Margaret Mitchell
Bart. Weder Jeb Stuart noch Nathan Bedford
Forrest hatten einen schöneren, aber als wir nach Richmond kamen, beschlossen
diese beiden Schurken da, sich zu rasieren, und deswegen müßte auch mein Bart
fallen. Sie setzten mich hin und rasierten mich, und ein Wunder ist nur, daß
mit dem Bart nicht auch die Kehle hat dran glauben müssen. Mein Schnurrbart wurde
nur durch das Dazwischentreten von Evan und Cade gerettet.«
»Mrs.
Wilkes, Sie sollten mir dankbar sein«, warf Alex ein. »Sie hätten ihn nicht
wiedererkannt und nicht zur Tür hereingelassen. Und Sie brauchen es nur zu
sagen, dann nehmen wir ihm Ihnen zuliebe auch den Schnurrbart ab.«
»O nein«,
sagte Melanie geschwind und schmiegte sich ängstlich an Ashley, »ich finde ihn
wunderschön so.«
»Das macht
die Liebe«, sagten die Fontaines und nickten einander ernsthaft zu.
Als Ashley
fortging, um die beiden in Tante Pirtys Equipage zum Bahnhof zu bringen, faßte
Melanie Scarlett beim Arm. »Ist die Uniform nicht fürchterlich? Mein Waffenrock
wird aber eine Überraschung werden! Hätte ich doch nur noch genug Stoff für die
Hosen!«
Der
Waffenrock für Ashley war in Scarletts Herzen ein wunder Punkt. Wie gern hätte
sie selber ihm zu Weihnachten einen solchen Rock geschenkt! Graue Wolle für
Uniformen war buchstäblich so unerschwinglich wie Diamanten, und Ashley trug
das übliche handgewebte Tuch. Viele Soldaten hatten die Uniformen gefallener
Yankees angezogen, die mit Walnußschale dunkelbraun gefärbt worden waren. Aber
ein seltenes Glück hatte Melanie genügend graues Tuch für einen Waffenrock in
die Hand gespielt. Es wurde ein ziemlich kurzer, aber immerhin ein Waffenrock.
Sie hatte einen Jüngling aus Charleston im Lazarett gepflegt. Als er starb,
hatte sie ihm eine Haarlocke abgeschnitten und mit dem dürftigen Inhalt seiner
Tasche und einem trostreichen Bericht über seine letzte Stunde an seine Mutter
geschickt. Daraus war ein Briefwechsel entstanden, und schließlich hatte die
Mutter ihr das graue Tuch und die Messingknöpfe geschickt, die sie für den
toten Sohn gekauft hatte. Es war ein prachtvoller, dicker, warmer Stoff mit
mattem Glanz. Zweifellos Blockadeware und zweifellos sehr teuer. Jetzt hatte
der Schneider ihn in Händen, damit er bis zum Weihnachtsmorgen fertig werde.
Scarlett hatte alles daran gesetzt, den Rest der Uniform zu beschaffen, aber
was dazu gehörte, war in Atlanta einfach nicht auf zutreiben.
Auch sie
hatte ein Weihnachtsgeschenk für Ashley. Aber neben der Pracht des grauen
Waffenrockes nahm es sich nur sehr unscheinbar aus. Es war ein kleiner Behälter
für Nähzeug und enthielt das kostbare Bündel Nadeln, das Rhett ihr aus Nasssau
mitgebracht hatte, drei ihrer leinenen Taschentücher, die aus derselben Quelle
stammten, zwei Rollen Garn und eine kleine Schere. Aber sie wollte ihm gern
etwas Persönliches schenken, wie die Frau es dem Gatten schenken darf, ein
Hemd, ein Paar Reithandschuhe, einen Hut. Ach ja, einen Hut um jeden Preis. Die
kleine flache Feldmütze, die Ashley trug, sah einfach lächerlich aus. Scarlett
hatte sie niemals ausstehen können, aber die einzigen Hüte, die es in Atlanta
gab, waren grob aus Wolle gearbeitet und sahen noch schäbiger aus als die
Feldmütze. Bei Hüten mußte sie an Rhett Butler denken. Er hatte so viele Hüte
aller Arten, Panamahüte, Zylinder, Jagdhüte in Braun, Schwarz oder Blau, aus
weichem Filz. Wozu brauchte er sie alle, während ihr geliebter Ashley durch den
Regen ritt und die Nässe ihm von der Mütze herab in den Kragen troff?
»Rhett
soll mir seinen schwarzen Filzhut geben«, entschied sie. »Ich fasse den Rand
grau ein und nähe Ashleys Offiziersabzeichen, die umkränzten Initialen C. S.
A., auf die hochgeklappte Seite, dann sieht er famos aus.« Sie hielt inne, denn
ganz einfach war es sicher nicht, den Hut zu bekommen. Rhett zu sagen, daß sie
ihn für Ashley haben wollte, brachte sie nicht fertig. Er zog dann so
unangenehm spöttisch die Brauen in die Höhe, wie er immer tat, wenn sie Ashley
nur erwähnte. Bestimmt würde er ihr die Bitte abschlagen. So mußte sie also
eine rührende Geschichte von einem Soldaten erfinden, der ihn brauchte; dann
würde Rhett die Wahrheit nicht erfahren.
Den ganzen
Nachmittag stellte sie alles mögliche an, um wenigstens ein paar Augenblicke
mit Ashley allein zu sein. Aber Melanie war beständig um ihn, und India und
Honey folgten ihm auf Schritt und Tritt durchs ganze Haus, während ihre
blassen,
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