Manta 01 - Omnivor
er ist jedenfalls schnell zu Fuß. Vermutlich muß er das auch sein, um sich vor den Omnivoren zu schützen.«
Er blickte auf das Tier, das unbeweglich am Rand saß.
»Versuch das hier, wenn du Hunger hast, Quilon.« Er hielt ihr ein Stück der weißen Substanz hin.
Sie streckte die Hand aus, um es entgegenzunehmen.
Der Manta schoß in die Luft, wobei sein Körper fast die bedrohliche Form annahm, die er während des Rennens gehabt hatte. Er schnellte zwischen sie.
Aquilon taumelte mit einem Schrei zurück. Veg stand da wie erstarrt, als die Kreatur an seiner Seite zur Ruhe kam, neben dem Pilz. Sie starrten den Manta an.
»Bist du sicher, daß er zahm ist?« fragte Aquilon scherzhaft.
Veg beobachtete ihn verwirrt. »Ich dachte, ich hatte es letzte Nacht hinter mir«, gab er zu. »Als ich sah, wie das Auge hinter mir her kam, und ich kein Gewehr bei mir hatte. Aber alles, was er tat, war, mir zu folgen. In diesem Augenblick fing es an, mir leid zu tun, daß ich den anderen abgeknallt hatte. Vielleicht war es gar kein Angriff gewesen.«
Cal sprach von der anderen Seite. »Ich glaube nicht, daß er jetzt angegriffen hat. Er schien die Absicht zu haben, euch beide zu trennen.«
»Hände weg von der Dame?« sagte Veg geheimnisvoll. »Aber letzte Nacht wart ihr beide euch ziemlich nahe.«
Aquilon errötete. »Vielleicht dachte er, daß wir.«
»Jetzt mach aber mal 'nen Punkt«, rief Veg mit gespieltem Ärger. »Ich kann sehr gut ohne einen moralischen Manta auskommen. Zumindest dann, wenn er mich als den überzähligen Mann ansieht.«
»Vielleicht sollten wir heiraten?« murmelte sie süß.
»Ich könnte niemals eine.« Veg unterbrach sich, aber es stand zwischen ihnen, ein Scherz, der weh tat. Sie hatte seine Galanterie als echtes Interesse mißdeutet, und er hatte sie in ihre Grenzen verwiesen. Sie waren Mann und Frau, aber in der Praxis gab es einen fundamentalen Unterschied. Sie hatte gedacht, daß sein Vegetarismus nur eine persönliche Vorliebe war, aber nun erkannte sie, daß seine ganze Lebensanschauung davon geprägt wurde.
Im gemeinsamen Einverständnis wandten sie sich von diesem Thema ab.
»Der Pilz«, sagte Aquilon aufgeregt. »Vielleicht ist er giftig. Vielleicht wollte er uns daran hindern, ihn zu essen.«
Veg hielt die weiße Masse noch immer in der Hand. Langsam führte er sie zum Mund, die Kreatur neben ihm dabei beobachtend.
Der Manta blickte zurück, bewegungslos.
Veg biß hinein.
Nichts geschah.
»Versuch du es«, sagte er und warf das Reststück zu Aquilon hinüber.
Sie fing es geschickt auf und wiederholte die Prozedur, während der Manta geschmeidig herumfuhr, um sie zu beobachten. Der leichte Fäulnisgeruch ließ sie würgen. Es war, als würde man eine verrottete Tomate essen, aber sie zwang ihre Zähne, hineinzubeißen.
Der Manta zeigte keine Reaktion.
Sie blickte zu Cal hinüber und bot ihm den Bissen an, aber er schüttelte ablehnend den Kopf.
Veg zuckte die Achseln. »Ich werde uns jetzt eine vollständige. äh. Mahlzeit zubereiten«, sagte er und nahm das Messer zur Hand.
Aquilon ging zu Cal hinüber. Sie wußte, daß er hungrig war, und daß ein paar Stunden Unterernährung für ihn dasselbe waren wie Verhungern für einen normalen Menschen. Er hatte ganz einfach nicht die physischen Reserven, damit fertig zu werden.
»Was willst du tun?« fragte sie und blickte ihm in die Augen. »Du sagtest, daß du nicht essen könntest.«
»Ich nehme nicht an, daß es etwas nutzt, wenn ich euch vorschlage, mich hier zurückzulassen und zum Hauptlager zurückzukehren.«
Sie schüttelte verneinend den Kopf. »Wenn du uns nur sagen würdest, wie wir dir helfen können.«
»Ihr könnt mir nicht helfen. Ich werde in wenigen Stunden sterben, egal was ihr tut. Wenn ich euch nur von der Wahrheit überzeugen könnte.«
Veg, der noch mehr Pilze abschnitt, hatte aufmerksam zugehört.
»Vielleicht ist es an der Zeit, daß du uns etwas erzählst, Cal. Ich kenne dich seit drei Jahren, aber du hast nie ein Wort verlauten lassen. Du bist niemals in die Kantine gekommen. Was ist los mit dir? Warum bist du immer so schwach, daß du kaum gehen kannst? Warum kannst du nichts von unseren Essen zu dir nehmen?«
Cal schloß die Augen, als ob er Schmerzen habe. »Ihr würdet es nicht verstehen.«
Aquilon nahm seine Hände, wie sie es in der Nacht zuvor getan hatte. »Wir werden dich nicht sterben lassen, Cal«, sagte sie. »Wir werden alle zusammenbleiben.«
Veg kaute auf einem Pilz herum und
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