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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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gratulierte mir zu meiner steinernen Gefaßtheit.
    Doch dann fragte Arùn: »Wollt Ihr dies hier mitnehmen?« und was sie in die Höhe hob, war der Weihrauchbrenner aus weißem Porzellan. Da brach der steinerne Mann zusammen.
     

HEIMKEHR
     
    1
     
    Mein Vater begrüßte mich freudig und war dann voller Mitgefühl, als ich ihm berichtete, warum ich ohne Hui-sheng nach Khanbalik zurückgekehrt war. Bekümmert hob er an, mir zu sagen, das Leben sei wie dies oder das, doch schnitt ich ihm bei dieser Moralpredigt das Wort ab und sagte: »Wie ich sehe, sind wir nicht mehr die zuletzt Eingetroffenen aus dem Abendland.«
    Ein Fremder saß mit meinem Vater in seinen Gemächern zusammen. Ein weißer Mann, ein bißchen älter als ich, und seine Kutte, so mitgenommen sie auch von den Reisen sein mochte, gab ihn als Priester vom Orden der Franziskaner zu erkennen. »Ja«, sagte mein Vater strahlend. »Endlich kommt ein richtiger christlicher Priester nach Kithai. Und fast noch ein Landsmann von uns, Marco, denn er kommt aus der Campagna. Darf ich bekannt machen: Pare Zuàne…«
    »Padre Giovanni«, sagte der Priester und verbesserte kleinlich die venezianische Aussprache meines Vaters. »Aus Montecorvino, bei Salerno.«
    »Und war gleich uns drei Jahre unterwegs«, ergänzte mein Vater. »Und so ziemlich auf derselben Route.«
    »Von Konstantinopel«, sagte der Priester. »Hinunter nach Indien, wo ich eine Mission errichtete, dann hinauf durch die Tatarei.«
    »Ihr seid gewiß willkommen hier, Pare Zuàne«, sagte ich höflich. »Wenn Ihr dem Khakhan bis jetzt noch nicht vorgestellt worden seid, ich werde ihn gleich aufsuchen und…«
    »Khan Kubilai hat mich bereits herzlich willkommen geheißen.«
    »Wenn du den Pare Zuàne bittest«, sagte mein Vater, »ist er vielleicht bereit, ein paar Gebete zum Gedenken an unsere liebe dahingegangene Hui-sheng zu sprechen…«
    Ich hätte ihn ohnehin nicht gebeten, doch der Priester erklärte steif: »Ich vermute, die Verstorbene war keine Christin. Und daß die Verbindung nicht durch das heilige Sakrament der Ehe gesegnet war.«
    Da kehrte ich ihm rüde den Rücken und sagte grob: »Vater, wenn diese einst fernen, unbekannten und barbarischen Lande jetzt zivilisierte arrivisti wie diesen hier anziehen, sollte der Khakhan sich nicht allzu verloren fühlen, wenn wir Pioniere uns von hier verabschieden. Ich bin bereit abzureisen, sobald du es bist.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte er und nickte. »Alle unbewegliche Habe der Compagnia habe ich in Geld und in Wertsachen eingetauscht, die man mitnehmen kann. Das meiste ist bereits über die Pferdeposten auf der Seidenstraße in den Westen gelangt, und der Rest ist verpackt. Wir brauchen uns nur noch darauf zu einigen, wie wir reisen und welche Route wir nehmen wollen -und müssen uns selbstverständlich um das Einverständnis des Khakhan bemühen.«
    So tat ich als erstes das. Zuvor übergab ich Kubilai die Buddhareliquie, die ich mitgebracht hatte, angesichts derer er Dankbarkeit, aber auch eine gewisse heilige Scheu bekundete. Dann übergab ich ihm den Brief, den Bayan mir mitgegeben hatte, wartete, bis er ihn gelesen hatte, und sagte:
    »Außerdem habe ich Euren Leibarzt wieder mitgebracht, Sire, den Hakim Gansui; ich bin Euch ewig dankbar, ihn geschickt zu haben, daß er sich um meine verstorbene Hui-sheng kümmert.«
    »Um Eure verstorbene Dame? Dann kann Gansui nicht sonderlich geholfen haben. Ich bin tief bekümmert, es zu hören. Bei meiner Gicht und anderen Altersbeschwerden hat er mir immer schön helfen können, und es sollte mir leid tun, ihn zu verlieren. Aber soll er für seine Pflichtvergessenheit hingerichtet werden?«
    »Jedenfalls nicht auf mein Ersuchen hin, Sire. Ich bin zufrieden mit dem, was er hat tun können. Und ihm das Leben zu nehmen, würde weder meine Dame noch meinen ungeborenen Sohn zurückbringen.«
    »Ich fühle mit Euch, Marco. Eine liebenswerte, geliebte und liebende Dame ist wirklich unersetzlich. Aber Söhne?« Er vollführte eine beiläufige Gebärde, und ich meinte, er beziehe sich auf seine eigene zahlreiche Nachkommenschaft. Doch dann schrak ich zusammen, als er sagte: »Ihr habt ja schon dieses halbe Dutzend. Und, wie ich glaube, außerdem noch drei oder vier Töchter.«
    Zum ersten Mal dämmerte mir, wer die Pagen waren, welche die altern Bediensteten von früher ersetzt hatten. Ich war sprachlos.
    »Stattliche Burschen«, fuhr er fort. »Ein durchaus erfreulicher Anblick in meinem

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