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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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anderen Kindern schon auf mich. Sie hatten eine Luftpistole. Und sie schossen auf mich.« Er zuckt die Schultern. »Sie trafen mich ein gutes halbes Dutzend Mal am Körper. Sie haben bloß Unsinn gemacht, weißt du; es reichte nicht, um die Haut zu durchdringen oder so was. Trotzdem weinte ich. Ich trat den Rückzug an, wollte zurück nach Hause laufen, doch eins der Luftpistolengeschosse traf mich im Auge, bevor ich die Chance hatte, mich umzudrehen. Meine Iris wurde zerstört. Jetzt bin ich auf dem linken Auge blind.«
    Selbst mit sechzehn genügt die Geschichte noch, um mich zu erschüttern. Ich presse eine Hand vor den Mund. »Oh, mein Gott«, sage ich. »Das ist ja schrecklich. Was ist mit ihnen passiert? Haben sie Ärger bekommen?«
    Mr. Riley zuckt von neuem die Schultern. »Vermutlich haben sie eine Tracht Prügel kassiert; damals haben einige Leute ihre Kinder noch geschlagen. Doch wirklich zur Rechenschaft gezogen wurden sie nie.« Er lehnt sich in seinem Sessel zurück. »Bald danach zogen wir weg. Im Grunde war es für meine Mom am schwersten. Sie hat gesehen, wie aufgeregt ich an dem Tag war, wie glücklich ich war, endlich mit den anderen Kindern aus meiner Straße spielen zu können. Doch das Ganze war bloß ein fieser Streich.« Er starrt auf seinen Schreibtisch. »Du weißt ja, wie Kinder sein können. Aber das ist schon in Ordnung. Ich führe jetzt ein gutes Leben. Also kann ich mich nicht beschweren.«
    Ich nehme einen großen Schluck Wasser. Mein Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, der meinen Rücken hinabfällt. Mein Gesicht ist noch immer verschwitzt. Meine Augen sind groß vor Mitleid.
    »Es tut mir so leid, dass Ihnen das widerfahren ist«, versichere ich ihm.
    »Ist schon okay, Liz. Vermutlich hätte ich dir das überhaupt nicht erzählen sollen. Aber genau das ist der springende Punkt – ich möchte, dass du darüber nachdenkst, mit wem du dich abgibst. Du solltest deine Prioritäten überdenken. Sonst könntest du es eines Tages vielleicht bereuen.«
    Draußen im Gang räuspert Richie sich wieder.
    Ich rutsche auf meinem Stuhl herum. »Ich muss gehen, Mr. Riley.«
    »Natürlich. Dein Prinz wartet.« Er ist sarkastisch.
    Ich beobachte, wie ich sein Büro verlasse und in den Gang hinaustrete, wo Richie an der Wand lehnt; er wirkt gelangweilt. Wir verlassen schweigend das Gebäude, Hand in Hand. Sobald wir auf dem Parkplatz sind, frage ich ihn: »Hast du gehört, was er mir da drin erzählt hat?«
    Richie nickt bloß.
    »Das ist schrecklich, oder?«
    »Hm-hm.«
    Caroline, Mera und Josie warten auf uns. Sie sitzen in einem schwarzen Mercedes-Cabrio und haben das Verdeck runtergefahren. Als meine Freundinnen uns entdecken, drückt Mera auf die Hupe und winkt uns herüber.
    »Was zur Hölle hat euch so lange aufgehalten?«, schnappt Josie, als Richie und ich auf den Rücksitz klettern. Es ist nicht genug Platz, dass wir drei nebeneinander sitzen könnten, also macht es sich mein jüngeres Ich auf Richies Schoß gemütlich. Ich kann nur zusehen, obwohl ich direkt neben dem Wagen stehe.
    »Reg dich ab«, sagt Richie zu Josie. »Jetzt sind wir doch hier, oder?«
    »Was soll das Ganze, Liz? Willst du lieber mit Schielauge Riley und den Schwachköpfen vom Cross-Country-Team rumhängen?« Doch dann grinst sie mich an, und die Schärfe schwindet aus ihrer Stimme. »Ist schon okay. Ich liebe dich trotzdem.«
    Ich blinzle ihr zu. Sie blinzelt zurück. Ich strecke ihr die Zunge aus, und sie verdreht die Augen.
    »Im Ernst«, sagt sie kichernd. »Was hat denn so lange gedauert? Verplemperst du gerne Zeit mit deinem Trainer? Er sieht so schräg aus.«
    »Er sieht nicht schräg aus. Seine Augen haben bloß eine unterschiedliche Farbe.« Ich verschränke meine Finger mit Richies.
    »Doch, das ist schräg.« Sie rümpft die Nase. »Was für ein Freak.«
    Wir stehen immer noch auf dem Parkplatz. Der Mercedes tuckert im Leerlauf.
    »Er ist kein Freak«, erkläre ich ihr. »Er ist sehr nett. Und du solltest nicht solche Sachen über ihn sagen. Es ist schließlich nicht seine Schuld, dass seine Augen anders sind.«
    Während ich mich selbst beobachte und zusehe, wie sich die Szene entfaltet, fällt mir auf, dass Richie meine Hand drückt, wie um mich zu bestärken.
    »Wie auch immer«, sagt Josie und lässt ihren Kaugummi platzen. »Es spielt keine Rolle, ob es seine Schuld ist, Liz. Er ist trotzdem ein Freak.«
    »Halt gefälligst die Klappe«, sage ich zu ihr. »Er ist ein guter Mensch.«
    »Haltet

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