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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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gelangen. Katrin Diels, die deutsche Physikerin, hatte sich einen Kopfh ö rer auf die blonden Locken gesetzt und war in ein ernstes Gespr ä ch vertieft.
    » Wann hat die Intensit ä t den H ö chstwert erreicht? « fragte sie in das winzige Mikrofon vor ihren Lippen.
    Jamie l ä chelte beinahe ü ber den Feuereifer auf ihrem stupsnasigen, sommersprossigen Gesicht. Sie war zierlich gebaut und so butterblond und blau ä ugig wie die Menschen auf einem Reiseplakat, das f ü r das Oktoberfest warb. Die Piloten hatten ihr Platz gemacht, und sie sa ß am Ende der Bank, wo sie die Kommunikationskonsole bedienen konnte.
    Sie ri ß sich den Kopfh ö rer herunter und sprang auf.
    » Alle mal herh ö ren, ich habe gute Neuigkeiten! « rief sie. » Das Mondobservatorium meldet, da ß die Intensit ä t des Sturms dort vor fast einer Stunde ihren H ö chstwert erreicht hat. «
    L ä chelnde Gesichter. Nickende K ö pfe. Erfreutes Gemurmel.
    » Den Magnetosph ä renobservatorien in der Erdumlaufbahn zufolge m üß te der Sturm in zw ö lf bis sechzehn Stunden vor ü ber sein « , fuhr Diels fort.
    St ö hnen. » Noch sechzehn Stunden hier drin? «
    Tony Reed hob die Arme, um sie zum Schweigen zu bringen. » Jetzt beklagt euch nicht. Solange die Toilette funktioniert, ist doch alles in bester Ordnung. «
    Ilona fand das nicht komisch. » Noch sechzehn Stunden. Puh! «
    » Versuch dich zu entspannen « , dr ä ngte Reed. » Schlaf ein bi ß chen. «
    » H ä tten Sie Lust auf eine Partie Bridge? « fragte der griechische Biologe.
    » Nicht mit dir « , fauchte O ’ Hara. » Das w ä re wie ein Wettschwimmen mit einem Hai. «
    Xenophanes lachte, aber Jamie fand, da ß es angestrengt klang.
    Wosnesenski sagte: » Wir sollten nicht vierzehn Stunden lang m üß ig herumsitzen. «
    Ilonas Lippen kr ä uselten sich schon, als sie zu einer h ö hnischen Antwort ansetzte, aber Reed kam ihr schnell zuvor.
    » Was w ü rden Sie vorschlagen, Mikhail Andrejewitsch? « fragte der Engl ä nder.
    » Einen Arbeiterrat « , antwortete der Russe. » Wir sind alle hier. Niemand hat irgendwelche dringenden Aufgaben zu erledigen. Dies ist der richtige Zeitpunkt f ü r eine Selbstanalyse-Sitzung. «
    » Eine Art Quality Circle wie bei den Japanern, der Vorschl ä ge zur Produktivit ä ts- und Qualit ä tssteigerung erarbeitet? « fragte Tad Sliwa, der Ersatz-Biochemiker.
    » Eher ein Selbstkritik-Zirkel « , sagte Ilona. » Wie bei Gefangenen in Sibirien. «
    Wosnesenskis fleischiges Gesicht r ö tete sich ein wenig, aber er erwiderte nichts darauf. Der hagere Iwschenko, der mit seinem schmalen, dunkelh ä utigen Gesicht auf fast levantinische Weise gut aussah, sagte: » Selbstanalyse kann eine sehr n ü tzliche Methode zur Untersuchung zwischenmenschlicher Probleme sein. «
    Es gab ein paar Einw ä nde, aber Wosnesenski war fest entschlossen, und keiner der anderen hatte einen echten Alternativvorschlag auf Lager. Daher nahmen die zw ö lf M ä nner und Frauen auf den B ä nken einander gegen ü ber Platz.
    » Wie fangen wir an? « fragte Ollie Zieman.
    » Ich werde anfangen « , sagte Wosnesenski. » Es war meine Idee, also bin ich der erste Freiwillige. «
    » Dann schie ß en Sie mal los « , sagte Reed, der dem Russen auf der anderen Seite des Durchgangs gegen ü bersa ß.
    Wosnesenski schaute kurz zu Ilona und lie ß den Blick dann ü ber die M ä nner und Frauen auf der Bank gegen ü ber schweifen. » Ich habe das Gef ü hl, da ß einige von Ihnen Ressentiments haben. Ressentiments dagegen, da ß ich das Kommando f ü hre. Vielleicht auch dagegen, da ß ein Russe das Kommando f ü hrt. «
    » Das ist doch ziemlich nat ü rlich, oder? « fragte Katrin Diels. » Gegen jede Autorit ä tsfigur gibt es zwangsl ä ufig Ressentiments. «
    Das setzte die Diskussion in Gang, und sie ging hin und her. Jamie schaute schweigend zu. Er bemerkte, da ß Ilona wie eine Katze an der Wand lehnte; ihr Blick wanderte von einem Sprecher zum n ä chsten, und ihre Lippen waren ein wenig gekr ä uselt, fast so, als ob sie l ä chelte. Aber sie sagte kein Wort.
    Es war wie bei den Sitzungen des Studentenausschusses, dachte Jamie und erinnerte sich an seine Zeit an der Uni. Diejenigen, die am meisten redeten, hatten ohnehin schon f ü hrende Positionen inne. Diejenigen, die am dringendsten h ä tten reden m ü ssen, blieben stumm und fra ß en ihren Ä rger in sich hinein.
    Nachdem fast eine Stunde vergangen war, h ö rte Jamie zu seiner Ü berraschung, wie O ’ Hara

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