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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sie würde auf der Stelle zu ihm ins Büro gehen. Nachdem sie beide eine Nacht über die Sache geschlafen hatten, war er vielleicht eher dazu bereit, ihre Probleme mit ihr zu diskutieren.
    Marissa stieg in ihren Wagen und fuhr aus der Klinikgarage. Sie fühlte sich jetzt besser als irgendwann seit Monaten. Das kam, weil sie nun etwas unternahm, das sie schon längst hätte tun sollen. Sie mußte Robert ihren Standpunkt erläutern und sich seine Ansicht dazu anhören. Sie mußten endlich den Niedergang ihrer Ehe aufhalten.
    Parken in der Innenstadt von Boston kostete Höchstpreise. Marissa ließ den Wagen beim Portier des Hotels Omni Parker House. Doch als sie ihm eine Fünfdollarnote in die Hand drückte, blieb seine Miene unverändert abweisend. Sie mußte noch eine dazulegen. Lange zu handeln, hatte hier keinen Sinn.
    Sie überquerte die School Street und betrat das renovierte alte Rathaus, in dem Roberts Firma untergebracht war. Mit dem Fahrstuhl fuhr sie in den dritten Stock und ging zu einer Glastür mit der eingravierten Aufschrift HEALTH RESOURCE CORPORATION. Noch einmal holte sie tief Luft, stieß die Tür auf und ging hinein.
    Der Empfangssaal der Firma war hübsch eingerichtet. Mit Mahagoni getäfelte Wände, Ledersessel und Perserteppiche. Die leitende Empfangsdame telefonierte gerade. Sie erkannte Marissa und lächelte.
    Da Marissa sich in den Räumlichkeiten auskannte, ging sie an der Rezeption vorbei und geradewegs auf Roberts Eckzimmer zu. Seine Sekretärin Donna war nicht an ihrem Schreibtisch. Aber die dampfende Kaffeetasse mitten auf der Löschunterlage deutete darauf hin, daß sie nicht weit weg sein konnte.
    An Roberts Tür warf Marissa noch einen Blick zurück auf Donnas Telefon, um zu sehen, ob eine Birne an einem der Nebenanschlüsse aufgeleuchtet hatte. Sie wollte Robert nicht gerade bei einem Telefongespräch stören. Da keine Birne leuchtete, klopfte Marissa leise an und trat ein.
    Zuerst sah Marissa nur einige schnelle Bewegungen. Donna richtete sich auf, und Robert kam halb aus dem Stuhl hoch. Dann nahm er rasch wieder Platz. Verlegen zog Donna den Rock zu den Knien hinab und brachte die Perlenkette an ihrem Hals in Ordnung. Gewöhnlich trug sie eine Hochfrisur. Jetzt hingen ihr die Haare teilweise an den Seiten herab.
    Verblüfft starrte Marissa ihren Mann an. Er hatte die Krawatte gelockert und die beiden obersten Hemdknöpfe geöffnet. Das sonst so sorgfältig gekämmte rotblonde Haar war zerzaust. Auf dem Teppich an Roberts Schreibtisch erblickte Marissa zwei hochhackige Damenschuhe.
    Die Szene wirkte so kitschig, daß Marissa nicht wußte, ob sie lachen oder weinen sollte. Schließlich sagte sie: »Vielleicht ist es besser, wenn ich noch ein paar Minuten draußen warte. Dann könnt ihr beide inzwischen euer Diktat beenden.« Damit schickte sie sich an, das Büro zu verlassen.
    »Marissa!« sagte Robert. »Bleib doch hier! Was du denkst, ist ganz falsch. Donna hat mir nur die Schultern massiert. Sagen Sie es ihr doch, Donna!«
    »Ja«, sagte Donna, »ich habe ihm nur die Schultern massiert. Sie waren ganz verkrampft.«
    »Wie immer dem sein mag«, sagte Marissa mit gezwungenem Lächeln, »ich halte es für besser, wenn ich jetzt gehe. Ich habe mir übrigens die Idee, von der ich gestern abend sprach, noch einmal durch den Kopf gehen lassen und mich entschlossen, trotz allem für einige Tage nach Australien zu fliegen.«
    »Nein!« sagte Robert. »Ich verbiete dir, nach Australien zu fliegen!«
    »Ach, wirklich?« sagte Marissa.
    Damit machte sie kehrt und verließ Roberts Büro. Sie hörte, wie er ihr nachrief und verlangte, sie solle zurückkommen. Aber sie beachtete es nicht. Die Empfangsdame, die Roberts Rufe auch gehört hatte, sah sie fragend an. Aber Marissa lächelte nur und ging weiter, kam zu den Fahrstühlen und drückte auf den Abwärtsknopf, ohne noch einen Blick auf Roberts Firma zurückzuwerfen.
    Marissa war froh, daß sie den Fahrstuhl für sich allein hatte. Trotz ihrer Wut merkte sie, daß ihr heiße Tränen über die Wangen rannen.
    »Schweinehund!« murmelte sie.
    Draußen überquerte sie die School Street, ging ins Omni Parker House und rief von einem Münztelefon aus mehrere Fluglinien an. Danach ließ sie sich vom Portier die Autoschlüssel geben, fuhr eine Schleife durch die Innenstadt und bog dann in die Cambridge Street ein. Den Wagen ließ sie auf dem Parkplatz der Massachusetts Augen-, Hals-, Nasenund Ohrenklinik und begab sich zur Notaufnahme.
    Nachdem sie

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