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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Schleudern.
    Kurz nach acht Uhr abends bemerkte Marissa nach elf Stunden Fahrt die ersten schwachen Anzeichen von Zivilisation. Zwanzig Minuten später fuhr sie in Windorah ein. Obwohl die Stadt wahrlich keine Oase war, war Marissa heilfroh.
    In der Stadtmitte stand ein einstöckiges grünes Gasthaus mit Fremdenzimmern. Auf einem Schild stand, daß das Haus, das eine Holzveranda aufwies, das Western Star Hotel sei. Auf der anderen Straßenseite war ein Kaufmannsladen. Etwas weiter die Straße entlang war eine Tankstelle, die aussah, als stammte sie aus dem Jahr 1930.
    Marissa betrat das Lokal. Fünf männliche Gäste starrten sie an. Sie legten extra ihretwegen eine Pause beim Pfeilewerfen ein und sahen sie an, als wäre sie eine Erscheinung. Der Lokalbesitzer kam und fragte, ob er etwas für sie tun könne.
    »Ich hätte gern ein Zimmer für zwei Nächte«, sagte Marissa.
    »Haben Sie eine Vorbestellung?« fragte der Mann.
    Marissa sah ihm prüfend in das breitflächige Gesicht, da sie annahm, daß er sie verulken wollte. Doch als sie auch nicht den Anflug eines Grinsens darin entdeckte, sagte sie, daß sie das Zimmer nicht vorbestellt habe.
    »Wir haben nämlich heute abend eine Boxertruppe in der Stadt«, sagte der Mann. »Da ist hier ziemlich alles belegt. Aber lassen Sie mich mal nachsehen!«
    Er ging zu seiner Registrierkasse und schaute in ein Notizbuch. Marissa blickte sich in der Gaststube um. Die fünf Männer starrten sie immer noch an. Keiner machte eine Bewegung oder sagte ein Wort. Sie rührten nicht einmal ihre Bierflaschen an.
    Dann kam der Hotelbesitzer zurück. »Ich gebe Ihnen Nr. 4«, sagte er. »Es ist zwar vorbestellt, aber die Leute sollten bis sechs Uhr hier sein.«
    Marissa zahlte für die erste Nacht, nahm den Schlüssel entgegen und erkundigte sich, ob sie hier essen könne.
    »Wir können Ihnen hier in der Kneipe etwas zubereiten«, sagte der Mann. »Kommen Sie nur her, wenn Sie sich frischgemacht haben!«
    »Ich habe noch eine Frage«, sagte Marissa. »Ist die WilmingtonStation hier in der Nähe?«
    »Ja«, sagte der Mann. »Ganz in der Nähe. Nicht mal drei Stunden Fahrt nach Westen.«
    Wenn drei Stunden Fahrt »ganz in der Nähe« waren, wie lange war man dann wohl zu einer entlegenen Station unterwegs? Bevor Marissa auf ihr Zimmer ging, rief sie von einem öffentlichen Telefonapparat aus den Autovermieter an, um ihm zu sagen, daß sie angekommen sei.
    Befriedigt stellte sie fest, daß das Zimmer einigermaßen sauber war. Zu ihrer Überraschung sah sie, daß über das Bett ein Moskitonetz aufgespannt war. Später sollte sie erfahren, wie wichtig das war. Der Rest des Abends verging schnell. Sie hatte keinen großen Hunger und rührte das Essen kaum an. Was ihr schmeckte, war das eiskalte Bier. Schließlich kam es auch mit den Männern in dem Lokal zu einem freundschaftlichen Gespräch.
    Sie ließ sich sogar dazu überreden, mit ihnen zu der Boxveranstaltung zu gehen. Es stellte sich heraus, daß die Ortsansässigen hier Gelegenheit hatten, sich mit Profis zu messen. Wenn ein Rancher es schaffte, drei einminütige Runden zu überstehen, konnte er zwanzig Dollar gewinnen. Aber keiner schaffte es. Marissa ging lange vor dem Ende der Veranstaltung, entsetzt darüber, wie sich die angetrunkenen Männer verprügeln ließen.
    Die Nacht wurde schrecklich. Wieder suchten schaurige Träume von Haien und dem Anblick, wie Wendy gefressen wurde, Marissa heim. Darüber hinaus wurde sie von dem Lärm und den handgreiflichen Auseinandersetzungen der Betrunkenen vor der Tür belästigt. Außerdem hatte sie sich aller möglichen Arten von Insekten zu erwehren, denen es irgendwie gelungen war, durch das Moskitonetz zu schlüpfen.
    Am nächsten Morgen war Marissa noch müder als am Vortag. Doch nach der Dusche und einem starken Kaffee fühlte sie sich wieder imstande, dem kommenden Tag ins Auge zu sehen. Der Hotelbesitzer sagte ihr, wie sie zu fahren habe, und Marissa verließ Windorah und fuhr auf einer ungepflasterten, staubigen Straße zur Wilmington-Station.
    Die Rinderranch sah genauso aus, wie sie sie sich vorgestellt hatte. Sie bestand aus einer Reihe niedriger Holzhütten, weißen Schindelhäusern mit Blechdächern und vielen Zäunen. Überall sah man Hunde, Pferde und Cowboys. Über dem Ganzen hing ein unangenehmer, aber nicht unerträglicher Gestank von Kuhmist.
    Im Gegensatz zu dem ungläubigen Anstarren, das ihre Ankunft in dem Lokal in Windorah hervorgerufen hatte, wurde Marissa auf der

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