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Marais-Fieber

Marais-Fieber

Titel: Marais-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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der
Mörder?“
    „Fragen Sie nicht so blöd!“
    „Man kann nie wissen.“
    „Wenn ich mit bösen Absichten
hierher gekommen wäre, dann nicht alleine... Ich wollte Sie ein wenig
erschrecken, Ihnen eine Lektion erteilen... Als wenn das bei Ihnen irgendeinen
Sinn hätte
    „Hm... Na ja... Vielen Dank,
daß Sie mir diesen Stein vom Herzen gerollt haben. Wer war’s denn?“
    Er antwortete nicht direkt:
    „Einer, der ebenfalls
Fingerabdrücke hinterlassen hat. Nicht auf der Waffe. Den Griff hat er
abgewischt. Aber woanders, woran er nicht gedacht hat. Einer von unseren alten
Bekannten...Glück für Sie, Burma. Ich bin vielleicht blöd, aber zwischen einem
unverschämten Privatdetektiv und einem Vorbestraften fällt mir die Wahl
leicht.“
    „Ach! Dann waren das also die ,sehr interessanten Fingerabdrücke’?“
    „Ja. Dieser Cabirol war nicht
nur Pfandleiher, sondern auch noch Hehler. Und wie alle Hehler diente er wohl
einigen Gangstern als Tresor. Solche Beziehungen sind immer gefährlich. Diese
Gauner brauchen in bestimmten Situationen manchmal dringend Geld.“
    „Nicht nur die Gauner, leider.
Haben Sie den Mann eingelocht? In den Zeitungen hab ich nichts darüber
gelesen.“
    „Gibt auch noch nichts zu
lesen. Der Kerl hat lange Beine. Aber wie wär’s, sollen wir essen gehen? Sie
sehen, ich bin nicht nachtragend. Lad Sie sogar zum Essen ein.“
    Ich verbarg meine Erleichterung
hinter einem langen Gähnen. Das Gespräch hätte auch schlimmer für mich ausgehen
können.
    „Das find ich aber nett von
Ihnen... Also, der Kerl hat lange Beine?“
    „Ja. Wohin gehen wir? Kennen
Sie hier in der Gegend ein erschwingliches Restaurant?“
    Wollte er nicht mehr darüber
reden? Auch gut. Mir konnte es egal sein. Und wenn er vorhatte, mich in eine
Falle zu locken, wenn er darauf wartete, daß ich mich durch übertriebene
Neugier verriet... da war er schief gewickelt.
    „Gleich um die Ecke gibt’s
eins.“
    Wir machten uns zu dritt auf
den Weg. Das Essen verlief ohne Zwischenfälle. Zum Dessert kam ein
Zeitungsverkäufer ins Lokal und ging von Tisch zu Tisch. Ich kaufte den Crépu, den Soir, den France-Soir und die Paris-Presse. Über
Cabirol schrieben sie nicht mehr als die Tageszeitungen gestern oder heute morgen . Nicht die geringste Anspielung auf den neuesten
Verdächtigen, den Mann mit den ,sehr interessanten Fingerabdrücken’.
    „Meine Tante wär genauso
vorsichtig vorgegangen wie Sie“, bemerkte ich.
    „Tante ist fast der richtige
Ausdruck“, lachte mein Freund, der Polyp.
    „Warum?“
    „Nur so.“
    „Hm...“
    Ich blätterte den Crépu durch, fand aber die Notiz nicht, die ich suchte. Dafür fand ich aber eine, die
ich nicht suchte: eine Großrazzia, die letzte Nacht in einer Bar durchgeführt
worden war, wo die Animiermädchen vorwiegend männlich sind.
    Der Bericht paßte gut zum
Thema. Er eröffnete mir ganz neue Perspektiven.
    „Kennen Sie Cuvier, Faroux?“
    „Wer ist das?“
    „Nach ihm ist eine Straße im 5.
Arrondissement benannt. Ein Wissenschaftler, ein Puzzle-onto
    „Paläontologe“, verbesserte
mich Hélène.
    „In diesem Fall hier kommt das
aufs gleiche raus. Diesem Cuvier, mein lieber Faroux,
konnten Sie Knochenreste aus der Urzeit vorlegen. Der baute Ihnen im
Handumdrehen ein komplettes Skelett irgendeines prähistorischen Urtiers
zusammen.“
    „Und?“
    „Ich gehöre auch zu solchen
Leuten wie Cuvier.“
    „Immer bescheiden. Schön...“
    Er sah auf seine Uhr:
    „...Ich hab keine Zeit, Ihren
albernen Geschichten zuzuhören. Muß wieder in meinen Laden zurück.“
    Er rief den Kellner und zahlte.
    „Glauben Sie, daß Ihre Leute
die Schwuchtel gekriegt haben?“ fragte ich vorsichtig.
    Dem Kommissar blieb die Spucke
weg. Er hörte sogar auf, sein Wechselgeld zu zählen.
    „Was?“ japste er.
    Ich lächelte:
    „Cuvier... Lange Beine,
ungewöhnliche Gewohnheiten, Großrazzia in gewissen Etablissements, die
plötzliche Stille um den letzten Ausbrecher von Fresnes, der noch frei
rumläuft, jemand, der vielleicht Geld braucht — bestimmt ein Flüchtiger — kurz,
ich tippe auf Latruie oder Latuile, genannt die Schwuchtel.“
    „Latuit.“
    „Bei dem Namen war ich mir nicht
sicher. Und? Ist er’s?“
    „Ja. Aber behalten Sie diese
schlauen Überlegungen für sich, Burma. Wenn auch nur ein Sterbenswörtchen aus
der Feder von, sagen wir, Marc Covet, rauskommt, werde ich mir erlauben, Ihnen
Scherereien zu machen, weil Sie sich neulich in der Rue

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