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Marais-Fieber

Marais-Fieber

Titel: Marais-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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lachte er.
    „Nicht mehr als jeder andere.“
    „Ich dachte.“
    Er sah sich nach einem Stuhl
um. Hélène schob ihm einen hin.
    „...Sie haben gut daran getan,
mich anzurufen, gestern“, fuhr er fort. „Hat mir eine böse Überraschung
erspart...“
    Er machte eine Pause, gekonnter
als der gesamte dramatische Verein zusammen. Dann:
    „...Wir haben die Spuren Ihres
letzten Besuchs bei Cabirol gefunden.“
    Hélène konnte ihre Überraschung
noch so eben verbergen. Der Kommissar merkte es trotzdem, sagte aber nichts.
    „Er führte also mehr oder
weniger regelmäßig Buch?“ fragte ich und stopfte mir eine Pfeife.
    „Nein.“
    „Nein? Hat er denn die Namen
seiner Kunden an die Wände gepinselt? Weil Sie sagen ..
    „Ich dachte immer, ich würd
mich klar ausdrücken. Wer hat denn was von Namen gesagt, Burma? Es geht um
einen Fingerabdruck
    Er sah mich lächelnd an. Genoß
offensichtlich meine Verlegenheit. Das Schweigen wurde nur durch das Anreißen
des Streichholzes unterbrochen.
    „Na schön“, seufzte ich und
blies etwas Rauch an die Decke. „Ich werde Ihnen alles erzählen.“
    „Nicht doch“, widersprach er
gutgelaunt. „Das Leben ist so kurz. Antworten Sie nur auf meine Fragen.“
    „Nur zu.“
    „Waren Sie vor kurzem bei
diesem Wucherer?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Vorgestern.“
    „Am Tag, als er umgebracht
wurde?“
    „Ja.“
    „Um wieviel Uhr?“
    „Am frühen Vormittag.“
    „War er da schon tot?“
    „Nein. Sonst hätte ich Sie doch
benachrichtigt. Wenn rauskommt, daß man vor einer Leiche abgehauen ist... das
wird nicht gern gesehen.“
    „Gar nicht gern, nein.“
    „Hätte ich nicht riskiert.“
    „Wär nicht das erste Mal.“
    „Vielleicht, wenn die Leiche in
einen Fall verwickelt war, mit dem ich zu tun hatte. War sie hier aber nicht
„Warum sind Sie dann zu Cabirol gegangen?“
    „Geschäftlich, sozusagen. Ich
war blank.“
    „Ach ja?“
    „Was das betrifft, werden Sie
mir doch hoffentlich wohl glauben, oder?“
    Er lachte.
    „Fahren Sie fort.“
    „Das ist alles.“
    „Haben Sie die Quittung?“
    „Welche Quittung?“
    „Eine richtige Buchführung
hatte er zwar nicht, das kann man wirklich nicht sagen. Aber schließlich mußte
er doch eine Quittung für die Sachen aushändigen, die er als Pfand nahm, oder?
Und wenn Sie etwas zu ihm gebracht haben...“
    „Den Schmuck meiner
verstorbenen Tante. Aber wir konnten uns nicht einig werden. Er hat mir eine
lächerliche Summe geboten. Dann lieber jemand anpumpen. Hab ich übrigens auch
gemacht.“
    „Darf man fragen, wen?“
    „Nein. Sie würden dem Mann doch
nur auf den Nerven rumtrampeln mit Ihren großen Latschen. Und wenn ich ihn dann
nächstes Mal um ‘ne Spende bitte, schickt er mich zum Teufel.“
    „Na schön“, seufzte Faroux.
„Ist auch nicht so wichtig.“ Mit einer weitausholenden Geste stach er Hélène
beinahe ein Auge aus.
    „Und folglich ist auch alles
andere unwichtig. Sie haben eine seltsame Art, Ihre Ermittlungen zu führen,
Florimond. Alles hat miteinander zu tun, oder auch nicht. Sie überprüfen alles
oder nichts.“
    Ohne böse zu werden, antwortete
er:
    „Ich führe meine Ermittlungen,
wie ich es für richtig halte. Und ich überprüfe das, was ich überprüfen muß.
Basta! Ich fürchte, ich kann Ihnen Ihre schlechten Angewohnheiten nie
abgewöhnen. Verdammt nochmal! Anstatt mir einfach zu sagen, daß Sie da
waren...“
    „Hören Sie, mein Lieber. Ich
hab mich vielleicht dämlich benommen. Muß wohl am Geldmangel gelegen haben.
Ohne Geld steht man dumm da, in jeder Beziehung. Versetzen Sie sich in meine
Lage! Ich geh also zu diesem Pfandleiher; rede ‘ne gute Viertelstunde mit ihm;
erfahre dann, daß man ihn umgebracht hat. Da ich schon mal mit ihm zu tun hatte
— das stimmt nämlich, ich habe Sie am Telefon nicht angelogen! —, steht mein Name
bestimmt in seinen Büchern. Also sag ich mir: Faroux wird sich fragen, warum
ich die Klappe gehalten habe, als ich von dem Mord an dem Kerl erfuhr. Ich
denke nicht an Fingerabdrücke, nur an Spuren in seiner Buchführung. Unter
diesen Umständen erweckt man besser nicht den Eindruck, als wollte man sich vor
der Verantwortung drücken... Ich will aber auch nicht, daß Sie sich weiß Gott
was vorstellen. Also erzähl ich Ihnen nicht, daß ich an dem Unglückstag da
war.“
    „Ja, ja. Aber irgendwann werden
Ihnen Ihre krummen Touren noch den Hals brechen. Wenn ich nicht wüßte, daß Sie
nicht der Mörder sind...“
    „Ach! Bin ich nicht

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