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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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hätte und darauf beharrte.
    Und so brachte ihre Evolution das kleine rote Volk hervor. Seine Angehörigen sind wie wir oder sehen uns irgendwie ähnlich, wenn wir sie erblicken. Aber das Hegt daran, weil wir sie immer nur im Augenwinkel sehen. Wenn man ein Exemplar deutlich sieht, wird man erkennen, daß es wie ein ganz kleiner stehender Salamander aussieht, dunkelrot, obwohl die Haut offenbar einige Chamäleoneigenschaften besitzt und sie gewöhnlich die gleiche Farbe haben wie die Steine, zwischen denen sie stehen. Wenn man wirklich deutlich hinsieht, merkt man, daß die Haut Tafelflechten ähnelt, vermischt mit Sandkörnern, und die Augen sind Rubine. Das istfaszinierend; aber man soll sich nicht zu sehr aufregen, weil man in Wahrheit nie dazu kommt, eines so deutlich zu sehen. Das ist einfach zu schwierig. Wenn sie stillhalten, können wir sie überhaupt nicht sehen. Wir würden sie gar nicht sehen, außer einige von ihnen, die, wenn sie in Stimmung sind, so sehr darauf vertrauen, einfrieren und verschwinden zu können, daß sie am Rande des Gesichtsfeldes herumspringen, bloß um einen zu verblüffen. Man sieht das zwar; aber dann hören sie auf, sich zu bewegen, sobald man das Auge auf sie richtet, und man kann sie nie wiederfinden.
    Sie leben überall, auch in allen unseren Räumen. Gewöhnlich gibt es ein paar in jedem Staubhaufen in den Ecken. Und wer kann von sich behaupten, keinen Staub in den Zimmerecken zu haben? Und wenn wir zu putzen anfingen, wäre es für sie eine Katastrophe. Die halten uns für verrückte Idioten, die ab und zu Wutanfälle bekommen.
    Ja, es stimmt, daß John Boone der erste Mensch war, der die kleinen roten Leute gesehen hat. Was hätte man anderes erwarten sollen? Er hat sie binnen Stunden nach seiner Landung gesehen. Später lernte er, sie zu sehen, selbst wenn sie sich still verhielten. Dann fing er an, zu jenen zu sprechen, die er in seinen Räumen bemerkte, bis sie schließlich durchdrehten und antworteten. John und sie lehrten sich gegenseitig ihre Sprachen; und man kann immer noch hören, daß die kleinen roten Leute allerlei Ausdrücke von Boone in ihrem Englisch benutzen. Schließlich reiste eine ganze Schar von ihnen mit Boone überall hin. Das gefiel ihnen. Und John war keine besonders reinliche Person. Darum hatten sie ihre Stellen, wo sie sicher waren. Ja, in Nicosia gab es einige hundert von ihnen in der Nacht, da er getötet wurde. Sie haben die Araber später erwischt. Eine ganze Armee der Kleinen war hinter ihnen her. Schrecklich.
    Jedenfalls waren sie Freunde von John Boone, und sie waren ebenso traurig wie die übrigen, als er getötet wurde. Es hat seither keinen Menschen gegeben, der ihre Sprache gelernt hat oder sie so gut kennenlernen konnte. Ja, John war auch der erste, der Geschichten über sie erzählt hat. Vieles von dem, was wir wissen, stammt von ihm wegen dieser besonderen Beziehung. Man sagt auch, daß übermäßiger Genuß von Omegendorph bewirkt, daß man schwache rote Punkte am Rande des Gesichtsfeldes- herumkriechen sieht. Aber warum fragt ihr?
    Jedenfalls lebt seit Johns Tode das kleine rote Volk mit uns und demütigt uns. Es beobachtet uns mit seinen Rubinaugen und versucht herauszufinden, wie wir sind und warum wir was tun. Und wie sie mit uns handeln und bekommen können, was sie wollen: mit welchen Leuten sie reden und Freunde sein können, wer sie nicht alle paar Monate oder Wochen hinausfegt oder den Planeten ruinieren wird. Ganze Karawanenstädte tragen das kleine Volk mit uns herum. Und sie werden bereit, wieder zu uns zu sprechen. Sie stellen sich vor, mit wem sie reden sollten. Sie fragen sich, wer von diesen gigantischen Idioten von Ka weiß.
    Ja, das ist ihr Name für Mars. Sie nennen ihn Ka. Den Arabern gefällt das, weil das arabische Wort für Mars Qahira ist; und den Japanern gefallt es auch, weil ihr Name dafür Kasei ist. Es haben aber wirklich auf der Erde viele Namen für den Mars irgendwo den Laut ka in sich; und viele kleine rote Dialekte haben ihn als m'kah, was einen Laut hinzufügt, den es in vielen irdischen Namen auch für ihn gibt. Es ist möglich, daß das kleine rote Volk in früheren Zeiten ein Raumfahrtprogramm hatte und einige von ihnen zur Erde gekommen sind, wo sie unsere Feen, Elfen und kleinen Leute ganz allgemein wurden; und daß sie um jene Zeit einigen Menschen erzählt haben, woher sie kamen, und uns den Namen mitgeteilt haben. Andererseits könnte es sein, daß der Planet selbst auf irgendeine hypnotische

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