Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
Vom Netzwerk:
haben. Sie kann mir davon erzählen.«
    »Himmel,
Mrs. Meade, du willst mir doch nicht einreden, daß anständige Frauen
untereinander von so etwas reden!«
    »Mach, daß
du ins Bett kommst«, sagte Mrs. Meade.
     
    Am
nächsten Tage schneite und regnete es durcheinander, aber als die winterliche
Dämmerung vorrückte, hörte es auf. Ein kalter Wind wehte. In ihren Mantel
gehüllt, ging Melanie angstvoll ihren Gartenweg hinunter, hinter einem fremden
schwarzen Kutscher her, der sie geheimnisvoll an einen vor dem Hause haltenden
geschlossenen Wagen gebeten hatte.
    Als sie
herantrat, ging die Wagentür auf, und in dem dämmerigen Inneren sah sie eine
Frau sitzen.
    »Bitte,
steigen Sie ein und setzen Sie sich zu mir, Mrs. Wilkes«, kam es mit einiger
Verlegenheit aus der Tiefe des Wagens heraus. Die Stimme kam Melanie bekannt
war.
    »Ach, Sie
sind Miß ... Mrs. Watling!« rief Melanie. »Ich hatte so sehr den Wunsch, Sie zu
sehen. Sie müssen hereinkommen.«
    »Das kann
ich nicht, Mrs. Wilkes«. Es klang ganz erschrocken. »Steigen Sie nur ein und
bleiben Sie bitte einen Augenblick bei mir.«
    Melanie
stieg in den Wagen, und der Kutscher schlug hinter ihr die Tür zu. Sie setzte
sich neben Belle und suchte nach ihrer Hand. »Wie kann ich Ihnen je für das
danken, was Sie heute getan haben! Wir können Ihnen alle gar nicht dankbar
genug sein.«
    »Mrs.
Wilkes, den Brief hätten Sie mir aber heute morgen nicht schicken sollen!
Gewiß, ich bin stolz darauf, daß ich einen Brief von Ihnen bekommen habe, aber
die Yankees hätten ihn doch abfangen können. Und daß Sie mich besuchen wollen,
um mir zu danken ... ja, Mrs. Wilkes, Sie haben wohl ganz den Kopf verloren! So
ein Gedanke! Sobald es dunkel wurde, bin ich hergekommen, um Ihnen zu sagen,
daß an so etwas nicht zu denken ist. Ja ... ich ... Sie ... das schickt sich
doch nicht!«
    »Es soll
sich nicht schicken, daß ich eine gute Frau besuche, die meinem Mann das Leben
gerettet hat, und ihr dafür danke?«
    »Ach was,
Mrs. Wilkes! Sie wissen doch, was ich meine.«
    Melanie schwieg
einen Augenblick. Die Andeutung machte sie verlegen. Diese gutaussehende,
schlicht angezogene Frau da in dem dämmerigen Wagen sah eigentlich nicht so aus
und sprach auch nicht so, wie sie es sich von einer solch verrufenen Person,
einer Bordellwirtin, vorgestellt hatte. Sie sprach ein bißchen gewöhnlich und
bäuerisch, aber nett und warmherzig.
    »Sie haben
sich großartig vor dem Profos benommen, Mrs. Watling! Sie und die anderen ...
Ihre ... die jungen Damen, haben unseren Männern das Leben gerettet!«
    »Mr.
Wilkes hat es großartig gemacht. Ich weiß gar nicht, wie er überhaupt auf den
Beinen stehen und seine Aussage machen und dazu noch so kaltblütig dreinschauen
konnte. Er blutete ja wie ein Schwein, als ich ihn gestern abend sah. Geht es
ihm schon wieder besser, Mrs. Wilkes?«
    »Ja,
vielen Dank. Der Doktor sagte, es sei nur eine Fleischwunde, wenn er auch
schrecklich viel Blut verloren hat. Heute morgen war er ... nun, er hatte sehr
viel Alkohol in sich, sonst hätte er wohl kaum die Kraft gehabt, so gut
durchzukommen. Aber sie haben ihn gerettet, Mrs. Watling. Als Sie wütend wurden
und von Ihren zerbrochenen Spiegeln redeten, klang es so ... so überzeugend!«
    »Dank auch
schön, Mrs. Wilkes. Aber Kapitän Butler hat es doch auch fein gemacht, nicht
wahr?« sagte Belle mit verstecktem Stolz in der Stimme.
    »Oh, er
war prachtvoll!« versicherte Melanie warm. »Die Yankees konnten gar nicht
anders als seiner Aussage glauben. Er hat die ganze Sache famos gehandhabt. Ich
kann ihm nie dankbar genug sein, und auch Ihnen nicht. Wie gut ... wie lieb Sie
sind.«
    »Schönsten
Dank auch, Mrs. Wilkes. Ich habe es gern getan. Ich hoffe nur, es ist ihnen
nicht peinlich, daß ich ausgesagt habe, Mr. Wilkes sei bei mir Stammgast. Er
ist niemals, das wissen Sie doch ... «
    »Ja, ich
weiß. Nein, es ist mir durchaus nicht peinlich. Ich bin Ihnen viel zu dankbar.«
    »Wetten,
daß die anderen Damen mir gar nicht dankbar sind«, sagte Belle plötzlich
giftig. »Und auch Kapitän Butler hat keinen Dank davon, wette ich. Die hassen
ihn nur noch mehr deswegen. Sie sind sicher die einzige Dame, die auch nur
>danke< zu mir sagt. Die anderen werden nur auch jetzt noch nicht ins
Gesicht sehen, wenn sie mich auf der Straße treffen. Aber das ist mir egal,
meinetwegen hätten all ihre Männer baumeln können. Aber bei Mr. Wilkes war es
mir nicht egal. Sehen Sie, ich weiß noch immer, wie gut Sie im

Weitere Kostenlose Bücher