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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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keine Zukunft für sich sah. Er besaß nicht die Fähigkeit, seinen Selfplex zu strecken, um aufzunehmen, was er gesehen hatte. Nach seinen eigenen Worten war er bereits tot. Aber Sie sind anders. Sie waren immer mehr die abwartende Gläubige, haben aber die Kraft, die Grenzen Ihrer Hoffnungen auszuloten.«
    Natalie dachte über seine Idee nach und neigte dabei den Kopf von einer Seite auf die andere, als schiebe sie die Worte hin und her. Ihre Kopfschmerzen waren auf dem Rückzug. »Schöne Worte«, sagte sie. »Da klinge ich ja wie eine Heldin. Aber wenn die Idee so toll ist, warum lassen Sie das System dann nicht in sich selbst laufen? Es ist Ihr Projekt. Sie sind der Meister der Bewusstseinsverschiebung.«
    »Ich, Kropotkin und Ihr Vater sind bereits …«, er verstummte und wies auf seinen Kopf, »voll mit NervePath älteren Standards als erforderlich.« Er lächelte und trank seinen Saft aus. »Sie haben doch nicht geglaubt, dass Sie die Einzige gewesen wären, die sich selbst als zentrale Versuchsperson benutzte?«
    Aha, dachte Natalie, darauf also läuft es hinaus. Seine Planung, die jahrelangen Berechnungen, die lebenslange Überzeugung.
    »Sie hätten niemals hierher kommen dürfen«, sagte sie und meinte die Abgeschottete Anlage.
    »Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen würden.« Er knüllte die leere Packung zusammen. »Wir waren längst noch nicht so weit, aber dieser Unfall, die dämlichen Amerikaner und ihr Feldversuch, ließen uns keine andere Wahl.«
    »Deer Ridge.« Natalie nickte. Natürlich, nun sah sie das Bild als Ganzes. Weil die USA nicht Guskow die Macht allein überlassen wollte, hatte man heimlich andere in der Materie geschult und ein Parallelprogramm verfolgt. Man hatte nur einen großen Fehler begangen, indem man sich erwischen ließ, wie man einen Prototyp an ahnungslosen Zivilisten ausprobierte. Natalie fragte sich, wie man so etwas riskieren konnte, anstatt sich mit Simulationen zu begnügen oder bezahlte Freiwillige zu suchen. Die Arbeit mit Freiwilligen war natürlich selbst riskant. Manche Anwälte waren auf Fälle spezialisiert, bei denen auch nur der einfachste Feldversuch schief ging, und die Prozesskosten für einen Schaden dieses Ausmaßes hätten – verbunden mit der Aufmerksamkeit der Medien – das Ende des Projekts bedeutet.
    Nun erwartete die US-Regierung von Guskow, dass er ihr ein anwendungsreifes Verfahren übergab, Personal schulte und die Produktion spezifischer Programme leitete. Seine Arbeit würde vor einer Freisetzung getestet und überprüft werden. In dieser Hinsicht hatte er keinerlei Spielraum für Abweichungen. Indem er hier blieb und so lange als möglich den Kontakt zur Außenwelt unterband, verbesserte er seine Chancen. Sein Plan klang logisch. Seine Strategie beeindruckte sie. Nur für sein Ziel vermochte sie noch immer keine Bewunderung aufzubringen.
    »Angenommen, wir benutzen Deliverance, wie Sie es vorschlagen, aber mit einem Sperrprogramm, das lebenslange Immunität verleiht«, sagte sie.
    »Dann wären alle denkbaren therapeutischen Anwendungen wie bei Ian unmöglich«, entgegnete er.
    Das war auch keine Lösung, das sah sie ein. »Trotzdem will es mir erscheinen, als würde Ihr Plan nur zu einem Wettlauf zwischen den Programmierern führen, die versuchen, ihre Karte dem jeweils anderen aufzuprägen. Es muss eine andere Möglichkeit geben.«
    »Das sage ich mir auch.« Er warf die zusammengedrückte Packung in den Abfalleimer. »Ich hatte nur gehofft, die Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten würde diese Möglichkeit aufzeigen – etwas Bleibendes. Ein weltweites Unternehmen. Aber nicht so etwas.«
    »Und es gibt keinen Ausweg, selbst wenn wir uns einen geschrieben hätten«, sprach sie seine Gedanken aus, obwohl sie den Ausweg schon kannte. Sie wusste, dass er überlegt hatte, sie zu bitten, ihm diesen Ausweg zu nennen, und sie fragte sich, ob er es wagen würde, doch er unterließ es. Ihm standen das Deliverance-System zur Verfügung, die Produktionskapazität für einen allumfassenden Schlag und genug gestohlenes NervePath, um anzufangen. Er benötigte nur noch ein Programm, eine Idee, den Großen Medizinmann, der durch Zauberkraft die Welt veränderte.
    Eine Weile überlegte sie, ohne den Blick von Guskow zu nehmen. »Es gibt aber keinen Weg hinaus.«
    »Aus dem Bunker?« Doch er wusste, dass sie das nicht meinte. Das physische Problem war trivial.
    »Aus uns. Es gibt keine Möglichkeit, Übermenschen zu werden. Die Selfware hat aus

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