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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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kennengelernt hat.«
    »Vielleicht in Paris.«
    »Was ist das denn, ein Song-Titel? >Vielleicht in Paris, vielleicht
in Moskau, oder war es Kopenhagen.<«
    »Es hätte auch in Kopenhagen sein können«, gab Walter zu.
    »Sie war Dänin, richtig?“
    »Ich glaube ja.«
    »Sie hätten mal die Witze hören sollen, als wir ihren Paß gefunden
hatten«, sagte Zaif. »Verstehen Sie, so etwas wie: >An so einem Kopenhagener
hätte ich auch gern mal geknabberte >Zum Morgenkaffee würde dir so etwas
wohl auch gefallen.< Solche Dinge. Wie kommt es also, daß so ein Schmock von
Privatschnüffler wie Sie einen Filmstar bumsen kann?«
    Jetzt geht's los, dachte Walter.
    »Ich würde sie kaum einen Star nennen«, erwiderte er.
    Zaif sagte: »Ich habe ein paar ihrer Filme gesehen. Meine Freundin mag
diese künstlerischen Filme. Ich will Ihnen mal was sagen, die Marlund ist die
Art Schickse, von der die meisten Männer träumen. Das Haar, die Augen, die
Titten... eine gottverdammte Brunhilde mit Sex-Appeal. Also, wie ist es?«
    »Bitte um Vergebung?«
    »Wie kommt es, daß so ein Schmock von Privatschnüffler einen Filmstar
bumst?«
    »Da haben wir drei Fragen, nicht wahr, Sam?«
    »Noch verdammt viel mehr als nur drei, Walter«, sagte Zaif. »Hören Sie
auf zu mauern.«
    Walter zog seine Zigarettenschachtel aus der Jacke, bot Zaif eine an
und zündete sich dann selbst eine an.
    »Jesus - um mal was Neues zu sagen —, was ist das denn?« sagte Zaif,
als er einen Zug genommen hatte.
    »Eine Gauloise«, erwiderte Walter. »Eine französische. Ich bekomme sie
im Village.«
    »Sie schmecken wie Scheiße.«
    »Sie schmecken nur, wenn man sich daran gewöhnt hat«, sagte Walter. Er
nahm einen tiefen Zug und fügte hinzu: »Sie haben recht. Sie schmecken wirklich
wie Scheiße.«
    »Wissen Sie, Walter«, sagte Zaif, »jetzt sind wir etwa so weit, daß
einer meiner rauhbeinigen irischen Kollegen, der weniger kultiviert ist als
ich, Ihren Kopf vermutlich auf diesen hübschen Metalltisch knallen und Sie
auffordern würde, seine gottverdammte Frage zu beantworten.«
    »Werden Sie mir den Kopf auf diesen hübschen Metalltisch knallen?«
    »Nein, dazu bin ich zu jüdisch«, gab Zaif zurück. »Ich werde auf Ihnen
herumhacken.«
    Walter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sagte: »Sie gehen wieder
von der Annahme aus, daß ich intime Beziehungen mit Miss Marlund unterhalten
habe.«
    »Wie dumm von mir. Nur weil wir sie in Ihrem Hotelzimmer auf dem Bett
gefunden haben, und zwar so gut wie nackt in diesem filmreifen Neglige...«
    Aha, da habe ich doch eine Information erhalten, ohne eine gegeben zu
haben, dachte Walter. Geduld ist eine Tugend und wird gelegentlich sogar
belohnt. Dennoch war die Vorstellung besorgniserregend, geschmacklos und
traurig. Eine einsame Frau in aufreizender Aufmachung, der unsanften Berührung
von Fremden ausgesetzt.
    »Ich glaube, ich habe Marta auf einer Party in Kopenhagen
kennengelernt«, sagte Walter. »Als sie nach New York kam, rief sie mich mal
an.«
    »Was haben Sie in Kopenhagen getan?« fragte Zaif.
    »Ich habe für die Scandamerican Import/Export mit Sitz in Stockholm
gearbeitet. Wir sind manchmal übers Wochenende nach Kopenhagen gefahren.«
    »Ich kapiere es nicht«, sagte Zaif.
    »Was kapieren Sie nicht, Sam?«
    »Sie haben für eine internationale Import-Export-Firma gearbeitet und
sind jetzt Privatdetektiv?«
    »Ich war bei Scandamerican für die Sicherheit verantwortlich.«
    »Na schön«, erwiderte Zaif. »Warum haben Sie gekündigt?«
    »Ich wollte einfach wieder in New York sein.«
    Zaif blinzelte hinter den Brillengläsern.
    »Was haben Sie vermißt, die Automatenrestaurants?«
    »Sie werden es kaum glauben, ja«, gab Walter zurück. »Und Sardi's und
den Stork Club und die Broadway-Shows, den Times Square bei Nacht, Hot Dogs,
Brezeln mit Senf, italienisches Essen, Footballspiele...«
    »... das Plaza Hotel...«
    »... vom Waldorf ganz zu schweigen.«
    »Wie kommt es, daß Sie ein Zimmer im Plaza nehmen, Walter? Sie wohnen,
wie war das noch, zehn Minuten entfernt? Wie kommt es, daß Sie sie nicht in
ihre Wohnung mitnahmen?«
    »Wie Sie schon sagten, sie ist ein Filmstar.«
    «War ein Filmstar«, korrigierte Zaif. »Das Plaza ist
teuer. Wie kann sich ein Privatschnüffler das Plaza leisten?«
    »Ich verfüge über bescheidene Zinserträge«, erwiderte Walter.
    »Sie sind reich, Walter?«
    »Ich habe bescheidene Zinserträge.«
    »Jedenfalls genug, um einen dänischen Filmstar in stiller Umgebung

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