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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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nicht
erbaulich. Frauengeschichten, Schießereien, Waffenschmuggel und Aufruhr in
Mittelamerika und endlich, als Ärgstes, berufsmäßiges Kartenspiel zierten
diesen Lebenslauf, wie er in Atlanta von Mund zu Mund ging.
    Fast jede
Familie in Georgia hatte zu ihrem Leidwesen irgendein männliches Mitglied oder
einen Verwandten, der Geld, Häuser, Ländereien und Sklaven verspielte. Aber das
war etwas anderes. Ein Mann konnte sich arm spielen und trotzdem Gentleman
bleiben. Ein berufsmäßiger Spieler aber blieb immer ein Ausgestoßener.
    Nur
infolge der zerrütteten Kriegsmoral und der Dienste, die Rhett Butler den
Konföderierten Staaten erwies, wurde er überhaupt in Atlanta empfangen. Jetzt
hatten auch die beschränktesten Geister das Gefühl, sie könnten dem Vaterland
zuliebe etwas weitherziger sein. Die Sentimentalen neigten zu der Ansicht, das
schwarze Schaf der Familie Butler kehre reuig von seinen Abwegen zurück und sei
willens, seine Sünden zu büßen. Daraufhin fühlten sich die Damen verpflichtet,
besonders bei einem so verwegenen Blockadebrecher, ein Auge zuzudrücken. Jeder
wußte genau, daß das Schicksal der Südstaaten ebensosehr von der
Geschicklichkeit der Blockadekapitäne abhing, der Flotte der Yankees zu
entrinnen, wie von den Soldaten, die im offenen Kampf an der Front standen.
    Das
Gerücht wußte zu melden, Kapitän Butler sei einer der geschicktesten Seefahrer
des Südens, furchtlos und ohne eine Spur von Nerven. Er war in Charleston
aufgewachsen und kannte in der Umgebung des Hafens jede Bucht, jede Fahrrinne,
Untiefe und Klippe der Küste Carolinas, und ebenso war er in den Gewässern um
Wilmington zu Hause. Noch nie hatte er ein Schiff verloren oder auch nur eine
Ladung versenken müssen. Zu Beginn des Krieges war er mit genug Geld aus der
Verborgenheit aufgetaucht, um sich ein kleines, schnelles Boot zu kaufen, und
jetzt, seitdem an jeder Ladung geschmuggelter Waren von ihm zweitausend Prozent
verdient wurden, war er Eigentümer von vier Booten. Er hatte gute Lotsen und
bezahlte sie anständig. In dunklen Nächten verließen sie Charleston und
Wilmington mit Baumwolle für Nassau, England und Kanada. Die englischen
Baumwollspinnereien waren stillgelegt, und die Arbeiter hungerten; jeder
Blockadefahrer, der durch die Flotte der Yankees gelangte, konnte in Liverpool
seine Preise diktieren. Rhett Butlers Schiff hatte ein erstaunliches Glück,
sowohl bei der Ausfuhr von Baumwolle wie beim Einbringen von Kriegsmaterial,
woran im Süden bitterer Mangel herrschte. Ja, die Damen meinten, diesem
tapferen Mann müsse man viel vergeben und nachsehen.
    Er war
eine blendende Erscheinung - einer, nach dem die Leute sich umsahen. Er warf
mit Geld um sich, ritt einen prachtvollen Rappenhengst und war mit seinem Anzug
immer auf der Höhe der Eleganz. Schon das genügte, um die Aufmerksamkeit auf
ihn zu lenken; denn die Waffenröcke der Soldaten waren abgetragen und
schmutzig. Die Anzüge der Zivilisten wiesen Flicken und Stopfstellen auf.
Scarlett meinte, sie habe nie so elegante Hosen gesehen, wie er sie trug,
rehfarben, schwarz-weiß in schottisch oder kariert. Seine Westen waren
unbeschreiblich schick, besonders die aus weißem Moire mit winzigen gestickten
Rosenknospen darauf. Alle diese Kleidungsstücke überbot er noch durch die
elegante lässige Art, sie zu tragen, als wisse er von ihrer Erlesenheit nichts.
    Wenige
Frauen konnten seinen Reizen widerstehen, wenn er geruhte, sie spielen zu
lassen, und schließlich gab sogar Mrs. Merriwether klein bei und lud ihn eines
Sonntags zum Mittagessen ein.
    Maybelle
Merriwether sollte den kleinen Zuaven heiraten, wenn er das nächste mal auf
Urlaub kam, und weinte jedesmal, wenn sie daran dachte. Sie hatte es sich in
den Kopf gesetzt, sich in einem weißen Atlaskleid trauen zu lassen, aber in den
ganzen Südstaaten war kein weißer Atlas mehr aufzutreiben. Auch borgen konnte
sie keinen, denn die Atlaskleider früherer Jahre waren zu Regimentsfahnen
verarbeitet worden. Es fruchtete auch nichts, daß die patriotische Mrs.
Merriwether ihre Tochter ausschalt und ihr vorhielt, daß nur handgewebter Stoff
sich für das Hochzeitskleid einer konföderierten Braut zieme. Maybelle wollte
durchaus Atlas. Bereitwillig und stolz verzichtete sie auf Haarnadeln, Knöpfe
und schöne Schuhe, auf Zucker und Tee um der heiligen Sache willen, aber ein
Brautkleid aus Atlas wollte sie haben. Rhett Butler erfuhr durch Melanie davon,
brachte aus England etliche Meter schimmernden

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