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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Pittypat Ausschau. Da kam ein alter dürrer Neger mit
grauem Bart und würdevoller Herrschermiene, den Hut in der Hand, auf sie
zugestapft.
    »Miß
Scarlett, nicht wahr? Ich bin Peter, Miß Pittys Kutscher. Nicht in den Schmutz
treten!« befahl er streng, als Scarlett den Rock zusammenraffte, um
auszusteigen. »Sie sind genauso schlimm wie Miß Pitty, und sie ist wie ein
kleines Kind und holt sich immer nasse Füße. Ich will Sie tragen.«
    Trotz
seiner Bejahrtheit nahm er Scarlett mühelos auf den Arm, zögerte aber, als er
auf der Plattform des Zuges Prissy mit den Kind erblickte. »Ist dieses kleine
Mädel Ihr Kindermädchen? Oh, Miß Scarlett, die ist aber viel, viel zu klein für
Master Charles' einziges Baby! Aber das später. Mädel, komm hinter mir her, und
daß du mir das Baby nicht fallenläßt!«
    Scarlett
ergab sich drein, zur Equipage getragen zu werden, und fügte sich auch in Onkel
Peters unverblümte Art, an ihr und Prissy Kritik zu üben. Als sie durch den
Schmutz zogen und Prissy maulend hinter ihr herwatete, fiel ihr ein, daß
Charles ihr ja auch von »Onkel Peter« erzählt hatte.
    »Er hat
die ganzen mexikanischen Feldzüge mit Vater zusammen mitgemacht und ihn
gepflegt, als er verwundet war. Er hat ihm das Leben gerettet. Eigentlich hat
er Melanie und mich aufgezogen, denn wir waren sehr klein, als Vater und Mutter
starben. Damals hatte Tante Pitty ein Zerwürfnis mit ihrem Bruder, Onkel Henry.
Daher kam sie zu uns, wohnte bei uns im Hause und sorgte für uns. Sie ist das
hilfloseste Geschöpf unter der Sonne - ein liebes erwachsenes Kind, und so
behandelt Onkel Peter sie auch. Um nichts in der Welt kann sie einen Entschluß
fassen, also faßt stets Peter ihn für sie. Er hat bestimmt, daß ich mit
fünfzehn Jahren ein größeres Taschengeld bekam, er bestand darauf, daß ich für
mein Studium nach dem ehrwürdigen Harvard ging, während Onkel Henry lieber
gesehen hätte, wenn ich auf einer der neuen Universitäten möglichst rasch meine
Examina machte. Onkel Peter hat darüber entschieden, wann Melly alt genug war,
ihr Haar aufzustecken und auf Gesellschaften zu gehen. Er sagt Tante Pitty,
wann es zu kalt und naß für sie ist, um Besuche zu machen, und wann sie einen
Schal um die Schultern nehmen muß. Er ist der prächtigste und treueste
Schwarze, den ich je gesehen habe. Die einzige Schwierigkeit bei ihm ist, daß
wir drei mit Leib und Seele sein Eigentum geworden sind - und daß er das weiß.«
    Charles'
Worte wurden vollen Umfangs bestätigt, als Onkel Peter auf den Bock stieg und
die Peitsche ergriff.
    »Miß
Pitty«, erklärte er, »hat Zustände, weil sie Sie nicht von der Bahn holen
konnte. Sie fürchtete, daß Sie das nicht verstehen. Aber ich habe ihr gesagt,
daß sie und Miß Melly über und über mit Schmutz bespritzt würden, und die neuen
Kleider würden dabei verderben, und ich würde es Ihnen schon erklären. Miß
Scarlett, Sie nehmen das Kind besser selbst auf den Arm, das kleine Negerding
läßt es doch noch fallen.«
    Scarlett
blickte zu Prissy hinüber und seufzte. Das geschickteste Kindermädchen war sie
tatsächlich nicht. Ihre neuerliche Beförderung vom hageren Negerlein mit kurzem
Rock und steif eingebundenen Zöpfen zu der Würde eines langen Kattunkleides und
eines gestärkten weißen Turbans hatte berauschend auf sie gewirkt. Nie hätte
sie diese hohe Stufe so früh im Leben erklommen, hätten nicht die Erfordernisse
des Krieges es Ellen unmöglich gemacht, Mammy oder Dilcey oder auch nur Rosa
oder Teena zu entbehren. Prissy hatte sich bisher nie weiter als eine Meile von
Tara oder Twelve Oaks entfernt, und die Reise in der Eisenbahn zusammen mit
ihrer Erhebung zum Kindermädchen ging fast über das kleine Hirn ihres schwarzen
Kopfes hinaus. Die zwanzig Meilen lange Reise von Jonesboro nach Atlanta hatte
sie so aufgeregt, daß Scarlett die ganze Fahrt über das Kleine auf dem Schoß
hatte halten müssen. Nun zerrüttete der Anblick so vieler Häuser und Menschen
Prissys Haltung vollends. Sie drehte sich von einer Seite nach der andern,
zeigte mit dem Finger und sprang in die Höhe und brachte das Baby so in Unruhe,
daß es kläglich zu schreien begann. Scarlett sehnte sich nach Mammys festen
alten Armen. Mammy brauchte ein Kind nur in ihre Hände zu nehmen, schon war es
still. Aber Mammy war auf Tara, und Scarlett konnte nichts tun. Würde sie das
Kind nehmen, so würde es genauso durchdringend wie bei Prissy schreien und
außerdem an ihren Hutbändern zerren und

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