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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hundert Kubikzentiliter.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Ken und zog die Hand aus der Brusthöhle. »Fühl mal am Aortabogen entlang!«
    Greg sah zur Decke hoch, um sich ganz auf sein Tastgefühl zu konzentrieren. Der Finger, mit dem er an der Aorta entlangtastete, glitt plötzlich in ein Loch. Es war tatsächlich ein Schlagaderriß.
    »Na ja, aus dir könnte schon noch ein brauchbarer Pathologe werden«, sagte Ken.
    »Danke, Karnak du Prächtiger, du Allessehender und Allwissender«, erwiderte Greg scherzhaft. Doch das Kompliment hatte ihm offensichtlich wohlgetan. Dann machte er sich daran, die Leiche weiter auseinanderzuschneiden. Während er noch bei der Arbeit war, läuteten auf einmal in seinem gerichtsmedizinisch geschulten Verstand die Alarmglocken. An diesem Fall war etwas faul. Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Da Marissa schon eine Eizellenverpflanzung erlebt hatte, wußte sie, was sie erwartete. Es würde nicht sehr schmerzhaft sein, schon gar nicht im Vergleich zu den unzähligen Eingriffen, die sie hinter sich hatte. Trotzdem war es immer noch ein unangenehmes und demütigendes Erlebnis. Um die Gebärmutter in eine hängende Lage zu bringen, mußte sie sich auf den Bauch legen und dann die Knie bis an die Brust ziehen. Ihr Hinterteil ragte in die Luft. Man hatte zwar ein Laken über sie gebreitet. Trotzdem fühlte sich Marissa völlig nackt und preisgegeben. Die einzigen Anwesenden waren Dr. Wingate, seine Laborantin Assistentin Tara MacLiesh und Mrs. Hargrave. Aber dann ging die Tür auf, und Linda Moore kam herein. Der Umstand, daß Leute hier einund ausgingen, war mit dafür verantwortlich, daß Marissa sich so hilflos ausgesetzt fühlte.
    Linda stellte sich in der Nähe der Stelle auf, wo Marissas Kopf war, und sagte zu ihr: »Es kommt viel darauf an, daß Sie sich entspannen.« Sie tätschelte Marissas Schulter. »Denken Sie an etwas Angenehmes!«
    Marissa wußte, daß die Therapeutin es gut meinte, aber ihr zu sagen, sie solle an etwas Angenehmes denken, war doch absurd. Kaum einzusehen, daß ihr das helfen würde. Und es fiel ihr besonders schwer, sich zu entspannen, weil sie wußte, daß Robert draußen wartete. Obwohl er wieder im Gästezimmer geschlafen hatte, war er zu ihrem Erstaunen heute morgen mitgekommen.
    »So, jetzt ist alles bereit«, sagte Dr. Wingate, um wie üblich Marissa informiert zu halten. »Und wie beim letztenmal müssen wir als erstes für Asepsis sorgen.«
    Marissa merkte, wie das Laken weggezogen wurde. Jetzt war sie buchstäblich völlig entblößt. Linda redete weiter vom Entspannen, und Marissa schloß die Augen. Doch es gelang ihr nicht, sich zu ent-
    spannen. Zu viel hing von dieser Verpflanzung ab, vielleicht sogar der Fortbestand ihrer Ehe. Robert hatte sie zwar in die Klinik begleitet, aber auf der ganzen Fahrt von Weston nach Cambridge hatten sie nicht ein einziges Wort gewechselt.
    »Zuerst das sterile Speculum«, sagte Dr. Wingate. Wenige Sekunden später spürte sie das Instrument. »Jetzt werde ich mit der Lösung ausspülen«, fuhr Dr. Wingate fort.
    Marissa fühlte, wie die Flüssigkeit in sie hineinrann. Dann legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie schlug die Augen auf und sah nur einige Zentimeter vor sich Linda Moores sommersprossiges Gesicht. »Sind Sie entspannt?« fragte sie.
    Marissa nickte, aber das war gelogen.
    »Jetzt sind wir für die Embryos bereit«, sagte Dr. Wingate zu Tara. Tara ging ins Labor. Dann sagte Dr. Wingate zu Marissa: »Es könnte sein, daß Sie beim Einführen einen ganz leichten Krampf spüren. Aber keine Sorge, es ist alles wie beim letztenmal.«
    Marissa wäre es lieber gewesen, wenn er diesen Vergleich nicht gezogen hätte: beim letztenmal hatte die Verpflanzung nicht geklappt. Dann hörte sie Tara zurückkommen. Sie konnte sich den Teflonkatheter bildlich vorstellen. Sie nannten ihn Wildkatze.
    »So, jetzt«, sagte Dr. Wingate.
    »Entspannen, ganz locker!« sagte Linda.
    »Denken Sie an ein schönes, gesundes Baby!« sagte Mrs. Hargrave. Marissa spürte tief innen ein sonderbares Gefühl. Es war aber nicht
    so stark, daß sie es als Schmerz bezeichnen konnte.
    »Wir müßten bis auf einen knappen Zentimeter am Uterusboden dran sein«, sagte Dr. Wingate. »Ich injiziere jetzt.«
    »Tief einatmen!« sagte Mrs. Hargrave.
    »Entspannen!« riet Linda.
    Trotz aller Hoffnungen war Marissa nicht optimistisch.
    »Sehr gut«, sagte Dr. Wingate. »Ich komme jetzt heraus.«
    Marissa empfand einen ganz

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