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Marais-Fieber

Marais-Fieber

Titel: Marais-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Francs-Bourgeois
rumgetrieben haben.“
    „Was soll ich Covet denn
erzählen? Werd mich hüten.“
    „Um so besser.“
    „Also, Sie meinen, die
Schwuchtel hat Cabirol umgebracht?“
    „Wär’s Ihnen lieber, Sie
ständen unter Verdacht?“
    „Um Gottes willen! Ihr Verdächtiger
gefällt mir ganz gut. Bleiben Sie ruhig dabei.“
    „Der ist nicht nur verdächtig.
Ich bin mir meiner Sache sicher. Diese Tunten...“
    „Ach! Ist der beidhändig?“
    „Was?“
    „So nennt man das bei den
homosexuellen Zwittern, den Strichern, die an beiden Ufern saufen. Weil sie’s
manchmal auch mit Frauen machen. Bimetallisch nennt man sie auch noch. Wußten
Sie das nicht? Was bringt man denn den Knaben auf der Polizeischule bei? ...
Also, Sie haben gesagt, diese Tunten…“
    „...greifen alle früher oder
später zum Messer. Vielleicht aus Ekel, ich weiß es nicht.“
    „Machen Sie jetzt in
Psychologie? Daß ich nicht lache! War das nicht ein Raubmord?“
    „Ja. Aber da ist noch was
anderes... In unserem Beruf sieht man die tollsten Dinge. Aber bei Tisch sollte
man nicht davon reden... Könnte Ihnen den Appetit verderben.“
    „Macht nichts. Wir sind sowieso
fertig.“
    „Und schon gar nicht vor
unschuldigen jungen Mädchen.“
    „Das ist Hélène schon lange
nicht mehr. Will ich jedenfalls hoffen...“
    Faroux stand auf und hob
vielsagend die Schultern:
    „Vor dem Dolchstoß muß so was
wie ‘ne kleine Orgie stattgefunden haben. Auf Cabirols Mund haben wir Spuren
von Lippenstift entdeckt...“
    Er verzog den Mund und wischte
ihn ab. Dann schloß er: „Manche Leute sind aber auch überhaupt nicht
wählerisch, wenn Sie meine Meinung hören wollen.“
    „Sieh an, Monsieur Burma!“
sagte Hélène spitz, als wir wieder im Büro saßen. „Das haben Sie mir gar nicht
erzählt.“ Ich lachte:
    „Beruhigen Sie sich, mein
Schatz. Florimond hab ich auch nicht alles gesagt.“
    Ihre Augen strahlten:
    „Wirklich? Na ja, wenn ich für
den nächsten Monat nicht bezahlt werde, dann hat das wenigstens seinen guten
Grund.“
    „Welchen?“
    „Weil Sie dann in der Santé sind.“
    Das Telefon klingelte.
    Am anderen Ende meldete sich
Zavatter zum ersten Rapport:
    „Hallo! Sagen Sie, Chef: es
handelt sich doch um einen Mann namens Maurice Badoux, oder? Kein Irrtum
möglich? Vielleicht hätte ich mir früher schon Gedanken darüber machen
sollen... aber besser spät als nie
    „Maurice Badoux ,“ bestätigte ich, „wohnhaft Rue du Temple, ein...“
    „Schmachtlappen, so groß wie
‘ne Mülltonne, Brillenträger, sieht aus wie ‘n Lehrer, der ‘n Lineal
verschluckt hat...?“
    „Genau der. Hat er Sie
abgehängt?“
    „Ach was, Quatsch! Aber weite
Wege haben wir nicht gemacht. Zuerst ins Restaurant, dann ins Staatsarchiv. Hab
mich erkundigt, er ist dort Stammkunde. Bleibt, bis daß geschlossen wird. Der
Junge macht nicht den Eindruck, als fände er jeden Tag Leichen.“
    „Immerhin hat er die von
Cabirol entdeckt.“
    „Sicher. Soll ich
‘dranbleiben?“
    „Besser ja. Man wird sehen.“
    „Hab den Eindruck, es gibt
nichts mehr zu sehen ,“ murrte Zavatter nicht übermäßig
begeistert und legte auf.
    Das war wohl gut möglich.
Vielleicht hatte ich mich von meiner Phantasie mitreißen lassen. Der Mord an
Cabirol war so geheimnisvoll, daß ich mir gar keine große Mühe zu geben
brauchte, um das Ganze noch geheimnisvoller zu machen. Für Florimond Faroux war
alles ganz einfach: ein entflohener Sträfling braucht Geld und tötet einen
Hehler, mit dem er vor seiner Verhaftung zu tun hatte. Faroux wußte aber nicht,
daß wenigstens zwei Personen, von meiner Wenigkeit abgesehen, über die Tragödie
Bescheid wußten, es aber vorgezogen hatten, den Mund zu halten: der junge Mann,
der an dem Tag bei Cabirol angerufen hatte, und die Blonde. Diese hatte sogar
noch eine Zugabe erhalten: neben der Leiche hatte noch jemand gelegen,
bewußtlos geschlagen, wie tot. Es sei denn... da hatte ich so eine Idee. Aus allen
möglichen Gründen hätte ich vor allem die Blonde gerne wiedergesehen. Daran war
aber gar nicht zu denken, außer durch einen völlig abwegigen Zufall. Die
Kabine, von der aus der junge Mann Cabirol angerufen hatte, kannte ich jetzt.
Mit etwas Mühe hätte ich ihn aufstöbern können, obwohl die Leute im bal-musette in der Rue Volta mich
ziemlich mißtrauisch angesehen hatten. Aber wozu? Ich wußte, daß der Anrufer
nicht als Täter in Frage kam. Das war nur einer, der Cabirol irgendeine heiße
Ware verscheuern wollte,

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