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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Brennstoff drinne ist.«
    Lyn lächelte. Hanno
Borchert schien sie für saublöd zu halten.
    »Na ja, und der Hannes
Behn hat nun gemeint, das wär ein perfektes Versteck, wenn man was loswerden
will, was keiner finden soll. Wenn in dem Tank erst mal Brennstoff drinne ist,
dauert das Jahre, bis da mal wieder einer reinguckt. Und ich weiß nicht, ob da
denn noch was übrig ist von ‘ner Leiche.«
    Lyn fühlte sich, als
hätte ihr selbst jemand Brennstoff zugeführt. »Das ist genial, Herr Borchert«,
stieß sie aus und sprang auf, um auf ihren Kalender zu sehen. »Würde das denn
zeitlich passen? Ich meine, gab es denn ein Schiff … eine Jacht, die zu der
Zeit betankt wurde? Wäre es für einen potenziellen Täter möglich gewesen, das
zu tun, was sie gerade geschildert haben? Könnte er das Schiff ungesehen mit
einer Leiche im Gepäck betreten haben? Das kann doch nicht so einfach sein.«
    »Kein leichtes
Unterfangen«, stimmte Hanno Borchert ihr zu, »aber möglich ist das schon.
Natürlich nur in der Nacht.«
    »Tja, und da fangen die
Probleme an«, sagte Lyn und setzte sich wieder. »In den in Frage kommenden
Nächten hat niemand das Werftgelände betreten. Das haben Gespräche mit dem
Nachtwächter und das Auswerten der Eingangselektronik ergeben.«
    Diese Information war
natürlich nicht unbedingt für Außenstehende bestimmt, aber Lyn war sich sicher,
dass, wenn einer wissen könnte, wie man nächtens ungesehen auf das Werftgelände
kam, es Hanno Borchert war. »Mit einer Leiche mal so eben den Zwei-Meter-Metallzaun
zu erklimmen, erscheint mir unwahrscheinlich«, fügte sie darum hinzu.
    Hanno Borchert wiegte
mit heruntergezogenen Mundwinkeln bedächtig seinen Schädel hin und her. »Tja …
Tja … Da haben Sie wohl recht, aber über ‘n Zaun muss man gar nicht. Da gibt
das ‘ne viel einfachere Lösung.«
    Lyn sog die Luft ein.
Bingo!
    »Hinten, beim
Getreidesilo am Fähranleger haben wir ja auch noch ‘n paar kleine Gebäude
stehen, und die muss der Kolle, also unser Nachtwächter, bei sei’m Rundgang
auch immer kontrollieren. Und dafür muss er durch ein kleines Tor. Das müsste
er denn ja eigentlich hinter sich so lange zumachen, aber ich weiß ganz genau,
dass der bequeme Hund dann nicht immer abschließt.«
    »Woher wissen Sie das?«,
hakte Lyn nach.
    »Na, weil Kolle das ja
selbst erzählt hat. Einmal hat ihn nämlich der Boss erwischt, und denn hat das
‘n ordentlichen Anpfiff gegeben. Aber so was geht unserm Kolle am Arsch vorbei
… Wenn ich das mal so sagen darf«, entschuldigte Hanno Borchert sich grinsend.
    »Wie Ihnen der Schnabel
gewachsen ist«, forderte Lyn den Werftarbeiter lächelnd zum Weiterreden auf. »Wir
sind hier auch keine Klosterschwestern.«
    »Mehr gibt’s eigentlich
nicht zu sagen«, endete Hanno Borchert, »ob Sie da nun was mit anfangen können,
müssen Sie selbst wissen.«
    »Gehen wir mal davon
aus, Kolle lässt tatsächlich das Tor auf und geht zu den Werftgebäuden
hinüber«, legte Lyn Hanno Borchert ein Szenario vor, »was glauben Sie, wie
lange wäre er weg? Wie lange wäre das Tor am Fähranleger unverschlossen?«
    »Lange genug«, winkte
der Werftarbeiter ab, wissend, worauf sie hinauswollte. »Bis zu der Jacht, die
betankt werden sollte, sind das von da nur ein paar Schritte.«
    Der Täter müsste mit der
Leiche nicht mal durchs Dorf, spann Lyn den Faden gedanklich weiter. Und ein
Auto wäre am Fähranlegerparkplatz nicht aufgefallen. Die Störfähre fuhr nur bis
zwanzig Uhr.
    Ein leichtes Klopfen und
der in der Küchentür erscheinende Kopf ihrer Ältesten holten Lyn aus ihren
Gedankengängen.
    »Guten Morgen«, grüßte
Charlotte den Gast höflich und sah dann ihre Mutter an. »Mama, dauert’s noch
lange?«
    »Ich bin schon weg«,
rief Hanno Borchert aus und stand auf.
    Lyn brachte ihn zur Tür.
»Danke für Ihr Kommen«, sagte sie und gab ihm die Hand, »und grüßen Sie den
Herrn Behn. Die Idee mit dem Tank finde ich grandios.«
    »Ich fahr jetzt erst mal
in Urlaub«, sagte Hanno Borchert und wandte sich nach links Richtung
Schulstraße. »Meine Rita wartet schon auf der ›Sünnschien‹. Die geht heute noch
in den Nord-Ostsee-Kanal und denn die dänische Küste hoch.«
    »Hätte ich mir denken
können, dass Sie ein Boot haben«, lachte Lyn, während
sich ihre Töchter rechts an ihr vorbeiquetschten und zum Friedhofstor rannten,
hinter dem der Beetle stand. Wie jeden Morgen begann der Kampf um den Platz auf
dem Beifahrersitz. Sophie zerrte gerade am

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