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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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hinter den Glastüren dazu bereit gewesen war.
    Da hörte Mara ein wütendes Schnauben und fuhr herum! Das Wildschwein startete einen neuen Anlauf gegen eine bereits mehrfach gesprungene Glastür und dahinter schrien mehrere kleine Kinder ängstlich auf! Sofort rannte Mara mit wedelnden Armen auf das riesige Vieh zu, um es abzulenken! Das klappte besser als gedacht, denn der Eber ließ nicht nur von den Kindern ab, sondern schwenkte sofort auf Mara ein und griff mit gesenktem Kopf an.
    Mara flüchtete, so schnell sie konnte, quer über den Vorplatz. Als das wütend schnaubende Wildschwein schon bis auf den letzten Meter hinter ihr aufgeholt hatte, schlüpfte sie in letzter Sekunde zwischen den Rotorblättern der riesigen, rostigen Schiffsschraube hindurch, die vor dem Eingang ausgestellt war. Zufrieden registrierte sie ein satt klingendes »Donggg« hinter sich! Der Eber war ihr tatsächlich schnurstracks gefolgt und steckte jetzt zwischen einem der eisernen Blätter und der Stahlkonstruktion fest, auf die man die mächtige Schiffsschraube montiert hatte. Mara gestattete sich nur einen sehr kurzen, aber zufriedenen Blick zurück, während sie immer weiterrannte, dabei mit den Armen wedelte und rief: »Siegfried! Siegfried!«
    Sichtlich erstaunt wendete dieser sein Pferd von dem abgebrochenen Rand der Brücke weg, wo er den verdächtig reglosen Lindwurm nicht aus den Augen gelassen hatte. Er ritt Mara entgegen und stoppte kurz vor ihr.
    »Bitte sorgen Sie dafür, dass alle Leute von der Brücke verschwinden, damit ich uns wieder von hier wegbringen kann!«, rief sie zu ihm hinauf.
    Siegfrieds Antwort bestand in einer gerunzelten Stirn. Außerdem stand sein Mund halb offen, was ihn insgesamt nicht mehr so arg heldenhaft erscheinen ließ, sondern eher ein wenig … beschränkt. Doch da kam auch schon Professor Weissinger angelaufen und rief dem tumb dreinblickenden Recken zu:
»Sigfrîd, schaffet diu liut von der brucken, wân die sehende maged sull mit dem wurm uber gan und in wider kêren zu der heiden!
«
    Nun war es an Mara, tumb dreinzuschauen, Siegfried hingegen entrunzelte seine Stirn und preschte sofort davon.
    »Nibelungensage: Zwölftes Jahrhundert, Mittelhochdeutsch!«, rief der Professor, als er bereits auf dem Weg war, um dem Fahrer des verunglückten Kleinbusses zu helfen, sich aus dem Wagen zu befreien.
    Natürlich,
Mittelhochdeutsch
, was sonst!, dachte Mara und verdrehtekurz die Augen. Aber sie war erleichtert, als Siegfried, ohne anzuhalten, ein junges Mädchen mit Gipsbein aufklaubte, das in dem Trubel seine Krücke verloren hatte, und mit ihm zum anderen Ende der Brücke ritt. Danach machte er sich sofort daran, eine Gruppe Schaulustiger mit gezückten Fotohandys von der Brücke zu hetzen, die für einen pixeligen Schnappschuss des fürchterlichen Ungeheuers offensichtlich bereit waren, ihr Leben zu riskieren!
    Hoffentlich bleibt das verdammte Viech da unten noch ein paar Minuten ausgeknockt, damit es wirklich alle von der Brücke schaffen!, dachte Mara.
    In diesem Moment fiel ihr ein Mann auf, der seine Beifahrerin aus einem Auto zu zerren versuchte. »Kann ich Ihnen helfen?«, rief sie ihm zu.
    Der Mann drehte sich um und war Mara schon unsympathisch, bevor er zu sprechen begann: »Das kannst du gerne versuchen! Meine Tochter weigert sich auszusteigen und krallt sich wie verrückt an ihrem Sitz fest!«
    Doch als Mara einen Blick auf das Mädchen im Auto warf, blieb ihr fast das Herz stehen.
    »Larissa!«, schrie sie erschrocken auf und dachte: Nicht schon wieder! Sie ignorierte die verwirrten Blicke des Vaters, beugte sich in den Wagen und starrte ihrer Klassenkameradin und Theoretischimmer-noch-Erzfeindin in die Augen: »Larissa! Wach auf! Du musst hier weg! Hörst du mich? Steig aus! Bitte!«
    Larissas Vater sah sie erstaunt an: »Du kennst meine Tochter?«
    »Ja, ja, wir sind in einer Klasse!«, antwortete Mara kurz und wendete sich wieder Larissa zu. Da endlich regte sich etwas in dem Mädchen und der Schleier über den trüben Augen hob sich: »Spinnerin«, sagte sie leise und lächelte dankbar.
    »Mara!«, korrigierte Mara und löste gleichzeitig Larissas Hände von dem Sitz. »Komm, du musst aussteigen! Bitte!«
    Larissa schien den Ernst der Lage völlig zu ignorieren. Sie lächelte immer noch, als sie ganz leise sprach: »Du hast die Spinne auch gesehen, stimmt’s?«
    Kein Zweifel: Larissa hatte einen Hau und Mara war zu hundert Prozent schuld daran! Sie konnte nur nicken, um nicht von dem

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