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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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waren.
Die Stadt hatte zuerst Terminus und dann Marthasville geheißen, und erst in dem
Jahre, da Scarlett geboren wurde, war Atlanta daraus geworden. Als Gerald auf
seinen neuen Besitz nach Nordgeorgia hinaufzog, hatte es an dieser öden und
leeren Stätte noch nicht einmal ein Dorf gegeben. Dann hatte der Staat den Bau
einer Eisenbahn nordwärts durch die von den Cherokesen kürzlich abgetretenen
Territorien genehmigt. Endpunkt und Richtung der geplanten Eisenbahn waren klar
und deutlich, Tennessee und der Westen, aber ihr Ausgangspunkt in Georgia lag
noch im dunkeln, bis ein Jahr später ein Ingenieur einen Pfahl in den roten
Lehm rammte und damit den südlichen Endpunkt der Linie bezeichnete. Das war der
Anfang von Atlanta, geborener Terminus.
    Damals gab
es noch keine Schienenstränge in Nordgeorgia und auch anderswo nur sehr wenige.
Aber in den Jahren vor Geralds Heirat wuchs die winzige Niederlassung
fünfundzwanzig Meilen von Tara allmählich zu einem Dorf heran, und die Schienen
rückten langsam nach Norden vor. Die Zeit des Eisenbahnbaues begann. Von der
alten Stadt Augusta ging westwärts durch den Staat eine zweite Strecke, die die
Verbindung mit der neuen Linie nach Tennessee herstellen sollte. Von der alten
Stadt Savannah aus wurde eine dritte Linie zuerst bis Macon im Herzen Georgias
und dann nordwärts durch Geralds eigene Provinz bis Atlanta geführt, wo sie mit
den andren beiden Strecken zusammentraf und dadurch dem Hafen Savannah eine
Verbindung mit dem Westen verschaffte. Schließlich wurde von demselben
Knotenpunkt Atlanta aus noch eine vierte Strecke südwärts nach Montgomery und
Mobile gebaut.
    Mit den
Eisenbahnen geboren, wuchs Atlanta auch mit ihnen. Nach Fertigstellung der vier
Linien war es nun verbunden mit dem Westen, dem Süden, mit der Küste und über
Augusta mit dem Norden und dem Osten. Es war der Kreuzungspunkt für Reisen nach
allen vier Himmelsrichtungen geworden, mit einem Satz stand das kleine Dorf
mitten im großen Leben.
    In einem
Zeitraum, der wenig länger war als Scarletts siebzehn Jahre, war Atlanta aus
einem einzigen in den Erdboden geschlagenen Pfahl zu einer blühenden Kleinstadt
von zehntausend Einwohnern aufgewachsen, auf die der ganze Staat sein Augenmerk
richtete. Die älteren, stilleren Städte blickten auf den geschäftigen Neuling
mit den Gefühlen einer Henne, die ein Entlein ausgebrütet hat. Die Einwohner
der jungen Stadt waren rastlose, unternehmungslustige, energische Leute, die
ihre Ellbogen gebrauchten. Sie kamen von allen Seiten mit Begeisterung herbei.
Sie bauten ihre Lagerhäuser an den fünf morastigen Straßen, die sich in der
Nähe des Bahnhofs kreuzten. Ihre Villen aber bauten sie in der Whitehallund
Washingtonstraße und an dem hohen Hügelrücken, wo unzählige
Indianergenerationen mit ihren Mokassins einen Weg getreten hatten, der sich
Pfirsichpfad nannte. Sie waren stolz auf die Stadt, stolz auf ihr rasches
Wachstum und stolz auf sich selbst. Atlanta kümmerte sich nicht um den Neid der
anderen Städte. Aus denselben Gründen, die es in Savannah, Augusta und Macon
unbeliebt machten, hatte Scarlett von jeher Atlanta gern gehabt. Es war wie sie
selbst, ein Gemisch aus dem alten und dem neuen Georgia, darin sich das alte
oft als das weniger Gute erwies. Dazu kam die aufregend persönliche Note, die
für sie die Stadt haben mußte, die in demselben Jahre wie sie getauft worden
war.
     
    Nachdem es
die Nacht zuvor geregnet und gestürmt hatte, war, als Scarlett in Atlanta
ankam, die heiße Sonne schon emsig an der Arbeit, die Straßen, die sich wie
Ströme roten Schlammes durch die Stadt wanden, wieder zu trocknen. In dem
freien Gelände um den Bahnhof war der weiche Boden durch den beständigen Strom
des Verkehrs so aufgerissen und durcheinandergequirlt worden, daß die Fuhrwerke
in den tiefen Wagenfurchen manchmal bis an die Nabe einsanken. Eine
ununterbrochene Reihe von Militärwagen und Ambulanzen, die Vorräte und
Verwundete einund ausluden, verschlimmerten noch mit ihrem ewigen Hin und Her
die allgemeine Verwirrung. Fahrer fluchten, Maultiere wateten tief durchs
Wasser, und meterweit spritzte der Schmutz.
    Scarlett
stand auf dem unteren Trittbrett des Zuges, eine bleiche, hübsche Erscheinung
in ihrer schwarzen Trauerkleidung mit dem Krepp-Schleier, der lang
herunterfiel.  Sie zauderte, sich Schuhe und Rocksaum zu beschmutzen, und hielt
in dem lärmenden Durcheinander von Lastwagen, Einspännern und Equipagen nach
der pausbackigen Miß

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