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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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herum, sah Betty den Schubladenschrank öffnen, Kompressen herausnehmen, ihn wieder schließen. Ich sah Stephen vorbeigehen und sich den Kopf kratzen. Das macht er immerzu, er hat einen nervösen Tick.«
    Sie hatte die Aufzugtüren gehört, die Mahlzeiten für den Nachtdienst gerochen. Niemand sah sie, die Leute liefen an ihr vorbei, versuchten nicht einmal, ihr auszuweichen, sie hatten keine Ahnung, dass sie da war. Dann war sie müde geworden und in ihr Zimmer zurückgekehrt.
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    In den folgenden Tagen hatte sie gelernt, sich im Krankenhaus zu bewegen. Sie dachte an den Speisesaal - und fand sich dort wieder, an die Notaufnahme und, Bingo! war sie dort. Nach drei Monaten Übung gelang es ihr, das Krankenhausgelände zu verlassen.
    So hatte sie mit einem französischen Pärchen in einem ihrer Lieblingsrestaurants zu Abend gegessen, einen halben Film im Kino gesehen, ein paar Stunden in der Wohnung ihrer Mutter verbracht. »Aber das habe ich nicht noch einmal versucht, es tut mir zu weh, an ihrer Seite zu sein, ohne mit ihr reden zu können.« Die Hündin Kali hatte ihre Anwesenheit gespürt und sich winselnd im Kreis gedreht, das hatte sie verrückt gemacht.
    Dann war sie hierher zurückgekommen, schließlich war sie hier zu Hause, und hier fühlte sie sich immer noch am wohlsten.
    »Ich lebe in absoluter Einsamkeit. Sie können sich nicht vorstellen, was es heißt, mit niemandem sprechen zu können, vollkommen durchsichtig zu sein, an niemandes Leben teilzuhaben. Jetzt verstehen Sie meine Überraschung und meine Aufregung, als Sie mich heute Abend im Wandschrank angesprochen haben und mir klar wurde, dass Sie mich sehen können. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber falls es so bleibt, könnte ich stundenlang mit Ihnen reden, ich habe ein solches Bedürfnis zu reden, ich habe Hunderte von Sätzen auf Lager.«
    Dem Wortschwall folgte ein Augenblick der Stille. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah Arthur an, fuhr sich mit einer Hand über die Wange und wischte sich die Nase.
    »Sie müssen mich für verrückt halten.«
    Arthur hatte sich beruhigt, die Erregung der jungen Frau berührte ihn, und er war ergriffen von der unglaublichen Geschichte, die er gerade gehört hatte.
    »Nein, all das ist sehr ... wie soll ich sagen, verwirrend, überraschend, ungewöhnlich. Ich weiß nicht,
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    was ich sagen soll. Ich würde Ihnen gerne helfen, aber was könnte ich denn für Sie tun?«
    »Lassen Sie mich hier bleiben, ich werde mich ganz klein machen und Sie bestimmt nicht stören.«
    »Was Sie mir eben erzählt haben, glauben Sie das wirklich alles?«
    »Sie glauben kein Wort davon, nicht wahr? Sie denken, dass ich völlig übergeschnappt bin. Das war ja eigentlich klar.«
    Er bat sie, sich in seine Lage zu versetzen. Wenn sie um Mitternacht einen etwas überdrehten Mann in ihrem Badezimmerschrank gefunden hätte, der versuchte, ihr zu erklären, dass er eine Art Geist im Koma sei, was hätte sie da gedacht, wie hätte sie spontan reagiert?
    Laurens Züge entspannten sich, ein Lächeln huschte über ihr tränennasses Gesicht. Schließlich gab sie zu, dass sie sicherlich geschrieen hätte, und gestand ihm mildernde Umstände zu, die er dankend annahm.
    »Arthur, ich bitte Sie, Sie müssen mir glauben. Niemand kann so eine Geschichte erfinden.«
    »Oh, doch, mein Partner wäre durchaus in der Lage, so einen Unfug auszubrüten.«
    »Jetzt vergessen Sie doch mal Ihren Kompagnon! Er hat damit nichts zu tun, das hier ist kein Spaß.«
    Als er sie fragte, woher sie seinen Vornamen wisse, antwortete sie ihm, dass sie schon lange vor seinem Einzug hier gewesen sei. Sie hatte gesehen, wie er die Wohnung besichtigt und mit dem Makler den Vertrag unterzeichnet hatte, dort, auf der Küchentheke. Sie war auch dabei gewesen, als seine Umzugskartons ankamen und als er beim Auspacken sein Modellflugzeug kaputtgemacht hatte. Um ehrlich zu sein, sie hatte über seinen Wutausbruch doch ziemlich lachen müssen, obwohl es ihr für ihn auch leid getan hatte. Und sie muhte schließlich mit ansehen, wie er dieses geschmacklose Bild an die Wand über seinem Bett hängte.
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    »Ziemlich komisch, wie Sie Ihr Sofa zwanzigmal hin und her geschoben haben, um es dann an den einzigen Platz zu stellen, der dafür in Frage kommt, ich hatte Lust, Ihnen einen kleinen Tipp zu geben, so offensichtlich war das. Sie sehen, ich bin hier bei Ihnen seit Ihrem ersten Tag. Die ganze Zeit.«
    »Sind Sie auch dabei, wenn ich dusche oder im Bett liege?«
    »Ich

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