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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ausgeschickt, nach Euch zu suchen, Älterer Bruder Marco. Und da Bayan gesagt hat: ›Bring ihn schnell‹, hat der Sardar Shaibani diesmal nicht nur ein Schiff gechartert, sondern hat den Befehl über die Mannschaft übernommen und mongolische Krieger mit an Bord genommen, die den Seeleuten Beine machen sollten. Wir erfuhren, daß Ihr hier in Kuddalore an Land gegangen wäret, und deshalb bin ich hier. Offen gestanden wußte ich aber nicht, wo ich danach hätte suchen sollen. Diese beschränkten Dörfler haben mir gesagt, Ihr wäret nur bis in das nächste Dorf Panrati gezogen, doch das sei jetzt viele Monate her. Da wußte ich, daß Ihr noch weiter gezogen sein mußtet. Es ist daher ein Segen, daß wir uns zufällig treffen. Kommt, wir segeln sofort nach Ava.«
    »Aber warum?« fragte ich. Es beunruhigte mich. Yissuns Wortschwall schien darauf abzuzielen, mir alles zu sagen, nur nicht das. Warum. »Warum braucht Bayan mich plötzlich, und das in so großer Eile? Ist Krieg ausgebrochen, oder ist es zu einer Erhebung gekommen?«
    »Leider muß ich sagen, nein, Marco, nichts Natürliches und Normales wie das. Es ist nur, daß es Eurer guten Frau, Huisheng, gesundheitlich offenbar nicht gutgeht. So gut ich es Euch sagen kann…«
    »Nicht jetzt«, sagte ich auf der Stelle, und mir war, als wehte mich an diesem heißen Tag plötzlich ein kalter Wind an. »Erzählt es mir an Bord. Wie Ihr gesagt habt, laßt uns sofort lossegeln.«
    Ein dinghi mit einem Hindu-Bootsmann wartete am Ufer und brachte uns hinüber zu dem auf der Reede ankernden Schiff, wieder einer soliden qurqur, diesmal unter dem Befehl eines Persers, und die Mannschaft ein bunt zusammengewürfelter Haufen aller möglichen Völker und Hautfarben. Sie waren nur allzu froh, zurück über die Bucht zu segeln, denn inzwischen war März, bald würden die Winde ganz aufhören, die Hitze größer werden und Dauerregen einsetzen. Wir nahmen Tofaa mit, denn ihr Ziel war Chittagong, und dieser Haupthafen Bengalens war an derselben Ostseite der Bucht gelegen wie Akyab und nicht weit nördlich an der Küste, so daß das Schiff sie leicht dorthin bringen konnte, nachdem es mich und Yissun in Akyab abgesetzt hätte.
    Als die qurqur Anker gelichtet hatte und absegelte, standen Yissun, ich und Tofaa auf dem Achterdeck -er und ich dankbar, daß Indien hinter uns zurückblieb -, und da erzählte er mir von Hui-sheng.
    »Als Eure Dame entdeckte, daß sie schwanger war…«
    »Schwanger?« rief ich völlig verwirrt.
    Achselzuckend sagte Yissun: »Ich gebe bloß wieder, was man mir gesagt hat. Man hat mir erklärt, sie sei einerseits zwar überglücklich gewesen über die Nachricht, habe sich andererseits jedoch Sorgen gemacht, daß Ihr gewiß etwas dagegen hättet.«
    »Mein Gott! Sie hat doch hoffentlich nicht versucht, es abzutreiben, und sich dabei etwas angetan?«
    »Nein, nein. Ich glaube, ohne Eure Erlaubnis würde die Dame Hui-sheng nie etwas tun. Nein, sie hat nichts unternommen, und ich vermute, sie war sich überhaupt nicht darüber im klaren, daß etwas nicht stimmte.«
    »Nun, vakh, Mann! Spuckt's schon aus. Was stimmt nicht?«
    »Als ich Pagan verließ, war alles in Ordnung, jedenfalls soweit man sehen konnte. Die Dame war für meine Begriffe gesundheitlich in einem sehr guten Zustand, strahlte hoffnungsfreudig und war schöner denn je zuvor. Zu sehen war überhaupt nichts. Und ich nehme an, es ist etwas, das man auch gar nicht sehen kann. Denn gleich zu Anfang, als sie ihrer Dienerin anvertraute, sie sei schwanger, nahm es diese Dienerin -Arùn, Ihr erinnert Euch -, nahm diese Arùn es auf sich, an den Wang Bayan heranzutreten und ihm zu sagen, sie habe ein ungutes Gefühl, jetzt bedenkt, Marco, daß ich Euch nur die Worte wiedergebe, die Bayan mir als von ihr kommend anvertraut hat, und ich bin nun mal weder shamàn noch Arzt, und ich habe auch nicht viel
    Ahnung davon, wie es in einer Frau so funktioniert, und…«
    »Nun fahrt schon fort, Yissun«, flehte ich.
    »Das Mädchen Arùn informierte Bayan, Eure Dame Huisheng sei ihrer Meinung nach fürs Kindergebären nicht besonders geeignet. Muß irgendwas mit dem Bau des Schambeinknochens zu tun haben, was immer das sein mag. Ihr müßt entschuldigen, daß ich ganz persönliche Einzelheiten der Anatomie anführe, Marco, aber ich berichte ja nur, was man mir gesagt hat. Und offenbar ist die Dienerin Arùn als Kammerfrau Eurer Dame mit dem Schambein ihrer Herrin wohl vertraut.«
    »Das bin ich auch«, sagte ich.

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