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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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männliche Glied unvermittelt und auf dramatische Weise schrumpfe, wogegen nichts zu machen sei; sodann ziehe es sich in den Leib selbst zurück. Ich erkundigte mich nicht nach weiteren Einzelheiten, mußte mich jedoch unwillkürlich fragen, ob dieser Dschungel-koro nicht mit dem von Fliegen übertragenen kalaazar zusammenhänge, mit dem die bedauernswerte Auflösung meines Onkels Mafìo angefangen hatte.
    Lange wechselten Yissun, Hui-sheng, ihre mongolische Dienerin und ich einander bei der Pflege der beiden Kranken ab. Nach unseren Erfahrungen und Beobachtungen gewannen wir den Eindruck, daß Dschungelkrankheiten nur das männliche Geschlecht befielen, doch Yissun und ich neigten nun einmal nicht dazu, uns sonderlich Sorgen um die eigene Person zu machen. Doch als die Dienerin gleichfalls anfing, Anzeichen einer Erkrankung zu zeigen, bewog ich Hui-sheng, ihre Pflege abzugeben, sich nur noch am äußersten Ende des Bootes aufzuhalten und nachts ein gutes Stück von uns anderen entfernt zu schlafen. Trotz aller Mühen gelang es uns nicht, den Zustand der beiden Männer zu verbessern. Sie waren immer noch krank und schlapp und vom Fleisch gefallen, als wir schließlich Pagan erreichten, wo sie an Land getragen und in die Obhut ihrer shamàn-Ärzte übergeben werden mußten. Was danach aus ihnen geworden ist, weiß ich nicht; zumindest bis dahin haben sie jedoch überlebt. Hui-shengs Dienerin jedoch tat das nicht. Ihre Krankheit war genauso wie die der Männer verlaufen, nur unendlich viel qualvoller und heftiger als bei den Männern. Ich nehme an, als Frau hatte sie von Natur aus mehr Angst, und es war ihr auch peinlich, als sie anfing, an ihren Gliedmaßen, unter den Armen und zwischen den Beinen zu vermodern. Gleichwohl fing sie im Gegensatz zu den Männern an, sich darüber zu beklagen, daß es sie am ganzen Körper jucke. Selbst in ihr, so sagte sie, was wir für das Delirium hielten. Aber Yissun und ich kleideten sie behutsam und vorsichtig aus und entdeckten hier und dort Pusteln, die aussahen wie Reiskörner, die an ihrer Haut festsaßen. Beim Versuch, sie abzunehmen, stellten wir fest, daß es nur die herausschauenden Enden -ob Kopf oder Schwanz, vermochten wir nicht zu sagen -von langen dünnen Würmern waren, die sich tief in ihr Fleisch hineingebohrt hatten. Wir zogen und zerrten daran, und widerstrebend kamen sie heraus, kamen immer weiter, Spanne um Spanne, gleichsam als zögen wir am Webfaden aus der Spinndrüse einer Spinne.
    Die arme Frau weinte und schrie und wand sich die meiste Zeit über schwach, als wir das taten. Jeder Wurm war nicht dicker als ein Bindfaden, doch mühelos so lang wie mein Bein, von grünlichweißer Farbe, schlüpfrig und daher nicht leicht zu fassen; die Würmer widersetzten sich dem Herausgezogenwerden, und es gab ihrer so viele, daß selbst der abgehärtete Mongole Yissun und ich einfach nicht anders konnten: Wir mußten uns übergeben, während wir Hand über Hand die Würmer herauszogen und über Bord warfen. Als wir das geschafft hatten, wand sich und rutschte die Frau nicht mehr hin und her, sondern lag im Tode still da. Vielleicht hatten die Würmer sich in ihrem Inneren um lebenswichtige Organe geschlungen, und vielleicht hatten wir, indem wir daran zerrten, diese verletzt und durcheinandergebracht und sie dadurch getötet. Ich persönlich jedoch glaube, daß sie an schierem Entsetzen über das starb, was mit ihr geschah. Doch wie dem auch sei, um ihr noch größere Mißlichkeiten zu ersparen -wir hatten gehört, daß die Bestattungsgebräuche der Mien barbarisch seien -, ruderten wir an einer verlassenen Stelle an Land und begruben sie tief außerhalb der Reichweite von ghariyals oder irgendwelcher anderen Raubtiere des Dschungels.
    2
     
    Es war mir eine ausgesprochene Freude, den Orlok Bayan wiederzusehen. Ich freute mich sogar über den Anblick seiner Zähne. Ihr grelles Porzellan- und Goldgeblitze war weitaus angenehmer, als die ganze Fahrt den Irawadi hinunter ständig die vorstehenden und geschwärzten Zähne der Mien sehen zu müssen. Bayan war etwas älter als mein Vater, hatte einiges an Haar verloren und war seit unserem gemeinsamen Feldzug auch etwas beleibter geworden, doch war er immer noch ledrig und geschmeidig wie sein Lederkoller. Außerdem war er -im Moment jedenfalls - leicht betrunken.
    »Bei Tengri, Marco, aber Ihr seid wahrhaftig noch hübscher geworden, seit ich Euch das letztemal sah!« Mit diesen Worten überfiel er zwar mich, aber ansehen tat

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