger und plärrender Transistorradios.
    Völlig unerwartet kündigte sich eines Tages mein Sohn Tom an. Ich wusste gar nicht, wie ich ihm entgegentreten sollte. Was er wohl wollte? Auf mich einreden? Mich zur Vernunft bringen? Meine Gedanken überschlugen sich und mein gesamtes Leben flimmerte wie ein innerer Film an mir vorbei, vor allem die Streitereien mit meinem Mann. Als ältester Sohn hatte Tom immer zu seinem Vater gehalten. Wann immer mich mein Schwiegervater in die Schranken gewiesen hatte, hatte er seinem Großvater beigepflichtet. Er war ihm hörig, stand hinter ihm als dem vermeintlichen Wächter unserer Familientradition.
    Seit mehr als einem Jahr hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er hatte mich bekämpft wie kein anderer in meiner Familie. Er hatte mich beschimpft, mir vorgeworfen, Schande über die Familie gebracht zu haben. Manchmal war Tom noch unerbittlicher als mein Mann gewesen. Und nun stand er vor mir: wohlgenährt, in einem T-Shirt, das die passende Aufschrift trug: »Where old men rule« – »Wo alte Herren regieren«. Wollte er mich damit provozieren? Mit seiner Jeans und seinen neuen Turnschuhen kam man nicht auf die Idee, dass er einst als kleiner Junge rund um Archer’s Post in traditionellen Samburu-Tüchern Ziegen gehütet hatte. Er trug den perfekten Nairobi-Look.
    Tom grinste mich an. Er umarmte mich, als wäre nichts gewesen. Ich wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte.
Wenn ich nur wüsste, was er wirklich von mir will, dachte ich. Nach alter Nomadenart dauerte die Begrüßung minutenlang. Tom erzählte unaufgefordert von allen in der Familie. Es gehe allen gut, auch seinem Vater und seinem Opa, berichtete Tom, obwohl ich mich gar nicht nach ihnen erkundigt hatte. Zunächst war ich äußerst zurückhaltend. Wollte Tom mich aushorchen? Irgendwann hörte ich auf, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Stolz erzählte er mir, dass er nun für eine Firma das Webdesign machte. Er sprach in einer Sprache, der ich nur schwer folgen konnte.
    Tage später präsentierte er mir stolz seine gut aussehende, schlanke Freundin Fiona, die in Nairobi in der Computerbranche arbeitete. Als er von seiner Kindheit erzählte, strahlte er sie an. »Mutter war schon immer eine mutige Frau. Sie hat nie ein Blatt vor den Mund genommen und hat Dinge ausgesprochen, die andere Frauen sich gar nicht getraut hätten. Deswegen ist sie auch immer angeeckt«, erklärte Tom ihr grinsend. »Aber sie ist auch die sozialste Frau, die ich kenne, und hat sich immer für Gerechtigkeit eingesetzt, solange ich denken kann. Wenn jemand in unserem Dorf hungrig war, dann hat sie ihm etwas zu Essen gegeben. Das hat sie auch uns Kindern beigebracht. « Tom war sichtlich stolz. »Aber leider mussten wir sie immer mit anderen teilen. Immer kamen Menschen zu uns nach Hause und fragten Rebecca um Rat. Sie war wie ein Chief und hat sich ganz selbstverständlich über alle Konventionen hinweggesetzt.«
    Überrascht registrierte ich, mit welcher Anerkennung er vor seiner Freundin von mir sprach. »Ich war noch sehr jung, als mir klar wurde, dass meine Mutter anders ist als die anderen Samburu-Frauen«, fuhr er fort. »Während sich die anderen über Tiere, Wetter und Kinder unterhielten, ging meine Mutter auf Konferenzen, bei denen Frauenrechte erörtert wurden. Sie mischte sich ein, wenn jemand in Bedrängnis kam. Stellte sich vor allem immer schützend vor andere Frauen und zog
damit den Ärger der eigenen Familie auf sich.« Ich war überwältigt. Mein Sohn sah mich positiver, als ich es je für möglich gehalten hatte. Auf ihn hatte ich wohl wie eine Art Politikerin gewirkt, die wie eine Löwin für die Rechte der Frauen kämpft. »Ich will menschenwürdige Lebensverhältnisse für Frauen und Kinder schaffen«, entgegnete ich, »und dafür werde ich alles tun. Denn nur so kann ich die wirtschaftliche Entwicklung unserer Heimat vorantreiben.«
    Fiona hörte uns gebannt zu. Vor Aufregung bekam sie keinen

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