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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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Weiter so! Ehrliche Worte von mutigen Frauen, die endlich unsere Welt verändern wollen. Applaus!«
    Miriam wirft dem Alten einen bösen Blick zu, sagt aber nichts mehr. Für sie ist alles gesagt. Während Joe und seine Freunde schweigen, hängt sie sich ihren Umhang um und bittet Bene, seiner erschrockenen Schwester beim Anziehen zu helfen, weil es draußen sehr kalt ist.
    Joe sagt nichts. In ihm geschieht etwas, was er nicht richtig einordnen kann, weil es ihn überrascht. Er ist Miriam dankbar. Gerade noch war er derjenige, der um sich schlagen und verletzen wollte, weil er wieder einmal von einer Frau angelogen worden war. Nur Millimeter war er davon entfernt, wegen eines Plastikhandys aus China seine Coolness zu verlieren. Auch wenn ihm die empfindliche Stelle an seiner linken Ohrmuschel wehtut, wo ihn Miriams Schlag mit dem Handy getroffen hat, fühlte er sich auf eine gewisse Weise durch ihren irrationalen Ausbruch beschenkt. Es war genau wie damals mit Rosemarie. Während Joe beobachtet, wie Miriam den Kindern beim Anziehen hilft, steigt eine Erinnerung an seine tote Frau in ihm hoch. Mit einer Gruppe von Freunden aus dem Dorf kamen Rosemarie und er beim Wandern an einen See, hatten aber keine Badeanzüge dabei. Alle standen unschlüssig herum, bis Rosemarie sich als Erste auszog. Danach konnten er und die anderen Freunde ihrem Beispiel folgen, ohne etwas zu riskieren. Rosemarie hatte als Erste ihre Hüllen fallen gelassen, einfach so im hellen Tageslicht. Rosemarie hatte wissen wollen, wer Joe wirklich war. Deswegen hatte er sich vor jetzt fast zwanzig Jahren in das Mädchen verliebt, für dessen Tod er sich mitverantwortlich fühlt. Joe hatte nie wissen wollen, wer Rosemarie wirklich war. Als sie es ihm schließlich gesagt hatte, hat er sie fallen gelassen.
    Miriam hat recht, Joe ist ein Feigling. Aber warum sollte er es Miriam sagen. Was geht es diese Frau an, wie er sich fühlt. Nie wieder wollte er über diese Dinge nachdenken. Sie gehören der Vergangenheit an. Joe atmet jetzt ruhig und regelmäßig. Er ist weit weg davon, sich der allgemeinen Aufbruchshysterie verbunden zu fühlen. Er hat beschlossen, sich weiteren Schmerz zu ersparen. Wie glitzerndes Plastiklametta breitet er um sich herum aus, was er in den nächsten zehn Minuten tun wird, sobald die drei aus seinem Leben verschwunden sind. Joe wird ein bis zwei Bier trinken, mit seinen Freunden scherzen, ein neues Lied ausprobieren und sich von dem ablenken, was er in diesem Moment klar erkannt hat. Joe könnte Miriam lieben, wie er nur wenige Frauen in seinem Leben bisher geliebt hat. Diese Gspinnerte könnte ihm ernsthaft gefährlich werden.
    Auch Miriam möchte so schnell wie möglich weg von dem Cowboy. Ihre Ernüchterung nach dem entwürdigenden Ausraster, der sich für eine Frau so gar nicht ziemt, ist schmerzhaft. Sie schämt sich für ihren Gefühlsausbruch, vor allem auch vor den beiden Kindern und vor Joes Freunden. Ihre Verzweiflung hat ein hässliches Gesicht, genauso hässlich wie die Wahrheit ihrer verfahrenen Situation. Und der schale Geschmack ihrer erneuten Lüge nimmt ihr den Mut, noch einmal in Joes Augen zu schauen. Miriam, die Lügnerin. Ein Titel, den sie wird annehmen müssen. Die Lüge wird mit jedem Tag Kampf zu einer wichtigeren Verbündeten. Wie sonst hätte der Cowboy sie mit in seinen Übungsraum genommen, wo sie immerhin das Lied für ihre Schwester singen durfte? Miriam ist sich sicher, in Joes Augen nur den Spott zu finden, mit dem die Überlegenen ihre moralisch minderwertigen Gegner abstrafen. Auf seinem männlichen Siegertreppchen kann er sich gerne gen Himmel heben, wenn Miriam mit den Kindern weg ist. Dennoch bleibt ihr ein kleiner Triumph, den ihr auch Joe nicht nehmen kann. Wie von Zauberhand sind die Worte des Liedes wieder in ihrem Kopf. Einen Moment lang hat sie sich gefühlt wie die Miriam, die sie vor Carolas Tod gewesen ist. Ihre inneren Flügel sind wieder da. Ob durch die heilenden Hände der Hebamme die feineren seelischen Vernetzungen in Miriam, brutal von dem Schock der toten Schwester abgeschnitten, wieder aneinandergelötet wurden? Wenn ja, ist Miriam durch den Taxi fahrenden Cowboy reich gesegnet worden. Das sind Miriams abschließende Gedanken, als die Kälte der Winternacht nach dem Verlassen des Übungsraums über ihr und den Kindern zusammenschlägt. Aber mit jedem eisigen Atemzug wird ihr bewusster, dass sie zu dritt ohne einen einzigen Cent wieder auf der nächtlichen Straße stehen und

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