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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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einen Krankenwagen auftauchte. »Vielleicht haben wir ja Glück«, meinte er. Nathalia nahm den Hörer ab.
    Am anderen Ende der Leitung suchte der diensthabende 169
    Polizist in seinem Rechner, fand jedoch keinen entsprechenden Eintrag. Nathalia bat ihn, seine Recherche auf die Region auszudehnen, doch auch dieser Versuch blieb ergebnislos. Dem Polizisten tat es leid, aber in der Nacht von Sonntag auf Montag war kein Krankenwagen kontrolliert worden oder wegen irgendeiner Ordnungswidrigkeit aufgefallen. Sie bat ihn, jede neue Information zu diesem Thema an sie weiterzugeben, und hängte auf.
    »Tut mir leid, die haben nichts.«
    »Nun gut, dann gehen wir jetzt essen, denn von den Banken werden wir heute nicht mehr viel erfahren.«
    Sie gingen zu Perry's und setzten sich in den zur Straße gelegenen Raum.
    George hörte Nathalia mit halbem Ohr zu, während er zerstreut aus dem Fenster sah.
    »Wie lange kennen wir uns nun schon, George?«
    »Das ist die Art von Fragen, die man niemals stellen darf, meine Liebe.«
    »Warum?«
    »Wenn man liebt, dann zählt man nicht!«
    »Sag' schon, wie lange?«
    »Lange genug, dass du mich tolerierst, und noch nicht so lange, dass du mich nicht mehr erträgst!«
    »Nein, viel länger als das!«
    »Das mit den Kliniken haut nicht hin. Ich muß am Motiv dranbleiben. Was kann der Beweggrund sein?«
    »Hast du schon mit der Mutter gesprochen?«
    »Nein, das werde ich morgen früh tun.«
    »Vielleicht war sie es; sie hatte genug davon, immer ins Krankenhaus zu gehen.«
    »Red keinen Unsinn. Eine Mutter doch nicht, das ist zu abwegig.«
    »Ich meine, dass sie vielleicht Schluss machen wollte. Sein Kind jeden Tag in so einem Zustand zu sehen, da kann man 170
    sich schon mal wünschen, dass es ein Ende nimmt, und sei es durch den Tod.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass eine Mutter einen solchen Coup plant, um ihre eigene Tochter umzubringen?«
    »Nein, du hast recht, es ist zu abstrus.«
    »Ohne ein Motiv werden wir nichts finden.«
    »Es gibt immer noch die Hypothese mit den Kliniken.«
    »Ich glaube, das ist eine Sackgasse, sie überzeugt mich nicht.«
    »Was soll das heißen? Du wolltest doch, dass ich heute Abend dableibe, um mit dir daran zu arbeiten!«
    »Ich wollte, dass du heute Abend mit mir essen gehst! Weil es einfach zu offensichtlich ist. Sie werden es nicht noch einmal tun können, die Krankenhäuser hier in der Gegend werden von nun an besonders wachsam sein, und ich glaube nicht, dass sich das Risiko für den Preis von einem einzigen Körper lohnt. Was kostet denn eine Niere?«
    »Zwei Nieren, eine Leber, eine Milz, ein Herz, so um die fünfzigtausend Dollar.«
    »Donnerwetter, das ist ja teurer als beim Metzger!«
    »Du bist geschmacklos.«
    »Du siehst, das ist auch keine überzeugende Spur. Für eine Klinik in Geldnot sind fünfzigtausend Dollar ein Tropfen auf den heißen Stein. Es geht bei dieser Geschichte nicht um Geld.«
    »Vielleicht geht es um Verfügbarkeit.«
    Sie erläuterte ihren Gedanken: Das Leben einer Person konnte davon abhängen, ob das benötigte Organ gerade zu haben war. Leute starben, weil sie nicht rechtzeitig die Niere oder die Leber bekamen, die sie brauchten. Jemand, der über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügte, konnte die Entführung eines ohne Aussicht auf Erwachen im Koma liegenden Patienten in Auftrag gegeben haben, um eines seiner Kinder oder sich selbst zu retten. Pilguez fand diese Hypothese 171
    kompliziert, aber plausibel. Nathalia wusste nicht, was an ihrer Theorie kompliziert sein sollte. Für Pilguez aber war sie es.
    Eine solche Spur erweiterte den Kreis der möglichen Verdächtigen, man suchte nicht mehr nur nach einem Kriminellen. Um das eigene Leben oder das eines seiner Kinder zu retten, könnte so manch einer versucht sein, jemanden umzubringen, der bereits als klinisch tot galt. In Anbetracht der Motivation für sein Handeln musste sich der Täter dabei nicht einmal als Mörder fühlen.
    »Glaubst du, wir müssen jetzt alle Krankenhäuser nach einem gutsituierten Patienten abzuklappern, der auf eine Organspende wartet?« fragte sie.
    »Ich hoffe nicht, denn das ist mühsame Kleinarbeit auf einem sensiblen Terrain.«
    Nathalias Handy klingelte. Sie entschuldigte sich und antwortete, hörte aufmerksam zu, notierte etwas auf der Papiertischdecke und dankte denn Gesprächspartner mehrmals.
    »Wer war das?«
    »Der Typ aus der Zentrale, den ich vorhin angerufen habe.«
    »Und?«
    Der Beamte hatte die Idee gehabt, eine

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