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Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Titel: Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gruber
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älteren Bekannten) und ein paar Flaschen Spätlese (für Geburtstage, Namenstage und Krankenhausbesuche bei jüngeren Bekannten) waren bei uns immer daheim zu finden.
    Das Verschenken von Tieren wie Katzen, Hunden, aber auch kleinen Ferkeln und Kälbern sollte vorher mit den zu Beschenkenden abgeklärt werden, da ein Geschenk ja Freude bereiten und nicht vor das Problem stellen soll: »Wo krieg ich auf die Schnelle Stall, Stroh und Heu her? Und wie in Gottes Namen entsorge ich in Zukunft größere Mengen Mist?«
    Befinden sich in dem Gastgeberhaushalt Kinder, dann empfiehlt sich, diese ebenfalls zu beschenken: Das freut die Eltern meist noch mehr als die Kinder. Bei den Geschenken darf man sich vor allem bei jüngeren Kindern auf Kleinigkeiten beschränken. Damit sind nicht Tablets oder Smartphones gemeint, sondern wirklich Kleinigkeiten, zum Beispiel Tütchen mit Brausepulver oder Seifenblasenfläschchen. Falls die Kinder erst gar nicht wissen, worum es sich hierbei handelt, und beginnen, das Display zu suchen, lassen Sie sich bitte Ihre Irritation nicht anmerken.
    Bei größeren Kindern wird im Zweifel eh alles Mitgebrachte als »uncool« und »greißlich« empfunden werden, deshalb würde ich vom Schenken von Kleidung, CD s und Süßigkeiten abraten und auf eher Ungewöhnliches zurückgreifen: Alko-Pops, Joints, Kondome oder Kotztüten (»Speibsackerl«, die Sie kostenlos in sämtlichen Airlines mitnehmen können). Ist der zu beschenkende Jugendliche älter als zwölf Jahre, dann können Sie in der Regel davon ausgehen, dass er oder sie mit diesen Dingen vertraut ist.
    Die ungewöhnlichsten Geschenke, die ich je in meinem Leben von Freunden, Familie oder Fans bekommen habe:
    ♦ ein roter Blechhahn, der sich mit einem Teelicht illuminieren lässt
    ♦ ein Zinnteller aus Marzipan mit dem Wappen einer freiwilligen Feuerwehr (ich weiß leider nicht mehr, von wo, denn den Teller habe ich natürlich pflichtbewusst aufgegessen)
    ♦ ein Blumenstrauß, bestehend aus lauter geräucherten Würsten
    ♦ ein gerahmtes Foto eines privaten Pissoirs mit der Überschrift: »Piss on Art«
    ♦ ein parfümiertes T-Shirt mit der Aufschrift vorn: »Gruberlein, ich will ein Kind von dir!« (auf dem Rücken stand: »Der Bub wird Pablo Herodes Lettenbichler heißen.«)
    ♦ einen Erotikratgeber mit Abbildungen von Sexpraktiken, für die man entweder russische Kunstturnerin oder ein Schlangenmensch sein sollte (von einem weiblichen Fan!)
    ♦ eine Blechdose mit einem rostigen Löffel, auf dem ein zerfieseltes Post-it pappte, auf dem stand: »Auf einen Einladung zum Cappucino am Gardasee«. (Wörtlich! Wer aufgrund der schlechten Grammatik darauf schließt, dass es sich bei dem Verfasser der Botschaft um einen Italiener handelt, der liegt leider falsch!)
    ♦ eine gerahmte Fotomontage mit mir als glücklicher Braut (ebenfalls von einem männlichen Fan)
    ♦ ein echtes Kalb (das ich aber nicht angenommen habe, weil auf dem elterlichen Hof die ehemaligen Stallungen schon durch eine Maschinenhalle ersetzt wurden)
    ♦ einen schriftlichen Heiratsantrag eines österreichischen Gabelstapelfahrers, der mich bat, ihn nicht nach zwanzig Uhr zu Hause anzurufen, denn dann würde ich seine Mutter aufwecken.
    Umgekehrt gilt für den Gastgeber: Wenn man Besuch bekommt, bietet man ihm immer etwas zu trinken und – wenn zeitlich möglich – auch etwas zu essen an. Wenn ich von »Essen« spreche, meine ich nicht eine Handvoll staubtrockenes Knabberzeug aus der Tüte, sondern Essen im bayerischen Sinne: also mindestens Kaffee und Kuchen, im Regelfall allerdings eine Brotzeit, die kalorienmäßig den Monatsbedarf eines Triathleten abdeckt. Menschen, die mit einem erhöhten Cholesterinspiegel zu kämpfen haben, empfehle ich, vor einem Besuch in einem bayerischen Haushalt ihre Tablettendosis prophylaktisch zu verdoppeln. Denn auf dem Land gilt: Wenn dir jemand etwas zu essen oder zu trinken anbietet, dann isst und trinkt man. Naschen, Nippen oder gar lustloses Herumstochern in der kalorienhaltigen Kost ist verpönt und gilt als Stimmungskiller.
    Als Entschuldigung für das Nichtzugreifen werden lediglich tödliche Krankheiten akzeptiert, nicht aber Allergien (s. unten), Wehwehchen (lächerlich), Stress (gibt es nicht beziehungsweise kann in kürzester Zeit mit bereits geringen Mengen Alkohol hinuntergespült werden) oder die Tatsache, dass man eine halbe Stunde zuvor bereits eine Schweinshaxe mit drei Knödeln, eine doppelte Portion Apfelstrudel und fünf

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