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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verloren.«
    Greg machten Obduktionen Spaß, im Unterschied zu den meisten anderen Assistenzärzten, die so was haßten. Für ihn war es eine aufregende Sache, eine Detektivgeschichte, verborgen im Geheimnis einer Leiche.
    Ken teilte Gregs Vorliebe für Obduktionen zwar nicht, übernahm aber mit Gleichmut seine Verpflichtung als Lehrperson, besonders bei einem Assistenten, wie Greg es war. Doch der Blick in die Unterlagen stimmte ihn etwas mißmutig. Die Frau war schon seit mehr als 24 Stunden tot, und Ken erledigte eine Obduktion gern so frühzeitig wie möglich. Er meinte, er könne dann mehr daraus lernen.
    In diesem Fall war die Tote im Krankenwagen ins Memorial gebracht worden, wo man kurze Zeit Wiederbelebungsversuche vornahm. Danach wurde sie für »tot an der Unfallstelle« erklärt. Die Leiche war ins Kühlfach gewandert. Eigentlich hätte sie zum amtlichen Leichenbeschauer gebracht werden müssen, aber der hatte an diesem Tage mit den Opfern einiger Schießereien und anderer Verbrechen alle Hände voll zu tun. Schließlich war das Memorial gebeten worden, die Obduktion durchzuführen, und Kens Chef hatte sich gern dazu bereit erklärt. Politische Klugheit gebot, sich mit dem amtlichen Leichenbeschauer gut zu stellen. Man konnte nie wissen, wann man es nötig hatte, ihn seinerseits um einen Gefallen zu bitten.
    Greg war eben dabei, den typischen Y-förmigen Obduktionsschnitt vorzunehmen, wobei er mit der behandschuhten Linken für Gegenzug sorgte, als Ken ihm sagte, er solle noch warten.
    »Hast du die Unterlagen gelesen?« fragte Ken.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Greg beinahe beleidigt.
    Immer noch lesend, fragte Ken weiter: »Dann kennst du auch diese Geschichte, daß sie wegen Eileiterblockierung unfruchtbar war und versucht hat, ein Retortenbaby zu bekommen?«
    Das Wort »Eileiterblockierung« hatte Ken den Besuch Marissas ins Gedächtnis gerufen.
    »Ja«, sagte Greg, »deshalb sieht sie ja auch aus wie ein Nadelkissen.«
    Ken schaute auf die Tote, und Greg zeigte auf die vielen Stellen von Hormonspritzen und die zahlreichen blauen Flecke, die verrieten, daß man ihr Blut entnommen hatte, um den Östrogenspiegel festzustellen. »Autsch«, sagte Ken, als er das sah.
    »Und hier ist eine ganz frische Stelle«, sagte Greg und zeigte auf ihre linke Ellbogenbeuge. »Siehst du die Blutverfärbung unter der Haut? Man muß ihr nur wenige Stunden vor dem Sprung aus dem Fenster noch Blut abgezapft haben. In unserer Notaufnahme kann das nicht geschehen sein. Sie war ja schon tot, als sie dort eintraf.«
    Die Blicke der beiden Ärzte trafen sich. Beiden war der gleiche Gedanke gekommen. Mit Sicherheit war die Tote nicht drogenabhängig gewesen. »Vielleicht sollten wir eine genaue toxologische Untersuchung vornehmen«, sagte Greg bedeutungsvoll.
    »Gerade das wollte ich vorschlagen«, sagte Ken. »Immer daran denken, daß man uns für unser Mißtrauen bezahlt!«
    »Bezahlt wirst du«. sagte Greg lachend. »Als Assistenzarzt speist man mich ja mit einem Almosen ab.«
    »Ach, komm«, sagte Ken. »Als ich an deiner Stelle war…«
    »Bitte, erspare mir das!« sagte Greg und hob das Skalpell. Lachend fuhr er fort: »Ich habe schon genug darüber gehört, wie man im Mittelalter Medizin betrieben hat.«
    »Wie sieht es mit den Aufpralltraumen aus?« fragte Ken.
    Rasch zeigte ihm Greg die einzelnen Spuren. Unzweifelhaft hatte sie beide Beine und das Becken gebrochen. Die rechte Hand war im Gelenk unnatürlich abgebogen. Unverletzt war jedoch der Kopf geblieben.
    »In Ordnung«, sagte Ken. »Du kannst schneiden.«
    Mit wenigen geschickten Bewegungen führte Greg das rasiermesserscharfe Skalpell, schnitt die Haut auf und legte die netzverkleideten Organe frei. Dann durchtrennte er mit langen Scheren die Rippen.
    »Ah, oh!« rief Greg. Er hatte gerade das Manubrium oder Brustbein angehoben. »In der Brusthöhle ist Blut.«
    »Worauf deutet das hin?« fragte Ken.
    »Ich würde sagen, auf einen Schlagaderriß«, antwortete Greg.
    »Nach einem sechs Stockwerke tiefen Fall kann der Körper das nötige Aufprallgewicht von 900 Kilo erreicht haben.«
    »Donnerwetter«, sagte Ken scherzhaft, »du scheinst ja auch in der Freizeit Fachliteratur zu lesen.«
    »Manchmal schon«, gab Greg zu.
    Vorsichtig füllten die Männer das Blut aus beiden Lungenhöhlen in ein Meßglas. Als sie fertig waren, sagte Greg nach einem Blick auf das Glas: »Vielleicht habe ich mich mit dem Schlagaderriß doch geirrt. Es sind ja nur ein paar

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