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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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augenblicklich so in London?“
    In Morgans Augen trat ein skeptischer Ausdruck. „Alle re- den davon, daß die Jakobiter einen gut organisierten Aufstand planen, um König Georg zu stürzen.“
    Daniela fragte sich, weshalb er sie plötzlich so aufmerksam beobachtete. „Ich fürchte, wir leben hier in Warwickshire ein wenig hinterm Mond. Von diesen Gerüchten ist uns noch nichts zu Ohren gekommen.“
    Ihre Antwort schien ihn zu enttäuschen. „Gibt es keine heimlichen Anhänger der Jakobiter hier in Warwickshire?“
    „Ich wüßte keinen, zumindest jetzt nicht mehr.“
    Seine Augen wurden schmal. „Und vorher?“
    „Merrywood, das Landgut, das im Westen an unseren Besitz grenzt, gehörte früher Lord Charles Bolton. Er zählte zu den Rä- delsführern des Jakobiter-Aufstands von 1715. Damals wollten

sie George I. absetzen, um dem Sohn von James II. die Krone zu sichern.“
    „Wurde Bolton hingerichtet?“
    „Nein, aber es hat nicht viel gefehlt. Soldaten umstellten sein Haus, und er saß in der Falle, doch irgendwie ist ihm die Flucht gelungen. Papa meinte, das Haus müsse einen Geheimgang haben, durch den Bolton entwischt ist.“
    „Wie stand Ihr Vater zu Bolton?“
    Daniela vermutete einen bestimmten Grund hinter Morgans Fragen, doch sie antwortete aufrichtig: „Papa konnte Bolton nicht ausstehen und seine politischen Ansichten erst recht nicht. Wir Winslows hegen keine Sympathie für die Jakobiter.“
    „Das hat Ihr Bruder gestern abend auch gesagt.“
    „Es ist wahr. Während der Glorreichen Revolution haben so- wohl mein Urgroßvater als auch mein Großvater sich nach Kräften dafür eingesetzt, James II. von der Thronfolge auszu- schließen.“
    „Wissen Sie, was aus Bolton geworden ist?“
    „Er ist nach Frankreich geflohen, und sein Landgut fiel an die Krone.“ Daniela schaute auf ihre Hände hinab. „Ich hörte, daß er noch am Leben ist und zum Hof von James Edward im römischen Exil gehört.“
    „Wie Basil sagte, gehört Merrywood jetzt Sir Jasper Wilton. Ist er auch ein Sympathisant der Stuarts wie Bolton?“
    Ruckartig hob Daniela den Kopf. „Das glaube ich nicht. In meiner Gegenwart hat er sich jedenfalls nie dahingehend geäußert.“
    „Er war nicht auf dem Ball gestern abend.“
    „Nein, Basil würde ihn niemals einladen. Wilton stammt aus einfachen Verhältnissen. Er hat es aus eigener Kraft zu Vermö- gen gebracht. Mein Bruder hält es für eine Schande, daß ein so schönes Landgut wie Merrywood in die Hände eines solchen ,Emporkömmlings’ gefallen ist. Seiner Meinung nach müßte es einem Aristokraten gehören.“
    Irgendwo in der Ferne hörte man das scharfe „kak-kak“ ei- nes Eichelhähers, und Daniela war einen Augenblick abgelenkt. Dann fuhr sie nachdenklich fort: „Als Sir Jasper das Haus kaufte, war es in einem jammervollen Zustand. Ich finde, Basil sollte sich darüber freuen, mit wieviel Liebe und Hingabe Sir Jasper Merrywood restauriert hat. Er hat auch ein paar wunderschöne französische Möbelstücke aus Paris importiert.“

„Ach, wirklich? Ich interessiere mich sehr für französische Mö- bel und würde sie mir sehr gern ansehen.“ Morgan schenkte ihr ein Lächeln, das ihr Blut schneller kreisen ließ. „Vielleicht kann ich Sie dazu überreden, mich nach Merrywood zu begleiten und mit Sir Jasper bekannt zu machen.“
    Wenn Morgan sie weiter so anlächelte, würde er sie wohl zu fast allem überreden können. Wie kam es bloß, daß sie in seiner Gegenwart keinen eigenen Willen mehr zu haben schien? „Ja, warum nicht. Ich mag Sir Jasper sehr. Er ist ein freundlicher und erfrischend freimütiger Mann.“
    „So wie Sie ihn beschreiben, scheint er mir ein bedeutend er- freulicherer Nachbar zu sein als dieser unangenehme Fletcher.“
    „Der Meinung bin ich auch. Aber Basil und Fletcher sind dicke Freunde und wollen mit Sir Jasper nichts zu tun haben.“ Abwe- send bohrte Daniela mit der Schuhspitze in dem abgerissenen Saum ihres Unterkleids. „Er ist der einzige Grundbesitzer in der ganzen Umgebung, der nicht zum Ball geladen war.“
    Die Sonne stand schon tief am Himmel und mahnte Daniela an die Zeit. Sie stand auf. „Ich muß hinein.“
    „Es ist noch viel zu früh, um sich zum Dinner umzukleiden“, wandte er ein.
    Lord Morgan klang, als wünschte er, Daniela möge noch blei- ben, und es überraschte sie, wie sehr dieser Gedanke sie freute. „Sie haben recht, aber ich muß mich noch um die letzten Vorbereitungen kümmern, damit alles

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